PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
Nähe zum Zentralsystem.«
Allmählich konnte auch die fünfte Stufe der Upanishad meine Ungeduld nicht mehr im Zaum halten. Das Schicksal des Residenten stand auf dem Spiel, und Lampedusa hielt mir weitschweifige Vorträge über Aras, Arkoniden und das Universum an sich.
»Vielleicht können wir den Residenten als terranischen Diplomaten ausgeben«, schlug Lampedusa plötzlich vor. »Die nötigen Papiere müssten zu beschaffen sein. Hat er sein Aussehen ebenfalls. nun ja. verändert?«
Ich nickte, überrascht von diesem Ausbruch an Kreativität. »Diplomatische Immunität, das wäre eine Möglichkeit. Dann brauchten wir allerdings Papiere für zwei Personen.«
»Für zwei? Für wen denn noch?«
»Alles zu seiner Zeit.« In meinem Kopf bildete sich langsam tatsächlich so etwas wie ein Plan, der nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt war, sondern eine gewisse Aussicht auf Erfolg bot.
»Wie heißt das Schiff, auf dem Rhodan sich befindet? Ich nehme an, es kreist in der orbitalen Warteschleife?«
Ich beantwortete auch diese Frage nicht.
»Vielleicht wäre es ganz hilfreich«, fuhr Lampedusa fort, und ich hörte deutlich den beleidigten Unterton seiner Stimme heraus, »wenn du mir reinen Wein einschenkst und mich über die Hintergründe informierst. Was ist geschehen? Wieso seid ihr entführt worden, und von wem? Und wieso hat es euch ausgerechnet nach Ara-lon verschlagen?«
»Lass mich bitte kurz nachdenken«, sagte ich.
»Natürlich.« Lampedusas Stimme klang plötzlich unnatürlich hoch, drohte sich fast zu überschlagen. Ohne eine weitere Erklärung aktivierte er wieder das Akustikfeld. Geistesabwesend beobachtete
ich, wie er ein Interkom-Gespräch führte.
Seine Amtsgeschäfte mussten wirklich sehr dringend sein.
Übergangslos fiel mir ein, woran die Gesichter der beiden Botschaftsangestellten mich erinnert hatten, als ich ihnen offenbarte, dass ich in Wirklichkeit Julian Tifflor war.
An mich selbst. An Aufzeichnungen, die ich mir später wieder und wieder angesehen hatte. Fast 40 Jahre war es her, dass die negative Superintelligenz SEELENQUELL mich mental unterworfen und zu ihrer Hand gemacht hatte. Ich hatte damals als Träger für den Körper Morkhero Seelenquells gedient, der meist auf meinen Schultern gesessen, mich praktisch als Reittier benutzt hatte.
Erst als der Oxtorner und USO-Chef Monkey Morkhero Seelenquell erschossen hatte, war ich von der geistigen Beeinflussung befreit worden. Monkey hatte dabei allerdings in Kauf genommen, mich bei dem Schusswechsel schwer zu verletzen oder gar zu töten.
Einen Augenblick lang hatte ich befürchtet, sterben zu müssen. Und als ich mir dann, nachdem ich knapp, ganz knapp mit dem Leben davongekommen war, Monkeys eigene Aufzeichnungen von dem Vorfall angesehen hatte, hatte ich lange über das absolute Erstaunen auf meinem Gesicht nachgedacht. Erstaunen darüber, dass der Oxtorner tatsächlich schoss. Dass er tatsächlich mein Leben aufs Spiel setzte und bereit war, mich einem höheren Ziel zu opfern.
Wieso dachte ich ausgerechnet jetzt daran? Und wieso verglich ich die - sicherlich berechtigte - Überraschung auf den Gesichtern der Botschaftsangehörigen mit der, die sich auf meinem Gesicht gezeigt hatte, als ich praktisch ein Nahtoderlebnis gehabt hatte?
Lampedusa beendete das Gespräch. »Nun?«, sagte er. »Hast du nachgedacht? Möchtest du meine Hilfe akzeptieren oder lieber versuchen, den Residenten auf eigene Faust in die Botschaft zu schaffen?«
Auf eigene Faust wohl kaum, dachte ich. Selbstverständlich wird das Botschaftspersonal mich dabei unterstützen. Die Frage ist nur, ob ich auf deine Hilfe verzichten werde.
Ich zögerte noch immer, eine Entscheidung zu treffen, doch mir war klar, dass ich nicht darum herumkommen würde. »Entschuldige bitte«, sagte ich schließlich. »Die Ereignisse der letzten vier Wochen haben mich beträchtlich mitgenommen.«
Der Botschafter lächelte schwach. »Das ist völlig verständlich.«
Noch immer brachte ich es nicht über mich, mich Lampedusa vollständig anzuvertrauen. »Wie willst du Rhodan hierher schaffen? Willst du einen Diplomaten der Botschaft an Bord des Schiffes schicken, der ihm und der anderen Person die Papiere übergibt? Es handelt sich nicht um ein offizielles terranisches Schiff. Die Aras werden Fragen stellen, und wir sind nicht in der Position, uns auf diplomatisches Glatteis zu begeben.«
»Das alles wird sich regeln lassen«, sagte der Botschafter.
Im nächsten Moment
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