PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
alles auf eine Karte. »An Bord eines gekaperten AraRaumschiffs im Orbit. Wenn wir ihn nicht schnellstens dort herausholen und in Sicherheit bringen, wird er sterben oder den Behörden in die Hände fallen. Du weißt, was das bedeutet.«
»Imperator Bostich wird sich so oder so freuen«, bestätigte Bo-witz. Er ließ den Datenspeicher wieder auswerfen, steckte ihn ein und zerstrahlte die Konsole mit der Desintegratorfunktion seiner Waffe. Dünne grünliche Nebelschwaden stiegen empor.
»Komm mit«, sagte er dann. »Es wird höchste Zeit. Sie werden jeden Augenblick bemerken, was hier geschehen ist. Wenn sie uns nicht schon längst draußen erwarten.«
Ich zögerte. »Aber. Wir befinden uns auf terranischem Hoheitsgebiet, und meine Identität als Außenminister steht zweifelsfrei fest.« Ich verstummte. Ich hatte gerade mitbekommen, dass der Botschafter ein Verräter war. Zumindest behauptete Bowitz das.
Selbstverständlich war ich hier nicht in Sicherheit.
Die Frage war. wem konnte ich vertrauen? Tankred oder dem Botschafter? Wer trieb hier ein falsches Spiel?
»Du kannst es gern darauf ankommen lassen. Wenn du überleben und Rhodan helfen willst, folgst du mir besser.« Der Agent drehte sich um und ging auf die Wand zu, die sich einfach aufgelöst hatte.
Ich zögerte kurz und traf dann meine Entscheidung.
Ich folgte ihm.
Nun erkannte ich den wahren Grund für das Holo: Hinter den altmodischen Regalen befand sich in Wirklichkeit eine stählerne Wand, in die Paralysatoren eingelassen waren, mit denen man den gesamten Raum berieseln konnte - der letzte Schutz für den Botschafter, falls das eigentlich Undenkbare geschehen und das Gebäude tatsächlich attackiert werden sollte.
Der hell beleuchtete Gang verlief die ersten Meter horizontal, erst dann führten Treppen in die Tiefe. Fast ganz Aralon wurde von unterirdischen Stockwerken durchzogen; wahrscheinlich hatten die Erbauer des Geheimgangs diesen Umstand ausgenutzt und irgendwo unbemerkt eine Abzweigung gezogen.
Bowitz legte ein scharfes Tempo vor; ich hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. »Der Botschafter war über die Existenz dieses Ganges doch informiert?«, rief ich ihm zu. »Warum hat er dann nicht verhindert, dass du ihn benutzt?«
Meine Stimme hallte, genau wie meine Schritte, dumpf wider. Ich bemerkte Geräte an und Paneele in der Wandverkleidung aus irgendeinem ortungshemmenden Material; offensichtlich waren hier Instrumente installiert, die den Gang zusätzlich ortungstechnisch abschirmten, um eine zufällige oder gewollte Entdeckung zu verhindern. Ich fragte mich, wie viele Koffer Diplomatenpost hier verbaut worden waren.
Bowitz lachte leise. »Das wollte er. Er hat sämtliche Zugangskodes permanent verändert, aber ich war ihm immer einen Schritt voraus.
Er hat mich bei fast jedem unserer Gespräche als paranoid bezeichnet.« Dabei klang seine Stimme etwas entrückt.
»Weshalb hast du ihn zurückgelassen? Er hätte uns vielleicht wichtige Informationen geben können.«
Bowitz klopfte auf die Hosentasche, in der er den Datenspeicher verstaut hatte. »Ich habe, was ich brauche.« Er sprach leiser. »Und ich bin kein Mörder. Oder hättest du ihn den ganzen Weg über tragen wollen, Tifflor?«
»Du bist der Experte«, keuchte ich.
Bowitz blieb abrupt stehen. Er wartete, bis ich ihn eingeholt hatte, packte mich am linken Oberarm und schob mich gegen die Wand. Nein, durch die Wand. Auch an dieser Stelle hatten die Erbauer des Fluchtwegs mit Holos gearbeitet, die zumindest einer flüchtigen optischen Untersuchung standhielten.
Ich spürte, wie ich den Boden unter den Füßen verlor. Einen Moment lang glaubte ich, in einen Abgrund zu stürzen.
»Schließ die Augen!«, flüsterte Bowitz dicht neben mir.
Ich tat wie geheißen und spürte sofort, dass ich nicht fiel, sondern im Gegenteil aufwärts schwebte.
Ein Antigravschacht! Wir hatten das Ende - oder zumindest einen Ausgang - des Fluchtwegs erreicht und näherten uns wieder der Oberfläche.
Ein starkes Schwindelgefühl erfasste mich, ungewöhnlich bei einer Antigravbenutzung. Ich vermutete, dass in dem Schacht zahlreiche Geräte installiert waren, die bei unbefugten Eindringlingen Sinnesstörungen herbeiführten.
»Augen geschlossen halten«, hörte ich Bowitz' Stimme dicht an meinem Ohr, und im nächsten Moment ließ das Gefühl wieder nach. Dennoch hatte ich jede Orientierung verloren und schwankte so stark, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, als der TLD-Agent mich
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