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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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mitzumischen. In dem Fall wurde es Zeit. Sie mussten lernen, dass ein im Handel mit Springern gegebenes Wort mehr wert war als jedes lächerliche Dokument.
    »Ich lasse mir ungern die Zeit stehlen«, stellte Ozwach fest. »Sie ist das Wertvollste, über das ich verfüge.«
    Er lachte selbst über seinen Witz. Brüllte diesen Emporkömmlingen seine Verachtung entgegen. »Schert euch zum Teufel!«, herrschte er sie an. »Der soll doch auf Terra wohnen, wenn ich mich nicht irre.«
    Er wandte sich einfach um, ging auf das Schott zu. Seine innere Anspannung endete an dem Panzer des Zorns, mit dem er sich umgab. Er hatte seine Gesprächspartner genau beobachtet, hatte sich davon überzeugt, dass sie keine Waffen trugen. Doch hundertprozentig sicher durfte man sich eines solchen Eindrucks nie sein. Viele hatten eine Fehleinschätzung mit dem Tod bezahlt.
    Ozwach war angespannt. Schließlich ging es nicht um eine banale Drogenlieferung, sondern um Antazymol und damit um ein erkleckliches Sümmchen. Für 15 Millionen Galax Endwert hätte er für niemanden die Hand ins Feuer gelegt.
    Mit der Zunge tastete er über seinen vorderen linken Eckzahn. Die Schaltung war aktiv; er musste nur noch kurz drücken, um seinen Individualschirm aufzubauen. Bevor Kapitän Grenon ihn womöglich rücklings niederstreckte.
    Ozwach traute diesem Terraner nicht. Der Mann, hatte er nach der letzten Lieferung herausgefunden, durfte sich auf Welten der LFT nicht mehr blicken lassen. Galaxisweit war der Terranische LigaDienst auf der Suche nach ihm. Andererseits: Wohin sollte Grenon sich zurückziehen, sobald er einen THAU-Händler hinterrücks niederstreckte und sich damit auch die Springer zu Feinden machte?
    Dass der Kapitän des Seelenverkäufers ihm ebenfalls nicht traute, stand auf einem anderen Blatt. Ozwach konnte gut damit leben. Grenon war auf ihn als Abnehmer für das Antazymol angewiesen,
    halb legale Geschäfte folgten eben besonderen Regeln.
    Das Schott glitt vor ihm auf. Ozwach wartete darauf, dass die Terraner ihr Versagen endlich eingestanden; bis eben hatte er nur Ausflüchte gehört.
    »Darrin Ariel war bei dir?«
    Ozwach ging weiter. Er fühlte sich nicht angesprochen. Vielleicht, sagte er sich, war Darrin Ariel der Mann, der sich ihm als Perry vorgestellt hatte, vielleicht auch nicht. Aber das spielte keine Rolle. Er hatte die Lieferung, und sie hatte ihn keinen müden Galax gekostet. Grenon konnte das nicht wissen. Und was auf der BLUE MOON geschehen sein mochte, wie dieser Darrin, Perry oder wer immer das Päckchen an sich gebracht hatte, interessierte ihn nicht. Noch war der Kapitän entsetzt über den Verlust; Ozwach wäre das an seiner Stelle auch gewesen. Aber Grenon würde bald einsehen, dass die Ware für ihn verloren war. Was blieb ihm anderes übrig, als die Scharte schnellstmöglich auszuwetzen? Vielleicht würde er schon in einem Jahr wieder liefern können.
    Lamos Ozwach war an Bord des altersschwachen Kugelraumers gegangen, weil ihm ein Tag Hinhaltetaktik des Kapitäns genügte. Sobald der Gelau auf der Trümmerbrücke erschien, wollte er den Seelenverkäufer nicht mehr in der Nähe wissen.
    »Warte, Lamos!«
    Unter dem Schott wandte der Springer sich um, griff sich mit einer Hand in den Bart und verkrampfte die Finger um die Zopfenden. Deutlicher konnte er seinen Unmut nicht zum Ausdruck bringen.
    »Die Ware wurde gestohlen«, sagte der Kapitän. »Ich vermute, dass der Dieb versuchen wird, sie zu verkaufen.«
    Ozwach lachte dumpf. »Das geht nur über mich«, erklärte er.
    »Eben.«
    Fragend kniff der Händler die Augen zusammen. »Mein Kontor wurde bislang nicht kontaktiert. Aber jetzt verstehe ich, weshalb ungewöhnlich viele Besatzungsmitglieder der BLUE MOON das Schiff verlassen haben. Nicht, um sich zu vergnügen, sondern um die Trümmerbrücke zu durchsuchen.« Der Ärger kehrte in sein Gesicht zurück, auf seiner Stirn schwollen Zornesadern an. Ozwachs Stimme wurde lauter und klang mit einem Mal herausfordernd aggressiv. »Das THAU-Konsortium wertet ein solches eigenmächtiges Vorgehen nicht nur als Verstoß gegen die gewährte Gastfreundschaft, sondern darüber hinaus als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Trümmerbrücke. Was würde wohl geschehen, wenn wir Händler einen Durchsuchungstrupp auf die BLUE MOON schickten?«
    Kapitän Grenon schwieg. Nur seine Fäuste öffneten und schossen sich hektisch.
    »Zehn Millionen Verlust, das ist keine geringe Summe«, sagte Ozwach schon deutlich milder.

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