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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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seiner grenzenlosen Einsamkeit endlich zu ersticken.
    Sein Lachen, das merkte Ignats Gorgides selbst, klang mit einem Mal wieder kläglich. Gar nicht mehr freudig, sondern furchtsam. Oder war das schon nackte Angst? Ignats mochte sie nicht, die Trümmer, den Schrott, die Abfälle, die den Weltraum rund um die Trümmerbrücke vergifteten. Trotzdem ging er jeden Tag von Neuem hinaus, und er würde das morgen wieder tun und übermorgen ebenso - so lange, bis das Nichts wirklich zurückschlug. Er würde keineswegs der Erste sein, der elend sein Leben verlor, und ganz gewiss nicht der Letzte.
    Stimmen hallten aus dem Funkmodul. Sie redeten durcheinander, klangen zumeist schrill und aufgeregt in der Hektik der Arbeit. Die Trümmerlotsen, die jetzt noch in der Lage waren, ganze Sätze ruhig zu Ende zu bringen, standen unter Drogen. Drogen machten aus den Frauen und Männern körperliche Wracks, aber sie halfen, den Druck der Schichtarbeit durchzustehen. Ignats Gorgides fragte sich, wie seine Stimme sich wohl anhörte, wenn sie aus den Lautsprecherfeldern der anderen Kraken erklang.
    Sein Fahrzeug folgte der programmierten Rotation. Der Stern, den Ignats gesehen zu haben glaubte, musste um zwei Rautenfenster weitergewandert sein. Noch einmal versuchte er, diesen eigenwilligen Reflex wiederzufinden, er nahm all seine Sinneskraft zusammen, die ihm der Dreier verlieh und die sich doch viel zu schnell wieder abbaute.
    Jemand brüllte seinen Namen. Eine andere Stimme hallte noch lauter durch die enge Kabine mit der umlaufenden Arbeitskonsole.
    Beinahe gleichzeitig erfüllte den Innenraum des Kraken ein grelles Violett. Die Warnfarbe, an die er sich nie gewöhnen würde, riss Gor-gides aus seiner angespannten Konzentration heraus.
    Kollisionsalarm!
    Siedend heiß durchlief es den Trümmerlotsen. Jedes Anzeichen von Erschöpfung war in dem Moment wie weggewischt, weil der Dreier seine letzten Reserven mobilisierte. Dass es Reflexe und Sinneswahrnehmung schärfte, machte alle Nebenwirkungen unerheblich. Mehr als einmal war Gorgides nur wegen dieses Eyemalin-De-rivats mit dem Leben davongekommen.
    In nächster Nähe des Kraken schwirrte etwas durch den Raum, das bislang in keinem Ortungsprotokoll verzeichnet war. Anders konnte es nicht sein. Ignats Gorgides' Hände griffen in die Schaltflächen.
    Sämtliche Scheinwerferbatterien, von denen eben erst zwei aktiv gewesen waren, flammten auf. Sie verwandelten den Kraken in ein gleißendes Tiefseeungeheuer auf der Jagd nach Beute. Ignats Gorgi-des zog diesen Vergleich stets heran, weil er ihn an bessere Zeiten erinnerte, als er noch Angehöriger eines Erkundungsteams gewesen war. Die Suche nach submarinen Bodenschätzen hätte er ewig fortsetzen wollen.
    Heute fischte er nach Treibgut. Wohlstandsmüll.
    Keine Ortung.
    Gorgides murmelte eine Verwünschung. Die Sensoren versagten schon wieder, denn der Krake war seit ebenso vielen Jahren wie er im Einsatz. Dass das Ding längst verschrottet gehörte, wollte er nicht hören.
    Die vermeintliche Supernova musste ein Fragment gewesen sein, das flüchtig in einen Lichtkegel geraten war. Gorgides entsann sich der Position. Wenigstens ungefähr. Eine einzige Kapsel Dreier machte solche Leistungen möglich. Selbst jetzt, nach fünf Stunden anstrengendem Dienst, ratterte er die Koordinaten herunter, ohne darüber nachzudenken. Das Funkmodul übertrug jede Äußerung zu den in nächster Nähe befindlichen anderen Lotsen. Maximaldistanz eine Drittellichtsekunde. Gorgides war Tefroder. Als solcher dachte er nicht in den arkonidischen Maßsystemen, die von den Springern ebenfalls verwendet wurden, sondern bediente sich der terranischen Werte. Keineswegs jeder seines Volkes dachte so - er schon, und bislang war er damit nicht schlecht gefahren.
    Zwei Lotsen bestätigten die Angaben. Aber sie hätten ihre laufende Arbeit unterbrechen müssen, ohne sich selbst damit zu gefährden, dann die schwache Nahbereichsortung neu einrichten - zu lange!, befürchtete Gorgides.
    Er spürte, dass die Bedrohung verdammt nahe war, ohne dass er zu sagen vermocht hätte, um was es sich handelte.
    Immer noch keine eigene Erfassung. Die Drehung hatte den Kraken inzwischen so weit herumgeführt, dass Gorgides die Trümmerbrücke aus dem Nichts auftauchen sah. Hinter dem zerklüfteten Steg mit den angekoppelten Frachtraumern ging soeben die Sonne Cjuis auf. Obwohl der Stern weit entfernt war und der Steg über keine im Außenbereich gebundene Atmosphäre verfügte, schienen

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