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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Jahre waren daraus geworden. Er dachte nicht darüber nach, ob er etwas an diesen Jahren bereute. Sie waren vergangen - und wären es anderswo auch.
    In sich zusammengesunken, hing Ignats Gorgides inzwischen wie ein Häufchen Elend in seinem durchgewetzten Sessel, der nie über Sicherungsgurte verfügt hatte. Ihm fielen die Augen zu; er war müde geworden.
    Wieviel Sold stand noch aus? Der Gedanke war plötzlich da und schreckte ihn auf.
    Morgen, dachte er. Jetzt fühlte er sich zu erschöpft für lange Berechnungen. So um die fünfzig Galax... Ich werde sie diesem Fettwanst Ozwach nicht schenken, bestimmt nicht...
    Und seine Informationslieferung für die Liga? Es wurde Zeit für ihn, eine neue reißerische Geschichte zu erfinden. Seit Wochen hatte er nichts mehr an den TLD gemeldet, dabei zahlten die auf Terra gut. Der Liga-Dienst sammelte jedes noch so schräge Gerücht über Blues oder Aras und Arkoniden. Ignats Gorgides verglich alle galaktischen Geheimdienste mit einem unersättlichen Moloch; man konnte in sie hineinstopfen, was man wollte, sie fraßen die Informationen unbesehen und ohne daran zugrunde zu gehen.
    Wenn ich. nur noch Detailwissen erfinde? Der Handel. geht g ut .
    Jemand räusperte sich hinter ihm.
    Gorgides streckte sich, aber sofort pulsierte eine neue Schmerzwoge durch seinen Körper. Sie nahm wieder unter der Schädeldecke ihren Anfang. Erst als er aufhörte, sich zu bewegen, ebbte der Schmerz langsam wieder ab.
    Das Räuspern wiederholte sich. Lauter als zuvor. Dazu ein unheilvolles Klacken, als beiße jemand rhythmisch und ungeduldig mit den Zähnen aufeinander. Träge öffnete Ignats Gorgides die Augen.
    Er blickte geradewegs in das bärtige, rot angelaufene Gesicht des THAU-Händlers.
    »Was ist mit dem Kraken?«, herrschte Ozwach ihn an.
    Ignats Gorgides wollte zu einer ebenso heftigen Erwiderung ansetzen, konnte es aber nicht. Er war wie gelähmt und brachte nicht einmal ein heiseres Ächzen über die Lippen. Und schon fielen ihm die Augen wieder zu.
    »Den Schaden wirst du mir ersetzen, Gorgides! Kapierst du? Ersetzen, jeden Galax.«
    Irgendwo zwischen den tobenden Kopfschmerzen fragte sich der Trümmerlotse, wie der Händler überhaupt an Bord des Kraken gekommen sein konnte. Das war eigentlich unmöglich. Es gab keine Druckschleuse, und wenn jemand von außen das Schott öffnete. Gorgides' Gedankengang brach jäh ab, als Ozwach zupackte, seine Finger in den dünnen Bordanzug krallte und ihn schüttelte.
    Immer heftiger beutelte ihn der Springer. Gorgides wurde von einer Seite zur anderen geworfen, dabei wollte er doch nur schlafen. Einfach nur in Frieden seiner Erschöpfung nachgeben, diesem unerträglichen Gefühl des Ausgebranntseins.
    Jetzt eine Kapsel Dreier schlucken. Aber in seinen Taschen steckte keine mehr, die letzte hatte er vor Antritt seiner Schicht geschluckt, wie jedes Mal, bevor er sich in den Kraken zwängte, wenn er seine Furcht überwinden musste, in dem gläsernen Sarg hinauszufliegen.
    Mühsam blinzelte Ignats Gorgides unter seinen bleiern schwer gewordenen Lidern hervor. Ozwach war verschwunden, er war nichts als eine Halluzination der nachlassenden Wirkung des Derivats gewesen - doch das Schütteln hatte Bestand.
    Obwohl ein dumpfes Dröhnen durch den Kraken rollte, schreckte erst ein grässliches Splittern Ignats Gorgides vollends aus seiner Lethargie auf. Er riss die Augen auf, so weit, bis er das Gefühl hatte, sie würden ihm aus den Höhlen fallen.
    Zwei Fangarme klebten an der Sichtscheibe vor ihm. Dutzende handflächengroße Saugnäpfe erschienen ihm wie eine unheimliche Bedrohung. Sie rüttelten an seinem halb wracken Gefährt, als wollten sie es aufbrechen. Erst nach einer Weile ließen die Erschütterungen nach.
    Ignats Gorgides begriff, dass ihn die Freunde nicht im Stich gelassen hatten. Wenigstens ein anderer Krake war ihm gefolgt und schleppte ihn nun zur Trümmerbrücke zurück.
    Der Lotse schaffte es nicht, die Augen offen zu halten. Nicht nach sieben Stunden Schicht und der schwer einzuschätzenden Zeitspanne seitdem.
    Er war erschöpft und sehnte sich nur noch nach Ruhe.
    »Ich verstehe ihn nicht mehr«, sagte Julian Tifflor. »Was will er wirklich damit erreichen? Einer derart vagen Spur zu folgen.«
    Minutenlang war er in seiner Kabine auf und ab gegangen. Wie ein gefangenes Raubtier in seinem Käfig. Und genauso fühlte er sich. Eingesperrt. Gefangen in einer Situation, die ihm immer weniger behagte.
    Mit beiden Händen massierte er seine

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