PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
einen Moment auf und vergingen. Die des Sechzehnten hingegen. nun, sie waren etwas ganz Besonderes. Sie gaben ihm mehr Erleichterung als jene Memokriecher, die in seiner Heimstätte auf ihn warteten.
Roboter, die er sonst stets um sich geschart hatte, blieben auf sein Räuspern zurück. Der Stock wies ihm den Weg. Ruhig und sachlich tat er es, ganz entgegen der Programmierung der letzten Tage.
Seine Ungeduld wuchs. Er befahl dem Rasen unter seinen Füßen, ihn schneller zu tragen, ihn über sorgsam eingeimpfte Beschleunigungslamellen zum Ziel zu bringen.
Er sinnierte über einen Namen, der zu diesen Stunden der Erholung passte. Er hatte so viele verwendet. Manche waren über Epochen hinweg mit seiner Identität verschmolzen, andere waren nichts als vorbeihuschende Schatten im Lauf der Zeit gewesen.
Sollte er sich selbst gegenüber die Wahrheit bekennen? Seine urei-genen Namen annehmen?
Ja. Eine gute Idee. Dies würde ihm vielleicht den Hauch von. Unschuld zurückgeben, die er vor langer, langer Zeit einmal gehabt hatte.
Heute würde er Aset-Radol sein.
Landschaften endeten, andere begannen. Feinst abgestimmtes Sonnenlicht sorgte für ein angenehmes, prickelndes Hitzegefühl auf seiner Haut.
Aset-Radol hieß dem Rasen, die Geschwindigkeit zu verringern. Zwillingsbäumchen umarmten einander mit paarungswilliger Bereitschaft. Das knorrige Lechzen war Ausdruck ihrer Wollust. Sie spürten die Präsenz des Sechzehnten Yakuva-Baumes, und sie freuten sich mit ihm über dessen Knospung.
Er beobachtete eine Zeit lang die beiden Bäumchen. Sie berührten einander, fuhren sich mit Blätterbüscheln über die sorgsam versteckten Schambereiche und flüsterten Liebesbekundungen, die sich mit dem Seufzen des Windes gleich darauf wieder verloren.
Der Augenblick brach. Ja. Er brach. Wie ein dürrer, toter Ast im Sturm. Die Wirkung des Yakuva-Baums ging verloren. Der Wind hatte sich gedreht.
Neuerlich fühlte sich Aset-Radol von innerer Unruhe und Sehnsucht gepackt. Er beendete den Rasentransport und schritt nun wieder selbst aus. Seine freie Hand streichelte über hoch stehende, noch niemals von einer Erntemaschine gepackte Gräser. Er fasste nach einer türkis schimmernden Ähre, ließ vom Stock ihre innere Zusammensetzung überprüfen und schob sie sich dann zwischen die Zähne.
Neben einem fröhlich sprudelnden Bach ging es forsch bergauf. Aset-Radol machte mit wachsender Vorfreude Schritt um Schritt. Er meinte, das aufgeregte Geschnatter des Yakuva-Baums bereits hören zu können. Er befand sich wahrscheinlich in der nächsten Niede-rung. Aset-Radol hatte seine mechanischen Beobachter angewiesen, den Baum niemals zu beobachten und ihm jegliche Freiheit zu lassen. Er war äußerst labil; er warf nur dann Früchte, wenn er mit sich und seiner Umwelt zufrieden war.
Die Kuppe war erreicht. Drei Felsen lagen da, ineinander ver-knäult und verschmolzen. Hatte er ihnen irgendwann Leben eingehaucht und beobachtet, was sie miteinander anfingen? Ob sie, ähnlich wie er, mit ihrer Langlebigkeit zu kämpfen hatten? Aset-Radol wusste es nicht mehr.
Da war der Yakuva-Baum.
An der schmalsten Stelle des tief eingekerbten Tals hatte er seine Wurzeln geschlagen. Er überdeckte alles in seiner Umgebung. Bei aller Freundlichkeit, die von ihm ausging, wirkte er aufgrund seiner Größe doch auch zerstörerisch auf das, was in seinem Umfeld zu gedeihen versuchte. Sonnenstrahlen fächerten über seinen Wipfel hinweg, der eifrig pumpende Stamm lag im tiefen Schatten. Er sog Wasser aus dem nahen Gewässer, das hier den Kräften der Schwerkraft nicht gehorchte. Es floss hügelan und hügelab; so, wie es die andromorphen Landschaftswärter auf seinen Wunsch hin irgendwann festgelegt hatten.
Aset-Radol atmete tief ein, bevor er den Abstieg begann. Mit sicherem Tritt und ohne Hilfe des Stocks glitt er hinab. Da und dort riss er ein Büschel Gras aus. Dressierte Käfer würden die Narben binnen kurzer Zeit repariert haben - wenn er es denn wollte.
Nun, diese Entscheidung würde er morgen treffen. Nach seiner Rückkehr.
Je weiter er hinabstieg, desto kühler wurde es. Der Schatten des Yakuva-Baums erzeugte eine besondere Kälte, die man angesichts dieses wundersamen Geschöpfs nicht erwartete. Keuchend langte er in der Kerbe des Tals an. Die viele Bewegung war ungewohnt, und deshalb umso. schöner für Aset-Radol. Er fühlte sich wohl.
Er beugte sich hinab, schöpfte Wasser und trank in ruhigen Schlucken.
Es schmeckte köstlich.
Sein
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