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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und ich sah die Tiere keine vierzig Meter von mir entfernt dicht an dicht in die Höhe streben, ungefähr dort, wo Felsbrocken schon etliche von ihnen nach unten gerissen hatten.
    Die Jäger dröhnten vorbei. Ihre starr eingebauten Buggeschütze feuerten in die Ebene hinaus.
    Mit dem Flugaggregat folgte ich dem ansteigenden Felsband. Da war ein V-förmiger Einschnitt im Stein, dreißig, vierzig Meter hoch, aber nicht sonderlich breit. Die Tiere drängten sich davor, behinderten sich gegenseitig, einige versuchten, weiter nach oben zu klettern und den Zugang auf die Weise zu erzwingen. Die es fast schon geschafft hatten, holte ich mit mehreren Schüssen zurück.
    Wer immer sich in der Felsspalte gegen die Angreifer zur Wehr setzte, er hatte offensichtlich nichts Wirkungsvolleres als Steine zur Verfügung. Der Einschnitt lag in Finsternis, aus der Höhe herab gewahrte ich lediglich im Infrarotscan drei menschliche Gestalten. Sie wichen langsam zurück, weil die Tiere sich von den Steinwürfen nicht mehr beeindrucken ließen.
    Die drei hatten keine Chance mehr. Lediglich einige Minuten lang würden sie die Tiere vielleicht noch auf Distanz halten können.
    Ich ließ mich in der Spalte nach unten sinken. Zwei angreifende Vierbeiner knickten unter meinen Desintegratorschüssen ein, die nachfolgenden stiegen einfach über sie hinweg. Zwar ortete ich einen tragbaren Schirmfeldprojektor, mit dem die Schiffbrüchigen bis vor kurzem den Zugang zur Felsspalte abgeriegelt hatten, doch seine Energie war bis auf ein Minimum aufgezehrt.
    Irrlichternde Entladungen zuckten auf, als eines der Tiere über dem Projektor zusammenbrach und zwischen den Polen verkohlte.
    Die drei Schiffbrüchigen bemerkten mich erst, als ich neben ihnen landete. Sie trugen verdreckte zerschlissene Bordkombinationen, nicht einmal Raumanzuge, und einer von ihnen …
    … siedendheiß durchfuhr es mich, eine Mischung aus ungläubiger Freude und Entsetzen. Ich kannte dieses Gesicht, auch wenn ich es nie anders als auf holgraphischen Fotos gesehen hatte Das markante, trotzig vorgereckte Kinn und die ausdrucksstarken Augen waren unverkennbar. Trotz des Drecks und der Blutkrusten.
    »Michael!«, entfuhr es mir.
    Er starrte mich an, überrascht und verständnislos, und schien mich hinter dem geschlossenen Helm nicht zu erkennen. Im selben Sekundenbruchteil wandte er sich schon wieder um, raffte Steine auf und schleuderte sie den herandrängenden Tieren entgegen. Nicht einmal mit dem Desintegrator konnte ich sie zurückdrängen, bestenfalls vorübergehend aufhalten.
    »Ich trage euch nach oben!«, rief ich. »Komm her, Michael!«
    Er starrte mich ungläubig an. Dann schien er im schwachen Widerschein meines Helmscheinwerfers den Namenszug auf dem Raumanzug entziffert zu haben. »Hannah zuerst, Onkel Reginald«, stieß er keuchend hervor. »Ich komme schon klar.«
    Nur mehr wenige Meter trennten uns von den Angreifern. Für Diskussionen blieb keine Zeit. Ich warf Michael den Desintegrator zu, packte die Frau um die Hüfte und beschleunigte. Der Aufstieg dauerte ein paar Sekunden länger, weil das Tornisteraggregat die doppelte Last zu tragen hatte. Hannah hatte Michael die Frau genannt — Hannah Angel, die Kommandantin der EX-411? Mehr als ihr dreckverklebtes rotbraunes Haar und ein verschwollenes, zugleich ausgezehrtes Gesicht registrierte ich von ihr nicht. Wortlos setzte ich sie über dem Einschnitt ab und ließ mich sofort wieder absinken …
    … und erstarrte. Die grazilen Rüsseltiere drangen ungehindert in den Felsspalt ein. Ich sah die beiden Männer unter krampfartigen Zuckungen zusammenbrechen und unter den langbeinigen Leibern verschwinden, und war mit bloßen Händen verdammt hilflos. »Nein!«, hörte ich mich schreien: »Michael!«
    Selten hatte ich mich so ohnmächtig gefühlt und noch dazu verhöhnt. Zuckend reckten sich mir etliche Rüssel entgegen, einige Tiere begannen, an den fast senkrechten Wanden emporzuklettern.
    Vor meinem inneren Auge sah ich die EX-414 aus allen Geschützen feuernd über dieser Region des Planeten schweben. Tief fraßen sich die Thermostrahlen in die Planetenkruste vor und vernichteten die Leuchtpflanzen und die Tiere, die in einer unüberschaubaren Stampede vor den tödlichen Gluten flohen. Ein Jägergeschwader raste über die Ebene hinweg und legte einen Bombenteppich.
    Auf gewisse Weise genoß ich diese Vorstellung. Sie beruhigte mein aufgewühltes Inneres und den Schrei nach Vergeltung. Obwohl ich deswegen vor mir

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