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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schien.
    Die Energieortung erfolgte überraschend. Es gab keine genau definierbare Quelle; die Messung erstreckte sich über mehrere tausend Quadratkilometer Ausdehnung, und die Werte waren viel zu gering, um an Kraftwerke oder ähnliches denken zu lassen. Trotzdem verringerte ich die Geschwindigkeit weiter.
    »Was ist das?«, stieß der Zweite Pilot neben mir überrascht hervor.
    Das blaue Leuchten, das eben über den Horizont heraufgestiegen war, und das ich für eine atmosphärische Erscheinung gehalten hatte, schien das Land zu bedecken wie ein dichter Pflanzenteppich. Es war ein faszinierender Anblick, mit zunehmender Dunkelheit immer neue blaue Kreise entstehen zu sehen. Sie berührten einander, überlappten und verdrängten sich und schienen höher zu wachsen, so, wie Blüten sich der Sonne entgegenstreckten, nur daß diese Erscheinungen offensichtlich die Dunkelheit suchten.
    Es war ein unruhig wogendes Meer, in dem geisterhaft zuckende Entladungen häufiger wurden und, wo sie zusammenstießen, in funkensprühenden Entladungen vergingen. Über allem hingen düstere Wolkenbänke, deren Ränder im Sternenschein fahl glommen und wie ein ausgedünntes Spiegelbild des blauen Leuchtens wirkten.
    »Das sind chemische Vorgange«, hörte ich einen Mann des Landungstrupps hinter mir sagen. »Bei Tag sehen wir vermutlich meterhohe trichterförmige Pflanzen, bleich, möglicherweise transparent, auf jeden Fall ohne Chlorophyll. — Ich würde gerne einige Proben zur Untersuchung mitnehmen.«
    Beinahe hätte ich die Anzeige der Relieftaster übersehen. Das Land war eben und eintönig, stieg nur nach Südosten terrassenförmig an. Etwa fünfzig Kilometer querab existierte eine größere Erhebung, eigentlich nur ein gut dreißig Meter hoch aufragender Hügel, aber nicht er fesselte meine Aufmerksamkeit, sondern die beiden schlanken und ein mehrfaches höheren Felssäulen, die wie einsame Türme in die Höhe ragten.
    Ein Déjà-vu-Erlebnis? Auf den ersten Blick erschien mir diese Formation so vertraut, als hätte ich sie schon ungezählte Male gesehen. Auch ohne die Vergrößerung zu bemühen, wusste ich genau, daß kantige Felsblöcke die Nadeln abdeckten, zweifellos hartes Gestein, das die Verwitterung der darunterliegenden Schichten aufgehalten hatte. Sobald die Blöcke eines Tages kippten, würden auch die Säulen erodieren.
    Aber woher ... ? O ja, ich entsann mich. Einige Stunden lag der Traum zurück. Zwei Felsnadeln inmitten dampfenden Dschungels …
    Nur einen Augenblick lang zögerte ich. Obwohl die Ortungen beim geringsten Anzeichen eines Schiffswracks sofort Alarm geschlagen hätten und sogar eine flache Gazelle inmitten der endlosen Ebene wie ein unübersehbares Monument gewirkt hatte, änderte ich den Kurs.
    Wie Meeresbrandung schwappte das blaue Leuchten am Hügel empor. Unaufhörlich. Ohne diese düstere Insel wirklich erobern zu können. Es zeichnete kaum Schatten, aber die wenigen dunklen Reflexe reichten aus, tiefe Schründe im Gestein erkennen zu lassen ...
    ... und die Bewegung.
    Tiere! Eine unüberschaubare Herde; grazile, schlanke Wesen, die auf vier gelenkigen dünnen Beinen zwischen den Felsen kletterten Ihr Rumpf war röhrenförmig und kurz. Der Hals, fast ebenso lang, endete in einer Schädelkapsel, deren beide Hälften braun schimmernde Augen bildeten. Zwischen ihnen ragte ein dünner, gelenkiger Rüssel hervor, der Hals und Rumpf noch an Lange übertraf.
    Sie weideten das blaue Leuchten ab. Deutlich war auf dem Hauptbildschirm zu sehen, wie eines der Tiere seinen Rüssel in einen der blauen Kreise versenkte, dessen Konturen daraufhin verblaßten.
    Fluchtbewegung kam auf. Die Kaulquappe erschreckte die Tiere. Gerade noch dreihundert Meter hoch, zog ich das Beiboot an den Felsnadeln vorbei. Es war eine vage Hoffnung gewesen, die Vermissten hier zu finden, aber wahrscheinlich wurde ich einsehen müssen, daß wir zu spät gekommen waren.
    Ein Thermoschuß zuckte so plötzlich in den Nachthimmel, daß ich Sekunden brauchte, um meine Überraschung zu überwinden.
     
     
    Der Schuß war aus dem Bereich der linken Felssäule abgefeuert worden, nur wenige Meter über der Hügelkuppe. Er wiederholte sich nicht.
    Die starken Suchscheinwerfer unterhalb des Ringwulstes flammten auf. Sie entrissen die Felsen der Finsternis, zeigten rotbraun marmoriertes, tief ausgewaschenes Gestein und eine weit größere Anzahl dieser grazilen Kreaturen, als ich vermutet hatte. Es mußten Hunderte sein, die sich aneinander

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