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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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drängten. Das blaue Leuchten verblaßte im Licht zur Bedeutungslosigkeit und ließ in der Tat fleischige Pflanzenteile erahnen.
    Mit einigen Kilometern Distanz hatte ich das Beiboot zum Stillstand gebracht und an den Zweiten Piloten übergeben. Als ich im Laufschritt die Zentrale verließ, registrierte ich, daß die Landestützen ausgefahren wurden.
    Von der Zentrale bis zur Hauptschleuse auf dem oberen Ringwulstniveau waren es wenig mehr als zwanzig Meter. Ich schaffte es in der Zeit gerade, die Handschuhe Überzustreifen und den Raumanzug zu schließen. Den Transparenthelm klappte ich erst nach vorne und verriegelte ihn, als ich schon gemeinsam mit zehn Männern des Landekommandos in der Schleusenkammer auf den Luftaustausch wartete. Sie waren keine Raumsoldaten, den Status gab es bei der Explorerflotte nicht, hatten aber dennoch eine militärische Ausbildung genossen. In gewisser Weise waren diese Männer und Frauen Allroundtalente, die nicht nur Waffen zu handhaben wussten, sondern auch eine naturwissenschaftliche Grundausbildung vorweisen konnten.
    Einer der Jetpiloten, die momentan noch den äußeren Planeten nach Spuren des vermissten Kugelraumers absuchten, hatte sein Studium der Xenonbiologie mit Auszeichnung bestanden und war anschließend den Werbeaufrufen der Explorerflotte gefolgt. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte er mir gesagt. Welcher junge Mensch träumte nicht davon, zu den Sternen zu fliegen? Der Personalbedarf für unsere neuen Schiffe war jedenfalls enorm, der Andrang junger Männer und Frauen, die ihre Zukunft zwischen den Sternen sahen, ebenfalls.
    Mit dem massiven Ausbau der Explorerflotte hatten wir im Jahr 2130 begonnen. Jedoch waren die ersten Forschungsflüge schon Ende des einundzwanzigsten Jahrhunderts absolviert worden, damals bereits unter der Bezeichnung »Explorer«, nur mit mehr oder weniger konfuser Nummerierung. Vorwiegend hatte es sich um Testflüge zur Erarbeitung eines schlüssigen Konzepts gehandelt, beginnend bei den wissenschaftlich geprägten Besatzungen bis hin zur unumgänglichen Bewaffnung der Schiffe.
    Die Planung, das konnte ich mit Fug und Recht behaupten, war in jeder Hinsicht aufgegangen. Noch in Jahrhunderten würden terranische Explorer in die Tiefe der Milchstraße vorstoßen und mit immer neuen Puzzleteilen zurückkehren und diese in unser Bild vom Universum einfügen. Eines fernen Tages würde der Mensch die Schöpfung in ihrem ganzen Ausmaß verstehen. Aber genau vor diesem Tag war mir bange. Was würde geschehen, sobald es keine Fragen mehr zu beantworten gab? Die Lust am Unbekannten, die Neugierde war stets die Triebfeder menschlicher Evolution gewesen, wahrscheinlich sogar der Motor allen Lebens. Alles zu wissen bedeutete zweifellos nicht nur Stagnation, sondern wohl auch Degeneration.
    Unnötige Gedanken waren das hier und heute. Schließlich begannen wir gerade erst, einen Zipfel aller Geheimnisse zu lüften.
    Das Innenschott hatte sich geschlossen, die Luft wurde abgesaugt. Ich registrierte das kurze Arbeiten des Antigravs. Offenbar brachte der Pilot die Kaulquappe zentimetergenau zu Boden, bemüht, möglichst wenig fluoreszierende Vegetation zu zerstören.
    Flüchtig dachte ich zurück an einige frühere Explorerflüge. Die EX-27 zum Beispiel, die 2070 verschollen und deren Spur erst mehr als fünfunddreißig Jahre später entdeckt worden war. Oder die EX-55, mit der Mausbiber Gucky und der Telepath und Chef des Mutantenkorps, John Marshall, Epsilon Virginis II erreicht und die havarierte CHEYENNE repariert hatten.
    Das Außenschott glitt auf. Vor mir funkelten die Felsnadeln im Scheinwerferlicht. Ringsum wogte das fahle Blau, das erst in einiger Distanz an Intensität gewann. Trotz der dampfenden Lichtfülle war der Eindruck weit imposanter als auf den Bildschirmen.
    Das aktivierte Tornisteraggregat trug mich aus der Schleuse. Zweihundert Meter bis zu den Felsen. Ich registrierte, daß das Leuchten an den Landestützen der Kaulquappe emporleckte; das Schiff war trotz des Antigravs mindestens zweieinhalb Meter tief in den Untergrund eingesunken.
    Unter mir die Vierfüßer, die mich an irdische Wasserläufer erinnerten. Geschmeidig bewegten sie sich zwischen den Blutenkelchen und reckten mir ihre Säugrüssel entgegen. Dicht an dicht drängten sie sich um die Hügelkuppe und brandeten wie eine lebendige Flut gegen die Felsen an. Ich sah diese Geschöpfe übereinander klettern, als wollten sie auf die Weise die steilen und

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