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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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»Ausgerechnet du giltst auf Ondhubar als das Paradebeispiel des Raumfahrers schlechthin.«
    Ich winkte ab.
    »Doch, das ist so«, beeilte er sich zu versichern. »Du hast keine Ahnung, wie das ist, hier draußen am Arsch der Welt — ich meine natürlich, am Rand des Solaren Imperiums. Was vom Solsystem kommt, wird begierig aufgenommen. Und, na ja, der Name Bull tut ein übriges dazu.«
    Daran dachte ich, als ich den beiden startenden Raumschiffen nachblickte, die in der blutroten Abenddämmerung verschwanden.
    Eine laue Brise wehte vom Goshun-See herüber. Einige Augenblicke lang blieb ich stehen und ließ das Panorama auf mich wirken. Ich genoß es, Terrania mit jedem Jahr weiter in die Wüste hinauswachsen zu sehen. Etliche Millionen Einwohner, Umschlagplatz für Waren aus Hunderten Lichtjahren Entfernung, Verwaltungszentrum des Sternenreichs der Menschen — wer hatte das auch geahnt, als wir die STARDUST in der hitzeflirrenden Wüste gelandet hatten.
    Ich beschleunigte meine Schritte wieder. Raumfahrerkneipen hatten mich immer angezogen, das war damals so gewesen und heute keinen Deut anders. Wer ganz oben sitzt, sage ich immer, der verliert sehr schnell den Kontakt. Wie kann ich Entscheidungen treffen, wenn ich das Ohr nicht am Puls des Volkes habe? Ich muß einfach wissen, worüber geredet wird, was der Mann auf der Straße von der großen Politik hält. Und wo sonst, wenn nicht in den urigen, rauchigen Kneipen am Rand der Raumhafen, ist man wirklich mittendrin? Kaum einen kümmert es, ob du Lagerarbeiter bist oder Schiffskommandant, Hauptsache, du spinnst das Raumfahrergarn noch ein wenig dicker als die anderen.
    Ich ließ mich hin und wieder im Venus-Empire sehen, einem von Grünzeug überwucherten pyramidenförmigen Bau. Von innen bot sich ein herrlicher Blick über den Südteil des Raumhafens mit der Frachterabfertigung. Rund um die Uhr herrschte hektische Geschäftigkeit.
    Laura eilte mir entgegen, als ich den Antigravlift auf der vierten Etage verließ. Ihr gehörte der Schuppen, auch wenn sie nicht müde wurde zu betonen, daß die General Cosmic Company das Gelände nur in Erbpacht zur Verfügung gestellt hatte und eine fünfundvierzigprozentige Beteiligung hielt.
    Laura war Afroterranerin, eine robuste, fast schwarzhäutige Schönheit mit drahtigem Silberhaar. Sie hatte mich noch nie mit einem Titel angeredet. »Hallo, Bully!«, platzte sie heraus. »Seit Wochen vermisse ich dich in den TV-News. Sauregurkenzeit? Und vergessen hast du mich auch fast.«
    »Manchmal schadet es nichts, sich rar zu machen.«
    Sie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Das sehe ich anders. Ein guter Charakterkopf ... «Irritiert hielt sie inne. Mein Schmunzeln war wohl eine Spur zu deutlich ausgefallen. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte sie rasch.
    »Wir sollten uns über Nebengeschäfte unterhalten«, sagte ich.
    Laura stutzte und kratzte sich am Hinterkopf. »Ehrlich, Reginald, die Kosten fressen mich auf — dazu Homer G. Adams und sein Gewinnabführungsvertrag ... «
    Ich schüttelte den Kopf. Sie hatte Reginald gesagt, nicht wie üblich Bully. Demnach wußte sie genau, daß ich die Situation kannte.
    »Wie oft war ich in den letzten fünf Jahren hier?«, wollte ich wissen.
    Laura verdrehte die Augen und schien nachzurechnen.
     
    »Streng dich nicht an! Es waren exakt zwanzig Besuche. — Und wie viele Barhocker haben inzwischen den Besitzer gewechselt?«
    »Woher weißt du ... ?«
    »Laura«, sagte ich vorwurfsvoll. »Für wie leichtgläubig hältst du mich eigentlich?«
    Sie seufzte zerknirscht. »Darf John Marshall das — in meinen Gedanken spionieren?« Der Chef des Mutantenkorps verkehrte ebenfalls gelegentlich im Venus-Empire .
    »Das würde Marshall nie tun«, nahm ich den Telepathen in Schutz.
    »Der Mausbiber also«, vermutete Laura.
    »Von mir erfährst du keinen Namen. Auch die Finanzbehörden erfahren nichts über deinen lukrativen Nebenerwerb, der an den Büchern vorbeiläuft. Unter der Bedingung, daß das sofort aufhört. Die Leute, die einen Barhocker kaufen, auf dem angeblich der Solarmarschall gesessen hat, halte ich sowieso für etwas, äh, sonderlich.«
    Sie schnappte nach Luft. »Das ist Erpressung«, ächzte sie.
    »Das ist unbürokratisch, nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
    »Ein Viertel Gewinnbeteiligung für einen guten Zweck?«, fragte sie lauernd. »Für den Fonds der Raumfahrerhinterbliebenen?«
    Ihre Hartnäckigkeit ließ mich vermuten, daß Gucky nicht die volle

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