PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
hergefallen sein, als Kalif nahezu schutzlos vor ihnen lag.
Schlagartig kippte das Kriegsglück. Das Gros der Walzenraumer sah sich von mehreren Seiten unter Feuer genommen, den schnellen Wachverbänden gelang daraufhin der Durchbruch durch die Umschließung, was ohne die gegenseitigen Attacken der Methans kaum denkbar gewesen wäre.
Ich zog das Mikro des Hyperkoms zu mir heran. »Kommandant Aguila, ich gratuliere. Ich fürchtete schon … «
Ein müdes und abgespanntes Gesicht erschien auf dem Schirm. »Unkraut vergeht nicht, Sir«, unterbrach mich der Befehlshaber des Dritten Wachgeschwaders. »Unser kleiner Trick hat große Wirkung gezeigt.«
»Wenn das hier vorüber ist, Aguila, werde ich Sie zur Ordensverleihung vorschlagen.«
»Danke, Sir, aber die Ehre gebührt vor allem den Gefallenen. Nahezu die Hälfte meines Geschwaders ist verloren, mehr als dreihundert Schiffe. Und ohne Ihre Unterstützung, Sir … «
Ich winkte ab. Schließlich hatte ich nicht mehr getan, als ihm die Erlaubnis für sein Husarenstück zu geben. Aus trügerischer Deckung heraus hatte Aguila einen Maahk-Verband angegriffen und sich sozusagen als Wolf im Schafspelz an der Einschließung von Kalif beteiligt. Das Gebiet, in dem seine Schiffe die Identität der Maahks angenommen hatten, war von den Ortungen allgemein schlecht zu erfassen, nur deshalb hatte der Gegner zu spät reagiert. Auch ich hatte nach dem Erlöschen der Schiffskennungen geglaubt, Aguilas Verband sei aufgerieben worden.
Momentan wütete das dritte Geschwader in den Reihen der Maahks, deren Angriff auf Kalif zum Stillstand gekommen war. Die ersten Walzenraumer wandten sich sogar zur Flucht, aber nur wenige entkamen dem neu erwachten Kampfgeist meiner Terraner in das Transmitterfeld der beiden Sonnen.
Wir hatten uns eine Atempause verschafft, mehr nicht. Die Verluste waren hoch, und in längstens zwei Stunden würde die nächste Flotte der Methans erscheinen — die letzte, berichtigte ich mich in Gedanken, denn einen weiteren Angriff würde meine dezimierte Wachflotte schwerlich überstehen.
Ich nahm den Zellaktivator mit der zerrissenen Kette in die Hand, zögerte einen Augenblick und ließ das Metall-Ei dann in meiner Brusttasche verschwinden. Möglicherweise war ich doch noch darauf angewiesen.
Zwölfhundert Schiffe und ihre Besatzungen hatten wir verloren, davon mehr als ein Drittel umgerüstete Einheiten, deren Waffensysteme auf die grünen Schutzschirme abgestimmt gewesen waren. Sie zu ersetzen, fiel schwer. Ebenso die kleinen Schiffe der heimischen Maahks, die zu Hunderten im Feuer der Angreifer verglüht waren, doch ihr Haß auf alles, was mit den Meistern der Insel zusammenhing, war ungebrochen.
Ein paar Stunden Schlaf hätten wohl jedem gutgetan, leider blieb dafür keine Zeit. Ich genehmigte mir wenigstens zwei Tassen Kaffee, schwarz und bitter und so stark, daß der Plastiklöffel fast schon stehenblieb.
Zehn Minuten fehlten an den zwei Stunden, die ich als Galgenfrist gesehen hatte, als die Energieballung zwischen den Sonnen erneut aufloderte. Ich kippte den Rest meines Kaffees und ließ die Tasse in den Abfallvernichter fallen. Die Entscheidung stand bevor. Etwa achttausend Kugelraumer warteten an den wahnwitzigsten Positionen, die wir aus den Auswertungen aller gegnerischen Taktiken errechnet hatten. Wenn wir untergingen, dann wenigstens mit fliegenden Fahnen.
Schade, Perry, daß es so kommen mußte, seufzte ich in Gedanken. Wir hatten beide große Träume.
Die Bilder der Transmitterballung, die von den nächststehenden Raumschiffen übermittelt wurden, zeigten ein Inferno aus Protuberanzen und energetischen Wirbeln. Aber immer noch keine Walzenschiffe.
Ich brauchte Sekunden, um wirklich zu begreifen. Das flackernde Transmitterfeld bewies das Eintreffen Hunderter Transportimpulse, doch kein einziges Feindschiff materialisierte. Die kampfstarken Walzen wurden an den Ausgangspunkt zurückgeschleudert — und wie immer sie dort ankamen, als Wracks und mit Besatzungen, die den Schock des unkontrollierten Rücksprungs eher tot als lebendig überstanden hatten, wenn überhaupt, wir wurden künftig unbehelligt bleiben.
Der Transmitter-Empfänger war gesperrt. Einem unserer Techniker und Wissenschaftler, die sich bis zur völligen Erschöpfung verausgabt hatten, war das Wunder in letzter Sekunde gelungen. In den kommenden Tagen galt es, einen Öffnungsplan für den Transmitter zu erarbeiten. Wir hatten eine hervorragende Basis für unser weiteres
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