PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
Glück.« Ich winkte kurzerhand ab. »Ehrlich gesagt, ich fühle mich eingerostet. Sobald das hier vorbei ist, werde ich öfter Trainingsrunden ... «
»Ein Kreuzer der Tefroder nähert sich, Sir!«, kam die Meldung von der Fernortung.
Während das Transmitterschiff Lookout-Station anflog, fiel die Wachflotte der Tefroder aus dem Linearraum und eröffnete das Feuer. In der Raumschlacht verloren wir drei 100-Meter-Kreuzer, doch Stunden später befand sich der Weltraumbahnhof in unserer Hand. Nur wenige Duplos, die rechtzeitig den Gasangriff der Mutanten erkannt hatten, hatten uns noch erbitterten Widerstand entgegengesetzt.
Die Koordinaten eines Zentralplaneten der Mdl wurden erbeutet. Multidon — eine Welt, auf der einhunderttausend Multiduplikatoren aller Großen arbeiteten, auf der sogar Raumschiffe dupliziert werden konnten.
Elf Tage später, am 25. November 2405, erreichten wir Midway-Station. Perry Rhodan und seine Leute erwarteten uns schon. Und natürlich Gucky, mit dem ich in der Schiffsmesse ins Plaudern kam. Ich trank wie alle anderen Offiziere Sekt, er Karottensaft.
Vielleicht war der Karottensaft schuld, daß ich auf Guckys Sohn zu sprechen kam, ein wahrer Lauser, der jetzt schon die Mausbiberkolonie auf dem Mars bis aufs Blut tyrannisierte.
»Ganz der Vater«, stellte ich unvorsichtigerweise fest.
Gucky reagierte nicht darauf, er nippte nur nachdenklich an seinem Saft und mischte ihn telekinetisch mit einigen Selleriestückchen.
»Wird Zeit, daß du ebenfalls ans Heiraten denkst, Dicker«, sagte er unvermittelt. »Ein Sohn würde dir nicht schaden. Und erst eine Frau. Du weißt gar nicht, was du versäumst.«
»Vielleicht will ich es gar nicht wissen«, antwortete ich zögernd. »Hast du schon vergessen, Kleiner, daß ich einen Zellaktivator trage? Ich will keine Frau, die altert.«
Mit dem treuesten Dackelblick, den ich je bei ihm gesehen hatte, schaute er zu mir auf. Dann stieß er sich telekinetisch vom Boden ab und schwebte so weit empor, daß er mir direkt in die Augen schauen konnte.
»Weißt du was, Dicker? Ich mag dich. Trotzdem gefällt mir nicht, daß du dich selbst anlügst. Wovor hast du Angst?«
Ich leerte den restlichen Inhalt des Sektglases und schüttelte den Kopf.
»Mann, bist du ein Dickschädel«, seufzte Gucky. »Wann werden wir dich unter die Haube bringen?«
»In Ordnung, Mike, du mußt jetzt die Kerzen ausblasen. Alle fünf. Und du darfst dir dabei etwas wünschen.«
»Was ich will, Onkel Reginald? Wirklich?«
»Natürlich nichts Unmögliches, Mike . Nur einen Wunsch, den ich dir auch erfüllen kann.«
Ein spitzbübisches Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen. Er blickte zu seiner Schwester Suzan Betty hinüber, die soeben mit Hilfe ihrer Mutter die eigene Geburtstagstorte anschnitt. »Laß sie fliegen, Onkel Bully. So wie Gucky das mit den Robotern macht.«
Das Objektiv schwenkte auf Reginald Bull, der sichtlich überrascht wirkte, sich dann aber vor Michael Rhodan in die Hocke sinken ließ und den Jungen mit beiden Händen an den Oberarmen umfaßte. Amüsement und Verärgerung zugleich spiegelten sich in seinem Gesicht.
»Das ist kein netter Wunsch, Mike ... «
»Suzan war auch nicht nett zu mir«, protestierte der Fünfjährige »Sie hat gesagt, ich kann nicht mit Robotern umgehen.«
»Sie meint es nicht so«, vermutete Bully.
»Doch.« Hörbar zog Mike die Nase hoch. »Laß sie fliegen, Onkel Bully! Zur Strafe.«
»Hör mal zu, Mike, so geht das nicht. Wenn ihr zwei euch schon nicht vertragt … «
»Ja, ja das ewige Gerede von Freundschaft und Verständnis.. Aber Suzan ist kein Blue und kein Maahk, sie ist — meine Schwester.«
Für einen Augenblick hatte es den Anschein, als wollte der Solarmarschall lauthals loslachen, doch er verkniff sich sein Grinsen. »Selbst eine Schwester ist ein Mensch, Mike. Außerdem bin ich kein Telekinet, das weißt du.«
»Aber Gucky ist einer.« Seufzend entwand sich Rhodans Sohn Bullys Händen und rannte so schnell, wie ihn seine kurzen Beine trugen, quer durch den Wohnraum hinaus auf die Terrasse Am Pool standen mehrere Mitglieder des Mutantenkorps. Mike, gerade mal eine Handspanne größer als der Ilt, zupfte Gucky heftig am Nackenfell.
Hastig redete der Junge auf den Mausbiber ein. Die Kamera zoomte die beiden. Deutlich war zu sehen, daß Guckys Blick Richtung Küchenbüffet wanderte und er grinsend den Nagezahn entblößte. Aber dann schüttelte er den Kopf, und unvermittelt schwebte Mike in die Höhe.
Weitere Kostenlose Bücher