PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
eine schweigende, ergriffene Menge, die den Weg der beiden Sarge flankierte, vom Raumhafen zum Zentralfriedhof, wo die sterblichen Hüllen von Mory Rhodan-Abro und Suzan Betty Rhodan-Waringer ihre letzte Ruhe finden sollten.
Ich selbst fühlte mich miserabel, aber Gucky machte einen noch erbärmlicheren Eindruck. Nie zuvor hatte ich den Ilt so gebrochen erlebt, ein Schatten seiner selbst, der sich mit Selbstvorwürfen zerfleischte. Ich war sicher, er hätte sein Leben dafür gegeben, hätte er den Tod der beiden Frauen ungeschehen machen können.
Noch mehr Sorgen machte ich mir um Perry Rhodan. Er war innerlich und äußerlich versteinert und schien nicht einmal wahrzunehmen, was um ihn herum geschah. Sein Gesicht war eingefallen und grau, die Augen von dicken, blutunterlaufenen Ringen geprägt. Auf mich wirkte er uralt, ein Mann, der jede Hoffnung verloren hatte.
Ich selbst kämpfte gegen die Tränen an, wischte mir immer wieder mit dem Handrücken über die Augenwinkel. Nein, ich schämte mich meiner Tränen nicht.
Auch wir potentiell Unsterblichen waren gegen den Tod nicht wirklich gefeit. Eines Tages wurde es um uns genauso einsam werden wie um jeden anderen Menschen, der Freunde und Verwandte verloren hatte. Und vielleicht wurde uns dieser Moment noch weitaus härter treffen.
Perry hielt sich tapfer. Ich wußte, daß er lieber im engsten Kreis von Frau und Tochter Abschied genommen hatte als mit diesem Staatsakt. Aber er konnte nicht anders und war gezwungen gewesen, über seinen Schatten zu springen. Ich sah einige Arkoniden, Unither, sogar Blues. Icho Tolot war gekommen, und neben ihm hatten sich Posbis eingefunden. Zwei Maahks in plumpen Schutzanzügen erfüllten ihre diplomatische Mission.
Gab es wirklich so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit? Dann fragte ich mich allerdings, wofür Perry so hart bestraft wurde. Erst Thoras Tod, die von einem Ära erschossen worden war, dann die Auseinandersetzung mit seinem Sohn Thomas. Michael Rhodan war wohl bei seinem Einsatz im Enemy-System ums Leben gekommen, obwohl sein Leichnam nie gefunden worden war. Und nun der Mord an Mory und Suzan.
Ich wünschte nur noch, daß dieser Tag schnell vorübergehen und daß danach andere kommen wurden. Doch der Schmerz und die Trauer saßen sehr tief.
» … ich verrate kein Geheimnis, meine Damen und Herren, wenn ich Ihnen sage, daß ich kein Freund kriegerischer Handlungen bin. Aber ich glaube auch nicht, daß wir jemals in der Lage sein werden, Auseinandersetzungen zu verhindern, egal ob diese mit Transformgeschützen, hochmodernen Strahlwaffen oder auch nur mit hölzernen Keulen geführt werden.
Sehen Sie sich um. Schauen Sie des nachts bewußt zum sternenklaren Himmel auf und versuchen Sie zu zählen, wie viele Milchstraßensysteme Sie mit einer einfachen optischen Vergrößerung erkennen können. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß allein diese Zahl in die Tausende geht.
Vielleicht lebt in einer der fernen Galaxien ein Volk, das es geschafft hat, Frieden in seiner Sterneninsel zu schaffen. Ich frage mich heute nur, wie? Entweder ist das Leben ist dieser Galaxie völlig anders aufgebaut als bei uns, so fremdartig, daß wir es möglicherweise nicht einmal als intelligente Daseinsform erkennen würden, oder die Betreffenden haben die Befriedung aus einer Position der Stärke heraus durchgesetzt.
Ich besitze dann allerdings die Freiheit zu fragen, wie haltbar — oder auch wie brüchig — ein solcher erzwungener Friede wirklich sein kann. Wahrscheinlich werden wir alle eine derartige Zivilisation niemals erleben — Sie, die Sie hier sitzen und über die Mittelvergabe beschließen werden, noch weniger als ich.
Jeder Naturwissenschaftler erläutert Ihnen, wenn Sie es hören wollen, die Grundzüge des Lebens und der Evolution: ›Fressen, oder gefressen werden‹, es steckt sehr viel Wahres in dieser altterranischen Redewendung. Ohne die stete Herausforderung säßen wir alle heute noch in Höhlen und würden Flechten von den feuchten Wänden kratzen, um uns mehr recht als schlecht zu ernähren.
Wenn Sie das wollen, bitte sehr — wir haben die Möglichkeit dazu. Wir brauchen uns nur in unserer engsten Nachbarschaft umzusehen Akonen, Antis, Aras, Blues, die Springer nicht zu vergessen, sie alle hegen nach wie vor unterschwellige Ressentiments und würden Terra liebend gerne am Boden sehen. Stoppen Sie die Forschungsgelder. Kürzen Sie den Verteidigungsetat. Dann sind Sie auf dem besten Weg, Ihre
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