PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
würde er nie auch nur eine Kleinigkeit vergessen. Adams ist ein kleiner, verwachsener Mann mit schütterem Haar und zu groß wirkendem Schädel ... «
» ... also völlig unauffällig«, platzte ich heraus. »Und wenn er wirklich nichts vergisst, können wir beruhigt davon ausgehen, daß er seinen Fehler kein zweites Mal macht.«
»Dein Sarkasmus ist unangebracht, Dicker. Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?« Durchdringend blickte mich Perry von der winzigen Bildfläche des Funkgeräts her an. »Ich verbürge mich dafür, daß Adams loyal sein wird. Über dich mache ich mir im Moment mehr Sorgen.«
»Vergiss es«, schlug ich vor. »Ich hab's auch schon vergessen.«
»Ein Frauengeschichte?« argwöhnte er. »Hast du dich von den Chinesen einwickeln lassen?«
»Eben nicht. Aber das ist das erste Mal, daß ich bereue, etwas nicht getan zu haben.«
Zwei steile Falten erschienen auf Perrys Stirn. Er gab sich Mühe, nicht zu amüsiert in die Optik zu blicken. »Das vergisst du schnell, sobald sich die Zeiten für uns normalisieren.«
»Du bist wirklich ein Freund«, konterte ich. »Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, mit welchem Blick du Thora manchmal hinterherschaust? Aber das wird die ewig unerfüllte Sehnsucht nach dem Exotischen bleiben.«
Bevor Perry Rhodan darauf reagieren konnte, unterbrach ich die Bildfunkverbindung. Da mir noch Zeit blieb, wollte ich mich auf die neuen Verhandlungen vorbereiten.
Daß Suzy Marei nicht ausgetauscht worden war, überraschte mich, ihr tiefgründiges Lächeln noch viel mehr. Völlig verblüfft war ich, als die Chinesin sich während der Verhandlungen auf meine Seite schlug. Daß wir an diesem Tag zu einem Ergebnis kamen, war überwiegend ihr Verdienst, obwohl auch sieben Milliarden Dollar für Brachland nicht gerade als Butterbrot durchgehen konnten.
»Nichts ist wirklich wertlos, sobald jemand Interesse zeigt«, klärte Wong mich auf. »Kein Kapitalist handelt aus Selbstlosigkeit.«
Ich verneigte mich vor ihm. » ... was ich von Ihnen ebenso wenig behaupten kann, Mr. Wong.«
»Das wichtige ist, Mr. Bull, daß keiner sein Gesicht verloren hat«, warf Suzy ein. »Ich freue mich darauf, Sie wieder begrüßen zu dürfen, wenn die Verträge unterschrieben werden.«
»Die Freude ist ganz meinerseits.«
Die sieben Milliarden US-Dollar waren nicht sofort fällig, mir war eine Ratenzahlung von monatlich fünfhundert Millionen Dollar zugestanden worden. Das änderte zwar herzlich wenig an der Tatsache, daß das Geld schlichtweg noch nicht vorhanden war, verschaffte der Dritten Macht aber Zeitgewinn. Homer G. Adams würde beweisen müssen, daß er die Vorschußlorbeeren wirklich verdiente, mit denen Perry ihn bedachte.
Eine Sicherheit hatten die Chinesen verlangt. Wenigstens für die erste Rate. Das war eine Farce. Aber was war das nicht? Die Worte meines Ex-Bankberaters klangen mir wieder in den Ohren. Vielleicht hatte ich doch die Lebensversicherung abschließen sollen ...
Innerhalb kurzer Zeit entwickelten sich die Dinge wie von Perry angekündigt. Homer G. Adams, kurzerhand zum Finanzminister der Dritten Macht ernannt, eröffnete in New York die GCC, die General Cosmic Company Ltd., eine Agentur für betriebliche Rationalisierung und modernste Fertigungsmethoden, die eigentlich nichts anderes tat, als arkonidische Technik bestmöglich zu vermarkten. Er schaffte es, nicht nur den Aktienhandel an der New York Stock Exchange, sondern an nahezu allen bedeutenden Börsenplätzen in den freien Fall zu bringen und mit einem »Taschengeld« von wenigen Millionen US-Dollar ganze Industrien aufzukaufen. Das Schauspiel einer fiktiven Invasion wirkte sich auf die übersensiblen Geld-und Kapitalmärkte verheerend aus.
Zugleich, vor der Öffentlichkeit weitgehend verborgen, spielte sich eine wirkliche Invasion ab. Die automatischen Notrufe des auf dem Mond zerstörten Kreuzers hatten die wespenähnlichen Individualverformer angelockt, die typisch menschlichen Urängsten entsprachen, waren sie doch in der Lage, die Körper ihrer Opfer zu übernehmen.
Unser Sieg über die Invasoren machte uns bewusst, wie verletzlich die Erde geworden war. Es stand zu befürchten, daß auch andere Völker aus dem Sternenreich der Arkoniden dem Notruf folgten.
»Das Schicksal mußte uns ausgerechnet in den entlegensten Winkel der Galaxis verschlagen, damit wir erkennen, wie schlecht es um das Tai’Ark Tussan wirklich bestellt ist!« In Crests Stimme schwang unüberhörbare Ironie
Weitere Kostenlose Bücher