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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Schiff, das aufflammend verglühte, wurden Hunderte Schicksale von einer Sekunde zur anderen ausgelöscht.
    Er selbst, Bull, hatte an den Grenzen des Solsystems die Solare Flotte übermächtigen Gegnern entgegengeworfen. Die Namen der Gefallenen waren Legion, die vergossenen Tränen hatte nie jemand gezählt. Und keiner hatte je die Notwendigkeit der Opfer angezweifelt.
    In aufwallendem Zorn bis Bully die Zähne zusammen. Zum wer weiß wievielten Mal fragte er sich voll Bitternis, ob Intelligenzen überhaupt zu friedlichem Zusammenleben fähig waren. Wurden alle nur von der Gier nach Macht beseelt und dem Egoismus, anderen überlegen zu sein?
    Ein Schatten streifte ihn und glitt rasend schnell weiter. Zum erstenmal, seit er losgelaufen war, hielt Egon inne. Schätzungsweise zehn Kilometer hatte er in der kurzen Zeit zurückgelegt, kaum weniger schnell als die Gleiter, die noch vereinzelt am Himmel hingen.
    Das Raumschiff der Angreifer, das eben in geringer Höhe über sie hinweggezogen war, näherte sich der Pyramide. Bully konnte das steinerne Bauwerk in knapp vierzig Kilometern Entfernung nicht mehr erkennen, wohl aber einen hellen Widerschein, der sich kuppelförmig aufwölbte. Ein Energieschirm. Also war der Empfangstransmitter nicht das einzige technische Artefakt der Lemurer. Er hätte sofort nachforschen müssen, jetzt war es zu spät dazu, ein unentschuldbares Versäumnis.
    Aus schweren Strahlgeschützen eröffneten die Angreifer das Feuer auf den Schutzschirm. Sekundenbruchteile danach glühte die Pyramidenspitze in grellem Weiß. Ein irrlichterndes, funkelndes Etwas löste sich von dem Bauwerk und schlug aufglühend in das Schirmfeld eines Raumers ein. Plötzlich war da nur noch blendende Helligkeit — selbst auf die Distanz hin brannte sie sich schmerzhaft in die Netzhaut ein —, und als sie langsam erlosch, war das Raumschiff verschwunden.
    Egon produzierte eine Reihe von Krächzlauten, die Bully als Jubel verstand. Die Götter hatten eingegriffen, sie ließen ihre Kinder nicht im Stich. Er wußte es besser. Das Abwehrgeschütz in der Pyramidenspitze konnte vielleicht einige der Angreifer vom Himmel holen, doch massivem Beschuss würde es nicht standhalten. Schon stießen weitere Raumschiffe herab, ihre Geschützbatterien feuerten im Salventakt.
    Hell lodernde extreme Entladungen umflossen den Schutzschirm der Pyramide. Zwei weitere Raumer verglühten im Abwehrfeuer.
    Die Apokalypse weitete sich aus. Heftiger werdende Beben erschütterten den Boden, und schon der Schalldruck schien zerstörerische Wirkung zu entwickeln. Ganz zu schweigen von der sengenden Hitze, die mit Orkangewalt über das Land fegte und jeden neuen Atemzug zur Qual werden ließ.
    Mit tosenden Triebwerken versuchte ein Raumschiff der Arachnoiden Höhe zu gewinnen. Kaum mehr als zwanzig Kilometer über der Stadt wurde es angegriffen. Mehrere Triebwerksausleger rissen ab oder verglühten in einer Reihe kleinerer Explosionen, das Schiff begann zu taumeln. Ein letztes Aufbäumen, der vermutlich verzweifelte Versuch der Besatzung, über freies Gelände zu gelangen, wurde von neuen Thermosalven vereitelt. Überdeutlich konnte Bully erkennen, wie Rumpfsegmente aufplatzten. Kurz vor dem Aufschlag zerbrach das Schiff.
    Obwohl Reginald Bull sich zu Boden geworfen hatte, das Gesicht zwischen den Armen vergraben und die Lider krampfhaft geschlossen, glaubte er, den atomaren Blitz noch wahrzunehmen. Grelle Schlieren fraßen sich in seine Gedanken vor. Der Sturm fegte nun von der Stadt aus heran.
    Augenblicke trügerischer Ruhe folgten. Als hätten die entfesselten Gewalten den Atem angehalten, um die Opfer zu beklagen. Feuer und Asche vermischten sich zu einem hoch in die Atmosphäre aufsteigenden Explosionspilz. Bald wurde radioaktiver Fallout einsetzen und diesen Teil des Planeten unbewohnbar machen.
    Angst, daß er in diesem Chaos umkommen könnte? Nein, die hatte er nicht. Furcht und Panik waren schlechte Ratgeber und hinderten nur daran, klare Gedanken zu fassen. Zu oft hatte er sich schon in ähnlichen Situationen befunden und alle überlebt. Was ihn aber keineswegs zum Leichtsinn verleitete. Gerade der konnte tödlich sein. Eines Tages, davon war er überzeugt, wurde er völlig überraschend dem Tod ins Auge sehen. Und dann würde er nicht kneifen. Er hatte sein Leben gelebt, es war nicht immer schön und angenehm gewesen, aber er konnte von sich sagen, daß er vieles bewegt hatte, Dinge, von denen er früher nicht einmal geträumt hatte.

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