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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und die Inkubationszeit erst nach Jahren endete?
    »Woran denken Sie, Alaska?«
    Der Techniker schreckte auf. »Nichts von Bedeutung«, antwortete er schnell und ärgerte sich zugleich, dass er abblockte. Weshalb erzählte er nicht einfach von früher?
    »Wir zeichnen Ihre Mentalströme auf, Alaska, und die hektischen Ausschläge widersprechen Ihrer Behauptung. Ähnliche Oszillationen waren jedes Mal zu sehen, bevor Sie aufwachten. Erinnern Sie sich? Ihr Schlaf ist wie eine Art Koma — als wollte Ihr Geist dem Körper entfliehen.«
    »Ich weiß nichts.«
    »Versuchen Sie, sich zu erinnern!«
    »Ich bin müde. Nehmen Sie mir den Helm ab!«
    »Tun Sie etwas dafür!«
    Mit geschlossenen Augen horchte Alaska Saedelaere in sich hinein. Ihm war klar, dass der andere ihn aus der Reserve locken wollte.
    »Ist das keine normale Klinik?«, fragte er stockend. »Wurde ich in ein Haus für mentale Probleme eingeliefert?«
    »Das Star-Spital gilt als das bedeutendste Transplantationszentrum auf Peruwall.«
    »Warum operiert mich niemand?«
    »Das ist ... wie soll ich sagen? ... etwas diffizil.« Die Antwort des Arztes kam zögernd. »Zudem liegt seit Tagen eine offizielle ... äh ... Anfrage vor. Sie werden heute verlegt, Alaska.«
    »Gut.«
    »Wollen Sie nicht wissen, wohin?«
    Saedelaeres Achselzucken blieb im Ansatz stecken. »Ich hoffe, in eine Klinik, in der man mir wirklich helfen kann.«
    »Nach Mimas«, sagte der Arzt.
    Ein jäher Schauder überlief den Techniker. Zugleich schien sich sein Gesicht — oder was immer dessen Stelle eingenommen hatte — zu verhärten. Lebt dieses ... dieses Ding wirklich?, fragte sich Alaska Saedelaere zum wer weiß wievielten Mal. Oft genug hatte er versucht, willentlich auf die Muskelkontraktionen Einfluss zu nehmen, ohne dass ihm dies gelungen wäre.
    Der Saturnmond Mimas war bekannt für seine erstklassigen Sanatorien. Im Solaren Imperium besaß der Name einen Klang wie Aralon bei den Galaktischen Medizinern. Aber Mimas war auch teuer — unerschwinglich für einen einfachen Techniker. Schon der Aufenthalt würde Unsummen verschlingen, von den Behandlungskosten ganz zu schweigen.
    »Vergessen wir das Ganze«, brachte Saedelaere stockend hervor. »Meine Versicherungskategorie reicht nicht für Mimas. Von einer genetischen Rekonstruktion ganz zu schweigen.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass ein Wiederaufbau nötig wird?«
    »Ich spüre, was mit meinem Gesicht geschehen ist.«
    Alaska hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Arzt neben ihm zögernd nickte. »Das mit den Kosten ist geklärt«, hörte er ihn sagen. »Sie erhalten in Kürze Besuch. Eine Korvette aus dem Sonnensystem ist vor knapp einer halben Stunde gelandet.«
    Nein!, schrie alles in ihm, und Alaska sträubte sich mit jeder Faser. Ich will nicht, dass sie sich meinetwegen ins Unglück stürzt. Liv kann das niemals finanzieren.
    »Schicken Sie sie weg!«, forderte er den Arzt auf. »Liv soll mich nicht so sehen.«
    Das Geräusch eines aufgleitenden Schotts ließ Saedelaere verstummen. Er versuchte sich vorzustellen, wie Liv Andaman stehen blieb und ihn anstarrte. Was mochte angesichts seiner Hilflosigkeit in ihr vorgehen? Sicher, sie hatten viel Spaß miteinander gehabt, aber inzwischen war er der falsche Kandidat für einen Ehevertrag. Auch wenn er es noch verdrängte, spürte er unbewusst, dass seine Veränderung nicht rückgängig zu machen war. Um wie viel besser wäre es gewesen, er hätte den Transmitter niemals verlassen. Verweht im Hyperraum — einen schöneren und schmerzloseren Tod gab es nicht.
    Sekundenlang erschienen ihm die eigenen hastigen Atemzüge wie das einzige Geräusch in der bedrückenden Stille. Dann klangen Schritte auf. Unter dem Helm hörte Alaska sie nur verzerrt. Dennoch wusste er sofort, dass das nicht Liv war.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte er zögernd.
    Der Besucher verharrte. »Wie geht es Ihnen, Mr. Saedelaere?«
    »Bestens«, antwortete Alaska zynisch. »Und wenn ich den Helm endlich loshätte, wäre es vermutlich gar nicht auszuhalten.«
    »Es freut mich, dass Sie das so gelassen sehen. Eine gewisse Portion Humor macht das Leben in allen Situationen erträglicher.«
    »Ich meine es ernst«, widersprach Saedelaere. »Und um Missverständnissen vorzubeugen: Mimas ist für mich unerschwinglich.«
    »Das ist erledigt, Mr. Saedelaere.«
    »Ich sagte nein.«
    »Sind Sie immer so hartnäckig?«
    Alaska schwieg.
    »Offiziell wurden Sie als Sicherheitsrisiko eingestuft«, fuhr der Fremde fort.

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