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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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würde weltweit keine einzige Sendestation mehr betrieben.
    Die Erde entvölkert ... Alaska konnte die Bilder nicht länger unterdrücken, die aus seinem Unterbewusstsein aufstiegen. Die Vision der menschenleeren Erde wurde zur schrecklichen Gewissheit.
    »Warum?«, stieß der Transmittergeschädigte gepresst hervor. »Was ist geschehen?«
    Die Stille um ihn her wurde unerträglich. Beinahe fluchtartig stürmte er aus der Wohnung, hastete die Treppe hinab — und sah endlich Spuren im Sand.
    Seine eigenen Spuren! Nichts sonst.
    Sein Schädel dröhnte wie eine angeschlagene Glocke.
    Es ist wahr, dachte er betroffen. Die Menschen haben ihre Heimatwelt verlassen.
    In seiner Jugend hatte er sich oft vorgestellt, der einzige Mensch auf der Erde zu sein — damals, als er das pulsierende Leben in Terrania kaum mehr ertragen konnte und sich danach gesehnt hatte, einmal noch dem Roboter Torras zu begegnen. Freund, hatte er den verstümmelten Torso in Gedanken genannt und sich zugleich gefragt, wie es sein mochte, so einsam wie Torras auf dem Schrottplatz zu sein ...
    Jetzt kannte er diese Empfindung, eine überwältigende, lähmende Leere, verbunden mit der Furcht vor etwas Ungeheuerlichem.
    »Nein«, keuchte Saedelaere. »Nein!«, schrie er seine Qual hinaus. Der Sturm war zwischen den Häusern abgeflaut, als schöpfe er neuen Atem. Von irgendwoher klang ein leiser, ferner Ruf zurück. Die jäh aufflackernde Hoffnung wurde jedoch ebenso schnell zunichte gemacht, als Alaska seine eigene verzerrte Stimme erkannte. Ein Echo, mehr nicht.
    Er lief weiter, floh vor sich selbst und den endgültig erwachenden Ängsten, ignorierte die Einflüsterung, dass er seinem Schicksal nicht entrinnen konnte.
    Im Stadtkern lag der Sand nicht ganz so hoch. Die Häuser wirkten eleganter, Büros und Geschäfte reihten sich aneinander. Sogar ein großer Springbrunnen ergoss sein rötlich gefärbtes Wasser noch in das steinerne Auffangbecken.
    Aus einem der Hauseingänge erklang Indiomusik. Dazu lautes Lachen, Stimmengewirr. Alaska sah einheimische Frauen schwatzen. Unter ihren halbkugeligen Filzhüten quollen schwarze Zöpfe hervor. Ihre Kleidung leuchtete überwiegend in roten und orange Farbtönen. Markttreiben ... Kinder tollten herum, ein Hund kläffte.
    Alaska ging weiter und störte sich nicht daran, dass ihn kaum jemand beachtete. Er hatte sein Ziel entdeckt und schritt geradlinig darauf zu. Die zentrale Schaltstelle von Tiahuanaco, die direkte Verbindung zur lunaren Biopositronik NATHAN. Das Robotgehirn auf dem Mond überwachte und regelte all die Kleinigkeiten auf Terra, die längst niemand mehr bewusst wahrnahm, angefangen bei der Klimakontrolle und der Energieversorgung bis hin zur Überwachung des fließenden Verkehrs und der Nahrungsmittelproduktion. NATHAN kannte die Standorte der großen Fischschwärme in den Weltmeeren ebenso wie die bebengefährdeten Vulkanzonen der Erde.
    Vor dem Eingang zur Schaltstelle wandte sich der Transmittergeschädigte noch einmal um. Das pulsierende Leben, das er eben wahrzunehmen geglaubt hatte, war verschwunden. Die Realität der Stille und Leblosigkeit beherrschte die Stadt.
    Auch das Gebäude war leer. Niemand arbeitete in den Kontrollräumen und an den Schaltanlagen ...
    ... und die mit NATHAN gekoppelten Rechner waren abgeschaltet. Wer immer dafür verantwortlich war, hatte gegen alle Vorschriften verstoßen.
    Alaska reaktivierte die autark versorgte Positronik. Das aufleuchtende Hologramm bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen:
    BETRIEB EINGESTELLT
    Kein mit dem Mondgehirn verbundener Computer konnte von sich aus den Betrieb einstellen. Entweder war diese Knotenstelle defekt, aber Alaska entdeckte nicht den geringsten Hinweis darauf — oder NATHAN selbst hatte die Verbindung abgebrochen.
    Das Gefühl, dass ihm endgültig der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, ließ den Transmittergeschädigten taumeln. Er musste endlich anfangen, das Unvermeidliche zu akzeptieren, wollte er nicht über kurz oder lang den Verstand verlieren.
    Zwanzig Milliarden Menschen konnten nicht einfach verschwunden sein, ohne Spuren zu hinterlassen. Irgendwo mussten Hinweise zu finden sein. Wenn hier nicht, dann in den größeren Städten. Alaska Saedelaere war entschlossen, diese Spuren zu finden. Er würde nicht ruhen, bevor er das Schicksal der Menschheit kannte.
    Ihn schwindelte, als er sich die Qual dieses Vorhabens vergegenwärtigte. Der vielleicht letzte Mensch ein Unsterblicher, dazu verdammt, für

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