PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
eine Feinjustierung der abschirmenden Wirkung. Du weißt, dass es sehr schwer sein wird, das Netz so zu justieren, dass es vor der mentalen Ausstrahlung des Riesengehirns schützt. Vielleicht ist es sogar unmöglich. Aber dann hast du dir nichts vorzuwerfen.
Eines ist jetzt schon sicher: Das Netz passt sehr gut zu deiner Plastikmaske.
Alaskas gellender Aufschrei fuhr den Anwesenden durch Mark und Bein. Er taumelte, hatte beide Hände vor die Maske geschlagen, und grelle Flammenspeere umzuckten seinen Schädel. Keuchend sackte er zu Boden, wälzte sich in Krämpfen und versuchte, die Maske abzureißen.
»Haltet ihn fest«, schrie Walik Kauk, »sonst bringt er uns alle um!«
Jentho und Marboo zögerten noch, und Kauk selbst, obwohl sehr kräftig, schaffte es nicht, den hageren Saedelaere zu bändigen. Vergeblich seine Versuche, die Arme des Unsterblichen zur Seite zu drücken. Entsetzt musste er mit ansehen, wie der Transmittergeschädigte sich an den Kopf fasste und dann die Hände ruckartig zur Seite zog. Allerdings hatte Saedelaere nur das Stirnband des GrIko-Netzes zerrissen. Schwer atmend lag er auf dem Rücken, während die Lichteruptionen des Fragments in sich zusammenfielen.
»Es ist vorbei«, stieß Alaska hervor.
»Völlig ungefährlich, das waren deine Worte«, ächzte Kauk. »Hast du wenigstens eine Erklärung, was geschehen ist?«
»Du hättest uns umbringen können«, protestierte sogar Marboo.
Alaska kam schwankend auf die Beine und ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. »Es ist mir unerklärlich. Das modifizierte Netz leitet offenbar Impulse an das Fragment weiter. Andererseits gibt es nur eine starke Strahlung, und sie kommt aus der Station der Fremden.«
Alle Hoffnungen auf eine abschirmende Wirkung schienen zerschlagen. »Wir dürfen keine Risiken eingehen«, warnte Jentho Kanthall, dem Alaska inzwischen das Kommando über die Terra-Patrouille übertragen hatte. Während der Aphilie war Kanthall Oberkommandierender der Raumstreitkräfte und stellvertretender Regierungschef gewesen. Vor dem Sturz durch den Schlund hatte er die Erde mit einem Raumjäger verlassen, doch unter dem Einfluss des Energiesogs war dessen Triebwerk explodiert. Kanthall hatte sich mit einer Rettungskapsel in Sicherheit gebracht.
»Die Experimente bleiben wichtig«, widersprach der Maskenträger. »Es kommt nur darauf an, die richtige Justierung zu finden.«
»Gebt mir ein Netz!«, platzte Douc Langur schrill heraus. »Ich könnte es mit den Geräten der HÜPFER untersuchen.«
» ... die für solche Zwecke denkbar ungeeignet sind.«
Zur Überraschung aller vollführte Langur eine zustimmende Geste. »Wenn ich daran arbeite«, erklärte er, »besteht zumindest nicht die Gefahr, dass ich das Netz aufsetze. Das dürfte schwer möglich sein.«
Stunden später — Terrania City lag in der Agonie der Nacht, die sich wenig von der täglichen Monotonie unterschied — schlich Alaska Saedelaere durch die große Halle, die der HÜPFER als Hangar diente. Ein Teil von ihm war höchst beunruhigt und wusste, dass er sich falsch und gefährlich verhielt, dennoch schwang er sich in die offene Schleuse des Raumschiffs, als gäbe es keine selbstverständlichere Sache auf der Welt.
Minuten später wurde Douc Langur gewaltsam aus seinem Regenerationsprogramm gerissen. Fassungslos richtete er seine Sinnestentakel auf die Waffe, mit der ihn Saedelaere bedrohte.
»Wir verschwinden von hier!«, befahl Alaska. »Und zwar schnell, damit uns niemand aufhalten kann.«
»Wohin fliegen wir?«
»Zum Namsen-Fjord!«
Sie erreichten Norwegen in der Morgendämmerung. An der Küste standen ein Dutzend schwarze Raumschiffe. Auch Langurs letzter Versuch, den Maskenträger zur Umkehr zu überreden, scheiterte. Kurz darauf schwebte die HÜPFER über einem freien Platz im westlichen Bereich der Stadt Namsos. Eine Vielzahl fremder Roboter wartete auf sie.
»Landen!«, forderte Saedelaere.
»Du weißt, was dort unten geschieht?«
Alaska bebte am ganzen Körper, er schwitzte und fror gleichzeitig, aber er ließ die Waffe nicht sinken. »Sie ... erwartet mich«, brachte er gequält hervor.
»Wer?«
»Die Inkarnation!«, rief Saedelaere aus. »CLERMAC!«
Notiz 5/29. Juni 3582
Mir schwirrt der Kopf. Das Ganze ist ein Traum, ein böser Traum, nein, schlimmer noch: Es ist die Realität.
Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich einem fremden Willen folge, aber ich komme nicht gegen den unheimlichen Zwang an, der mich eines der
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