PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
verdunkelte sich jäh, obwohl ich CLERMACS Impulse weiterhin wahrnahm. Mit der Maske in der Hand versuchte ich, mir einen Weg durch das fremde Schiff zu bahnen. Kaum jemand stellte sich mir noch entgegen, die Hulkoos hatten die Gefahr erkannt. Aber dann spürte ich erneut die Gedankenbefehle der Kleinen Majestät. Sie wollten mich zwingen, die Maske wieder aufzusetzen.
Jetzt bin ich hier, in Douc Langurs HÜPFER. Er hat auf mich gewartet, und wir fliegen mit Kurs auf Afrika. Weil wir befürchten, dass CLERMAC oder die Stachelpelze uns verfolgen. Zweifellos will die Inkarnation über die Mitglieder der Terra-Patrouille die Spur der verschwundenen Menschheit aufnehmen.
Ich will das ebenfalls.
Hoffnung und Bestürzung liegen nahe beieinander. Ich will die Menschen finden, aber sie nicht der Sklaverei ausliefern.
Die Geburt der Kaiserin von Thenn vollzog sich über einen Zeitraum von Jahrmillionen hinweg: Sie entstand aus der Verschmelzung der soberischen Prior-Welle mit einem kosmischen Urnebel. Das wissen wir inzwischen, nur kannte Alaska Saedelaere zur Zeit der Terra-Patrouille noch keinen der Zusammenhänge.
Unter der Prior-Welle müssen wir uns einen Hyperimpuls vorstellen, der überlichtschnell abgestrahlt wurde, aber schon nach »kurzer« Strecke im Hyperraum in das Einstein-Universum zurückkehrte undsich kaskadenartig ausbreitete. Dabei verlangsamte sich ihre Geschwindigkeit, sie wurde abgestoßen und in den Hyperraum zurückgeworfen, wo sie dank ihrer besonderen Ausprägung neue Energie aufnahm. Dieser Vorgang wiederholte sich in unerschöpflicher Folge. Das vollständige Wissen des Volkes der Soberer war dieser Welle aufgeprägt, um es vor dem Vergessenwerden zu bewahren und anderen Völkern im Kosmos zugänglich zu machen.
Aus dem Urnebel entstanden neben den ersten kristallinen Strukturen der Kaiserin zugleich eine Sonne und achtzehn Planeten. Im Jahr 3583 terranischer Zeitrechnung zeigt sich die Superintelligenz als kristalline Netzhülle, die den dritten Planeten des Systems, Drackrioch, in billionenfacher Verästelung einhüllt. Das vom Sonnenlicht durchflutete Gebilde erscheint in farbenprächtigen Lichtkaskaden.
Zu dieser Zeit befindet sich die Kaiserin von Therm in einer gewaltigen Auseinandersetzung mit der Superintelligenz BARDIOC, deren Expansionsbestrebungen längst über die Grenzen ihrer Mächtigkeitsballung hinausreichen. Vor allem sind es die Hilfsvölker beider Wesenheiten, die aufeinanderprallen.
Notiz 6/August 3582
Natürlich hast du vorausgesehen, dass dem Versteck der Terra-Patrouille die Entdeckung durch die Hulkoos droht. Zwar kann Douc Langur die schwarzen Raumschiffe der Beauftragten CLERMACs vorübergehend auf eine falsche Fährte locken, doch ist auf der Erde niemand mehr vor den Hulkoos sicher.
Mehr denn je benötigen wir ein Raumschiff — die HÜPFER kann unmöglich alle Mitglieder der Terra-Patrouille an Bord nehmen. Andererseits ist die Hoffnung, ausgerechnet auf der Erde noch ein angemessen großes Raumfahrzeug zu finden, denkbar gering. In den Tagen und Wochen vor der Großen Katastrophe hatte ein geradezu hysterischer Ansturm auf die letzten Schiffe eingesetzt. Die Aphiliker schreckten vor keinem Verbrechen zurück, wenn es darum ging, sich ein weltraumtaugliches Transportmittel zu beschaffen. Wahrscheinlich wurde dabei ein Großteil der auf Terra stationierten Raumschiffe vernichtet.
Jentho Kanthall behauptet, dass kaum mehr als vierhundert Schiffe die Erde vor dem Sturz in den Schlund verließen. Er entsinnt sich, in den Tagen vor der Katastrophe von einer kleinen Siedlung im Bereich Ostchina gehört zu haben, deren Bewohner mehrere Raumschiffe erbeutet haben sollen. Tatsächlich finden wir vor Ort in einem unterirdischen Hangar eine sechzig Meter durchmessende Korvette. Niemand hat mit ihr noch die Erde verlassen können, da die Bevölkerung des Ortes von einem aphilischen Ordnungskommissar getötet wurde.
Die Hulkoos, die uns allmählich massiv bedrängen und sogar Imperium-Alpha angreifen, stammen vermutlich von einer Dunkelwelt. Jedenfalls erweist sich grelles Licht als wirksame Waffe gegen sie. Ohnehin greifen sie nicht mit aller Konsequenz an, sondern scheinen Befehl zu haben, uns unversehrt zu fangen. Als sie ebenfalls in den Hangar eindringen, bleibt uns endgültig keine andere Wahl mehr, als in den Weltraum zu fliehen und so schnell wie möglich in den Linearflug zu gehen.
Wir fliegen eine siebzehn Lichtjahre von Medaillon entfernte
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