PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
verlor. Immerhin wissen wir nun, dass in dem Becken etwas Mächtiges ist, eine mentale Kraft, die vielleicht schon bald von uns Besitz ergreifen kann.
Bluff Pollard, unser jüngstes Mitglied, fühlt sich wohl besonders stark, als er die Gruppe verlässt, um auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Als wir ihn endlich wiederfinden, wird Pollard von einer fremden Macht beherrscht.
Die Gallertmasse, die vor allem seinen Rücken und vom Hals an abwärts auch seine Brust bedeckt, muss ein gehirnähnlicher Organismus sein. Allem Anschein nach wächst in dem großen Becken ein riesenhaftes Gehirn heran. Die Vermutung liegt nahe, dass dieses Gebilde während seines Wachstums Abfallstoffe produziert, die für eine weitere Verwendung in die kleinere Station transportiert werden. Damit ist Bluff Pollard in Berührung gekommen. Die Verbindung zwischen dem Becken und dem offenen Meer kann nur bedeuten, dass das Gehirn für seine Entwicklung salz- und jodhaltige Stoffe benötigt.
Douc Langur mischt aufgrund dieser Erkenntnis eine für Menschenungefährliche Säure mit einer Salzlösung. Es ist ein Versuch, nicht mehr, doch die gallertartige Substanz nimmt die Lösung tatsächlich auf. »Die Säure bekommt ihm nicht«, stellt der Forscher der Kaiserin von Therm fest, als die Masse sich langsam verfärbt und zu schrumpfen beginnt.
Dass Bluff Pollard tatsächlich beeinflusst wurde, beweist Minuten später seine Reaktion: »Wo bin ich? Was ist geschehen?« Und er klagt über fürchterliche Kopfschmerzen.
Wir fliehen nicht aus Norwegen, ziehen uns aber zurück. Weil die mentalen Impulse des wachsenden Gehirns nicht mehr zu ignorieren sind. Das Cappin-Fragment tobt. Was wir brauchen, ist ein klarer Kopf, wenn wir uns gegen diese Gefahr behaupten wollen.
Goshmos Castle war der einzige Planet der roten Sonne Medaillon — bis die Erde und ihr Mond durch den Sonnentransmitter Twin-Sol (gebildet aus dem Weißen Zwerg Kobold und der heimischen Sonne Sol) in den Mahlstrom der Sterne versetzt wurden. Das heiße und trockene Klima sowie die ausgedehnten Sand- und Geröllwüsten waren prägend für diese Welt, die Heimat der Müderer.
Kurz nachdem auf der Erde weitere acht schwarze Raumschiffe gelandet sind, fliegen mehrere Mitglieder der Tera-Patrouille mit Douc Langur Goshmos Castle an. Sie wollen herausfinden, ob die Fremden auch auf dem Nachbarplaneten sind oder ob er als Ausweichquartier genutzt werden kann.
Dass die Überraschungen, die auf Goshmos Castle warten, so oder ähnlich erwartet worden sind, mag hinterher niemand mehr sagen. Jedenfalls haben die intelligenten Müderer, flugfähige Wesen mit menschenähnlichem Körper und Fledermausköpfen, den Sturz durch den Schlund überstanden. Sie teilen das Schicksal der verschwundenen Menschheit nicht. Ebenso die terranische Besatzung einer Beobachtungsstation.
Damit ist bewiesen, dass der Einfluss, der die Menschen verschwinden ließ, allein auf die Erde beschränkt blieb. Die Hypothese, dass möglicherweise ein Naturereignis verantwortlich war, ist damit nicht mehr tragbar. Hinter alldem steht also kein natürlicher Vorgang. Die Vermutung scheint endlich zur Gewissheit zu werden, dass die Erde planmäßig entvölkert wurde. Warum und von wem, weiß niemand.
Notiz 3/Juni 3582
Du wachst auf, weil du glaubst, einen leisen, fernen Ruf gehört zu haben. Aber da ist nichts, nur ein seltsamer Druck unter deiner Schädeldecke. Dieses Gefühl ist lästig und lässt sich nicht vertreiben.
Im selben Moment ahnst du, was geschehen ist: Die Ausstrahlung des wachsenden Gehirns hat Terrania City erreicht! Eher als befürchtet. Mit einem Mal denkst du nicht mehr an Schlaf. Du musst handeln!
Notiz 4/Juni 3582
Das Netz aus silbern-rot strahlendem Material ist äußerst feinmaschig. Zusammengehalten wird es von einem einen Zentimeter breiten Band, das über Stirn und Hinterkopf gezogen wird. Du hast es in den Beständen von Imperium-Alpha gefunden und einige hundert weitere.
Grlko-Netze — Gravokonstante-lntelligenzkorrektur-Netze —, die anderen haben nie davon gehört. Du bist der Einzige, der weiß, dass sie gegen die verdummende Wirkung des Schwarms entwickelt wurden. Dir ist aber auch bekannt, dass schon damals nur etwas mehr als die Hälfte aller Testpersonen das Netz ohne Nebenwirkungen tragen konnte.
Trotzdem musst du es versuchen. Die drei Zentimeter durchmessende und eineinhalb Zentimeter dicke Scheibe, die am obersten Nackenwirbel anliegt, erlaubt
Weitere Kostenlose Bücher