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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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die euer Spiegelbild sein sollten. Sie sollten ebenso einsam und rätselhaft werden wie die Mächtigen. Hat euch das mit Genugtuung erfüllt? Wollte sich Bardioc deshalb mit Wesen aus den Lebenssporen umgeben, und hast du deshalb die Puppen erschaffen?«
    In ohnmächtiger Hilflosigkeit, die sich ebenfalls in seinem Wortschwall entlud, sah Alaska, dass der Anzug der Vernichtung sich vollends auflöste. Einer der kostbarsten Gegenstände, den intelligente Wesen jemals besessen hatten, existierte nicht mehr. Insgeheim hatte er noch gehofft, eines Tages den Anzug zurückzubekommen und selbst alle Möglichkeiten des geheimnisvollen Kleidungsstücks zu erkunden.
    »Bring wenigstens du dich in Sicherheit!«, rief er dem Zeitlosen zu. Aber Ganerc-Callibso reagierte nicht.
    Der Lärm aus dem Turm wurde ohrenbetäubend. In respektvollem Abstand hatten die Fackelträger einen Kreis gebildet, und dahinter waren wohl alle Puppen der Stadt auf den Beinen. Ein Tor zeichnete sich plötzlich in der Turmwandung ab, fahl und ohne feste Umrisse, aber mindestens zehn Meter hoch und halb so breit — und dahinter bewegte sich eine riesige, klobige Gestalt.
    Das Cappin-Fragment reagierte immer noch heftig auf die Vorgänge. Es schien sich tiefer in seinen Schädel einzugraben, bis Alaska sich mit einem Aufschrei die Maske vom Gesicht riss. Keineswegs zum ersten Mal fühlte er sein Leben durch den Organklumpen bedroht, und diesmal fragte er sich sogar, ob es besser war, schnell zu sterben als unter den Händen der Puppen. Vielleicht musste er das hektische Pulsieren des Fragments auch so deuten, dass es von einer unbekannten Kraft angezogen wurde und wirklich bald von ihm abfallen würde. Die Vorstellung, dann mit dem eigenen Gesicht sterben zu können, erschien dem Transmittergeschädigten wie eine Erlösung.
    Die Urpuppe war inzwischen ins Freie gelangt, ein gut sechs Meter hoher Gigant, dessen Bewegungen so ruckartig wirkten wie die eines primitiven Roboters. Sie war noch hässlicher anzusehen als die Zwerge. Zweifellos hatte das eigene Selbstverständnis Ganerc dazu getrieben, zuerst einen Riesen zu bauen. Aber dieser plumpe Koloss, der sich mit weit ausgreifenden Schritten näherte, konnte unmöglich für das Toben des Cappin-Fragments verantwortlich sein. Alaska wünschte in dem Moment, er hätte mehr über die Gefühlswelt der Mächtigen in Erfahrung gebracht. Dass ihr Bewusstsein von einem Moment auf den anderen erweckt worden war, schien sie in einen Schock versetzt zu haben. Auf der Suche nach ihrer eigenen unbekannten Vergangenheit waren sie von einer Krise in die andere getaumelt.
    Die Urpuppe, erkannte Alaska Saedelaere, schien blind zu sein. Ihr Gesicht war lediglich eine Platte mit armdicken Auswüchsen, die an Fühler erinnerten. Aber wieso, um alles in der Welt, bewegte sie sich so zielstrebig? Alaska kannte die Antwort, obwohl er sie liebend gerne weit von sich geschoben hätte:
    Ganerc-Callibso lenkte die Urpuppe mit seinem Geist.
     
     
    Der am Boden kauernde hässliche Zwerg reagierte nicht einmal, als die Riesenpuppe ihn mit ihrer klobigen Pranke packte und in die Höhe hob. Selbst dann noch nicht, als sie begann, Ganerc-Callibsos künstliche Hülle zu zerstören.
    Alaska hätte am liebsten laut aufgeschrien, doch die eigene Stimme versagte ihm den Dienst. Mit Nachdruck musste er sich daran erinnern, dass er keine lebenden Wesen sah, sondern roboterartige künstliche Geschöpfe. Aber hatte nicht in dem kleinen Körper, der soeben von dem Riesen zerrissen wurde, Ganercs Bewusstsein Zuflucht gefunden? Stückweise flog die Callibso-Puppe auf das große Tablett.
    Ruckartig wandte die Urpuppe den Schädel. Obwohl sie keine Augen besaß, hatte Alaska den Eindruck, dass sie ihn anstarrte. Im nächsten Moment verkrallten sich die plumpen Finger in der Fensteröffnung, rissen Steine heraus und vergrößerten das Loch in Gedankenschnelle. Wie eine Ramme stieß der Arm in den Raum vor und zerstörte das Bettgestell. Splitter flogen umher. Sie machten Alaska vollends klar, welch urwüchsige Kraft in der Puppe steckte.
    Suchend pendelte die mächtige Pranke von einer Seite auf die andere. Im letzten Moment tauchte Alaska unter den Fingern hindurch und rollte sich über den Boden bis unmittelbar unter das Fenster. Hier war der einzige tote Winkel, der ihm noch Schutz bot. Hinter ihm zersplitterten der Schemel und ein Wandregal.
    Die Maske hatte er verloren. Er entdeckte sie einige Meter entfernt und konnte sie gerade noch an sich

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