PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
einziger perfekter Chor antworteten die Puppen. Alaska wurde sofort bewusst, dass sie nur für ein Wesen sprachen, für Ganerc-Callibso: »Der Augenblick der Trennung stand schon lange fest.«
»Deine Hilfe wäre den Terranern auch weiterhin willkommen, Ganerc«, sagte Alaska. »Und der Verlust des Anzugs der Vernichtung trifft mich persönlich schwer.«
»Die Zeitlosen ließen sich von Eitelkeit und falschem Ehrgeiz verleiten«, antwortete der Chor. »Wir waren nicht bereit, unsere Macht wieder aufzugeben. Das wurde unser Verhängnis.«
»Wer sind die Kosmokraten? Welche Ziele verfolgen sie?«
»Ich weiß es so wenig wie du, Alaska. Aber ich bin überzeugt, dass sie mit Superintelligenzen auf dieser Seite zusammenarbeiten.«
»Was werden wir jenseits der Materiequelle finden?«
»Hänge deine Hoffnungen nicht zu hoch. Der Durchgang auf die andere Seite wird den meisten von euch verschlossen bleiben. Nicht nur die Loower haben es vergeblich versucht. Eine Ahnung sagt mir, dass jemand aus deinem Volk auf die andere Seite gelangen soll, um für die Kosmokraten tätig zu werden.«
»Sag mir mehr!«, drängte Saedelaere. Die eigene Ungeduld erschreckte ihn.
»Geh zum Zeitbrunnen! Er wird noch einmal aktiv werden. Das ist alles, was ich für dich tun kann.«
Unendlich viele Fragen wollte er noch stellen, aber er wusste, dass es vergebliche Mühe gewesen wäre.
Schon vor der Landung mit der Lichtzelle sah Alaska Saedelaere das Flackern des Zeitbrunnens. Ein Teil der Fläche schien wieder aktiv zu sein. An einen Transport war in diesem Zustand nicht zu denken, allerdings offenbarten sich Bilder, so, wie er schon vor langer Zeit die Erde gesehen hatte.
Alaska schauderte. Was sich ihm darbot, schien die heimische Milchstraße zu sein. Flotten keilförmiger Raumschiffe waren im Begriff, ganze Sonnensysteme abzuriegeln. Er kannte kein Volk, das solche Schiffe baute. Sah er eine Invasion, die in diesem Augenblick die Galaxis heimsuchte?
Ein anderes Loch in der Zeit zeigte ihm eine unüberschaubare Flotte. In ihrer Ausdehnung musste sie Lichtjahre messen. Noch ehe er sich wirklich darauf konzentrieren und dieses unglaubliche Bild in sich aufnehmen konnte, verwischte es schon wieder. Schwärze blieb zurück. Und nicht einmal das. Ein Nichts, durchzuckte es den Maskenträger. Er hatte kein anderes Wort dafür: ein rotierendes Nichts.
Alaska richtete sich zögernd auf. Ein intensives Leuchten fesselte seine Aufmerksamkeit, ein anderer kleiner Ausschnitt in Raum und Zeit: Eine einsame Welt in einer unbedeutenden Spiralgalaxis. Nebelschleier verhüllen den frisch gefallenen Schnee und verwandeln den Schein der fünf Monde in einen tristen grauen Schimmer. Träge fließt das Wasser des Flusses dahin. Eine einsame Gestalt löst sich vom Ufer, watet zwischen Eisschollen hindurch, bis sie den Grund unter den Füßen verliert und abgetrieben wird. Lautlos versinkt sie in den Fluten.
Immer wieder geht eine der Puppen zum Wasser und verschwindet. Die Bevölkerung stirbt. Eines Tages wird das künstliche Leben auf Derogwanien vollends erloschen sein.
Benommen richtete Alaska Saedelaere sich auf. Nachdenklich geworden, ging er zur Lichtzelle zurück. Bald darauf versank der einsame Planet hinter dem Schiff des Mächtigen in der Bedeutungslosigkeit des Alls.
27.
Erwachen.
Finsternis umgab ihn, als er die Augen aufschlug und benommen den eigenen keuchenden Atemzügen lauschte. Eine schreckliche Leere wühlte in ihm und raubte ihm das eigene Ich. Er starrte in die Finsternis, ohne zu registrieren, was er sah.
Zögernd kehrte die Erinnerung zurück. Terra, die Andenkette im Hintergrund ... der Zeitbrunnen ...
Ruckartig richtete er sich auf. Die hastige Bewegung rief ein Gefühl der Benommenheit hervor, doch der Zellaktivator kompensierte das rasch.
Wo bin ich?, fragte sich Alaska Saedelaere. Auf keinen Fall war er nach Derogwanien gelangt. Die Luft roch anders, schwefliger. Obwohl der Sauerstoffgehalt höher zu sein schien. Er brauchte kein Messgerät, um das festzustellen.
Es regnete leicht. Alaska spürte ein seltsames Prickeln auf der Haut. Die Nässe roch eigenartig streng. Schwefelsäure in dünnster Konzentration, schoss es ihm durch den Sinn, vermischt mit anderen wasserlöslichen Stoffen. Erst jetzt registrierte er das dumpfe Grollen, das von Anfang an in der Luft gelegen hatte. Das war kein fernes Gewitter, wie er im ersten Moment glauben wollte, sondern intensiver, selbst der Boden schien das
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