PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
begreifen.
Point of last return war ein orakelhafter Name für die kleine Welt fern aller Schifffahrtsrouten, deren strategisch günstige Lage zur galaktischen Eastside ihr einziger Vorteil war. Während die Blues-Kriege allmählich abebbten, hatte die Solare Abwehr mit dem Bau des Stützpunkts begonnen. Aus Gründen, die Saedelaere ohnehin wenig interessierten, war die Geheimdiensttätigkeit nie über die Errichtung dreier kuppelförmiger Bauten und der Landepiste hinausgekommen. Das Gerücht kursierte, der Planet hätte sich gegen die Menschen zur Wehr gesetzt und hätte die Techniker nur geduldet, weil sie gekommen waren, um aufzuräumen. Alaska hielt das für Raumfahrergarn, das Neulinge wie ihn ängstigen sollte.
Daran dachte er, als er sich mit dem Handrücken den Regen aus dem Gesicht wischte. Die Nässe brannte unangenehm, fast wie Säure auf der Haut.
»Die Arbeit wartet, Alaska! Niemand bezahlt Sie fürs Philosophieren.«
Er schreckte aus seinen Gedanken auf. Die Kollegen wussten nicht, dass Point of last return seine erste fremde Welt war. Ebenso wenig, dass er schon mit fünf Jahren davon geträumt hatte, zu den Sternen zu fliegen — ein Traum, der ihn während der Ausbildung wiederholt in Bedrängnis gebracht hatte. Zumal sein Abschluss einer gehobenen Flottenlaufbahn nicht eben förderlich gewesen war.
Der Donner kam näher, und der Regen wurde dichter. Ein Raunen hing in der Luft. Zweifellos stammten die Geräusche von den Pflanzen, die sich zuckend über die Piste wanden.
Alaska fröstelte und schlug den Kragen seines Overalls hoch. Die Kombination schlotterte um seinen Körper. Ohnehin nur Haut und Knochen, hatte er während der letzten Tage vor Aufregung wenig gegessen. An der Demontage eines aufgelassenen SolAb-Stützpunktes teilzuhaben, das war ungefähr, als hätte man ihn überraschend aufgefordert, dem Großadministrator Perry Rhodan oder dessen Stellvertreter Reginald Bull die Hand zu schütteln.
Obwohl es weiß Gott keine militärischen Geheimnisse zu entdecken gab, blieb für Saedelaere das Flair galaktischer Geschichte. Er arbeitete für eine bedeutende solare Firma, die Interstellar Equipment and Positronic Inc. , zwar nur für eine aufs Abwracken von Schiffen und Raumstationen spezialisierte Tochtergesellschaft, aber die Aufstiegschancen bestärkten ihn in der Gewissheit, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Fast zu spät bemerkte er das Hindernis vor sich. Alaska strauchelte und konnte sich gerade noch abfangen. Der Auflageteller einer der zwölf Teleskoplandestützen des Schweren Kreuzers war weit in den Boden eingesunken, und die heimische Flora rankte üppig an der mehrfach mannsdicken Säule in die Höhe.
Saedelaeres Blick folgte den peitschenden Zweigen. Weit musste er den Kopf in den Nacken legen, um mehr als hundert Meter über sich den Ringwulst des Kugelraumers zu sehen. Die Düsenöffnungen waren groß genug, selbst Lastengleitern einen bequemen Einflug zu bieten. In Gedanken sah er die gleißenden Partikelströme der Impulstriebwerke zünden und die Piste mit einer Feuerlohe überfluten. Von urzeitlichem Tosen begleitet, löste sich das Schiff vom Boden, stieg erst majestätisch langsam, aber dann rasch schneller werdend in den Himmel und war Sekunden später nur noch als flammender Stern zu sehen.
Im Gegensatz zu seiner Vorstellung würde sich der Kugelraumer niemals mehr erheben. Zwei Wochen waren für die Feinarbeit des Demontagetrupps kalkuliert, der die wertvollen High-Tech-Aggregate einer privaten Nutzung zuführen sollte. Den Rest würden danach Abwrackroboter besorgen.
Obwohl sein Nacken zu schmerzen begann, starrte Alaska unverwandt in die Höhe. Schiffe wie dieses — die TERRA-Klasse mit zweihundert Metern Durchmesser — galten als die Arbeitstiere in der Solaren Flotte. Hauptsächlich wurden sie für Erkundungsmissionen, aber auch als bewegliche Angriffskreuzer eingesetzt. Die wertvollen Transformgeschütze waren längst von der Solaren Abwehr geborgen worden. Alle anderen Waffensysteme unterlagen nicht der militärischen Geheimhaltung.
Unbekannte hatten das Schiff wrack geschossen; eine Notlandung war dennoch möglich gewesen. Saedelaere fühlte sich von dem stählernen Gebirge geradezu erdrückt. In dem Moment glaubte er zu ahnen, was Rhodan und Bull empfunden haben mussten, als sie im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert als erste Menschen auf dem heimischen Mond den gestrandeten, fünfhundert Meter durchmessenden Forschungskreuzer der
Weitere Kostenlose Bücher