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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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voller Treppen und Rampen, die zu offenen und geschlossenen Abzweigungen und, nach dem Passieren von drei Decks aufwärts, in die mit Fangfeldtechnik gefüllten Bezirke führten. Im Zentrum der Anlage verband das Gerüst des schweren Lastenaufzugs die Decks; der Tragekorb des abgeschalteten Geräts befand sich am tiefsten Punkt. Vor den untersten Stufen sammelte sich die Gruppe.
    »Wenn sie tatsächlich zu den Fangfeldgeneratoren wollen, müssen sie in ihrem schlaffen Zustand bis ganz nach oben«, sagte Hollun und ließ den Kopf hängen.
    »Ich fürchte, dorthin müssen wir auch«, antwortete Kalymel und dachte an den Tag, an dem die Aufzüge abgeschaltet worden waren. Er lag weit zurück, in seinen ersten Lebensjahren. »Weiter, Freunde.«
    Als die negative Beschleunigung der LEMCHA OVIR einen Wert erreicht hatte, der eine klare Berechnung zuließ, schaltete sich der Rechner der Zentrale ein und griff auf die Daten auch jener Speicher zurück, die seit dem Start kontinuierlich angelegt und gefüllt worden waren. Nach kurzer Rechenzeit flammte ein mächtiger Bildschirm in der Kommandozentrale auf; sein grelles Leuchten weckte Atubur Nutai aus flachem, unruhigem Schlaf. Verständnislos betrachtete er die Worte und die Zeichen, die sich langsam aus vibrierenden Buchstaben bildeten, nur zögernd stellte sich Begreifen ein.
    Er stand auf, leerte den Becher mit dem erkalteten Huccar-Kreis-laufbeschleuniger und las schweigend die erste Botschaft des Rechners. Der Voraus-Bildschirm zeigte einen großen Ausschnitt des
    Sonnensystems und die Welt Mentack Nutai; das Gespinst hämmerte Buchstaben und Worte auf das Display:
    »Sämtliche Parameter lassen erkennen, dass das Schiff abgebremst wird und einem definierbaren Sonnensystem entgegenfliegt. Die Analyse der Berechnungen zeigt, dass die Gefahren längst nicht überwunden sind. Die Knotenrechner haben mit höchster Wahrscheinlichkeit analysiert, dass es viel zu gefährlich ist, den Rüg zu unterbrechen und die Planetenfähren einzusetzen.«
    Der Naahk ignorierte die Warnung. Er hatte mit dem Rat diese Möglichkeit lange diskutiert. Die Rechner würden warnen und unaufhörlich Verbote zitieren, konnten aber nicht eingreifen. Es war sinnvoll, die Warnungen nicht ungefiltert an die Bewohner des Schiffs weiterzugeben, damit sie nicht verunsichert wurden. »Es ist nicht geplant«, sagte Nutai laut, »auf dem Planeten zu landen. Es erübrigt sich, die Warnungen zu wiederholen. Alle damit verbundenen Probleme sind geklärt und bedeutungslos geworden. Wir verlangsamen den Flug, um Informationen einzuholen. Sie dienen dazu, die Überlebenschancen auf einem möglichen Zielplaneten besser beurteilen zu können. Das Sonnensystem bietet eine reiche Ausbeute einschlägiger Daten. Jenseits der Bahn des elften, äußersten Planeten, der noch nicht einmal eine vorläufige Kodebezeichnung erhalten hat, werde ich die LEMCHA OVIR wieder beschleunigen.«
    Das Gespinst antwortete nach einer langen Pause. Es antwortete seit 20 Jahren nicht mehr augenblicklich. Die Schrift und die Elemente des piktogrammatischen Ersatzes wechselten binnen einiger Sekunden. Atuburs Erleichterung nahm zu, als er las:
    »Kein Zwischenhalt, keine Landung. Dennoch ist zu beachten, dass die Zähl der Bewohner drastisch geringer ist als beim Start und während der ersten Jahre. Es muss mit allen Mitteln versucht werden, die Population nicht nur stabil zu halten, sondern zu vergrößern. Die Warnung erfolgte auch nach logischen Sachpunkten; nur mit einer ausreichenden Anzähl handlungsfähiger Individuen ist das Überleben während einer Zwischenlandung möglich. Der Dialog zwischen dem Kommandanten und dem Gespinst wird dokumentiert und gespeichert.«
    »Dokumentiert und gespeichert«, wiederholte der Naahk leise. »Eigentlich hasse ich diese Art von Lügen. Aber es ist nicht vorstellbar.« Er schwieg. Es war durchaus vorstellbar, welche Menge War-nungen, Alarme und Schaltungen die Rechner auswerfen würden, wenn das Schiff erst einmal im Landeanflug war. Die Mitglieder des Rates und einige ausgesuchte alte Tenarchen hatten im Lauf der Jahre Hunderte Sensoren gekappt; der Rechner definierte die unterbrochenen Verbindungen als altersbedingte Funktionsstörungen oder Datenräude. Überdies waren Fakten geschaffen und Entschlüsse getroffen worden - ihr Schicksal würde sich auf Mentack Nutai erfüllen. Auf Nutais Schicksal.
    »Es gibt kein Zurück«, murmelte Nutai und mischte sich ein frisches Huccargetränk. Der Zeitpunkt

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