PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten
seine Männer wieder schweißgebadet. Die Luft war nicht nur trocken und kühl, sondern auch dünn; die Füllstandsanzeigen der Kohlendioxidtanks, dem Treibmittel für den Löschschaum, die dicht über dem Boden angeflanscht waren, standen auf Maximum. Auf dem Weg zum nächsten Deck schwerkraftaufwärts kamen sie an einem Tank vorbei, als sich im selben Augenblick knallend das Ventil öffnete und den Inhalt durch Rohre fauchend ins All entließ.
Als das schreiend gelbe Doppelschott gegenüber dem Liftgerüst aufglitt, winkte Kalymel seine Begleiter zur Seite. Der Spalt vergrößerte sich, die Warnlampen blinkten aufgeregt, und als Elsey sich als Letzter an die Wand press-te, drangen zugleich mit wilden Schreien die metallisch klatschenden Abschüsse der magnetischen Waffen aus der Maschinenhalle. Das Brummen der Absorber wurde lauter.
Die Bolzen zuckten mit bösartigem Summen zwischen den Umformerblöcken hervor und detonierten an den Wänden der Treppenanlage und den Trägern des Lifts. Splitter prasselten in alle Richtungen. Die Portalteile beendeten ihre Bewegungen und schlugen gegen die Puffer. Macaire und Kalymel sprangen, die Lähmstrahler in den Händen, ins Dunkel und warfen sich rechts und links in Deckung.
Eine zweite Salve hämmerte dicht gebündelt in das Liftgestänge. Der Detonationsdruck der Geschossköpfe wirbelte Lieth und Hollun ins Innere der Halle. Die Schreie waren fast unverständlich, und die Echos in dem großen Raum verzerrten jedes Wort. Als Holluns
Scheinwerfer seinen Lichtkegel über einen Teil der Maschinen warf, glaubte Kalymel den einen oder anderen Wortfetzen zu verstehen.
». Furcht. der Hüter. die Muster des Versagens. unerträgliche Schmerzen. im Namen des Legendors.!«
Kalymel und Macaire krochen zuerst an der Innenwand nach rechts und links, dann wagten sie sich zwischen den Sockeln, Rohrverbindungen und den Blöcken und Zylindern der Anlage in die Richtung, in der sie die Flüchtenden vermuteten. An der gegenüberliegenden Wand bildete schwaches Licht eine Art vielfarbigen Halo. Es mochte ein Schaltpult oder ein Display sein. In kurzen Abständen flammten die Scheinwerfer auf. Ihre Strahlen bildeten weiße Balken in dem dünnen Nebel aus Staub und Wasserdampf, der die Halle füllte.
Die Kranken feuerten blindlings auf wirkliche oder imaginäre Ziele. Aus den grell aufflammenden Explosionskernen schwirrten die Bruchstücke durch die Dunkelheit. Das Klirren und Krachen, mit denen Wände und Maschinenverkleidungen getroffen wurden, erfüllten die Halle mit ohrenbetäubendem Lärm.
Kalymel richtete sich auf und spähte in die Gassen zwischen den Aggregaten. »Hört auf zu schießen!«, rief er. »Wir wollen euch helfen!«
Flüchtig sah er eine Gestalt, die den Standort wechselte und deren Umrisse von einem umherirrenden Scheinwerferstrahl sichtbar gemacht wurde. Die Antwort auf seine Aufforderung war ein erneuter Hagel aus Geschossen, wirre Schreie und der Lärm der berstenden Schrapnellköpfe. Er duckte sich. Rings um ihn schlugen die Splitter ein. Er hörte hinter sich ein scharfes, lang anhaltendes Zischen, ein grelles Pfeifen, und wusste, dass ein K-Tank getroffen worden war. Hochverdichtetes Kohlendioxid trat aus, das Ventil rasselte, das Gas breitete sich entlang des Bodens aus, und der Vorgang löste einen Alarm aus. Radialventilatoren begannen sich summend zu drehen, die Tiefstrahler an der Decke und über verschiedenen Geräten schalteten sich ein. Es dauerte einen vorsichtigen Atemzug lang, bis sich Kalymels Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten.
»Kohlendioxidalarm!«, brüllte Elsey. »Hoch vom Boden.«
Fast gleichzeitig sah Kalymel einen Halbleukor, hob seine Waffe und feuerte. Ein lang gezogenes Sirren ertönte, ein fahler Spurstrahl spannte sich von der Mündung bis zur Brust des Weißhäutigen. Es war Amias. Er riss die Arme in die Höhe, verlor seine Armbrust und
sackte wie in Zeitlupe zusammen.
Die beiden anderen Halbleukors standen an den Seiten eines viertelrunden Steuerpults. Die Bildschirme oberhalb der Anzeigenbatterien waren in Tätigkeit, aber weder Macaire noch Kalymel konnten erkennen, was sie zeigten; Cada und Lumena feuerten ihre Bolzenmagazine leer. Die Schenkel der Armbrüste zuckten vor und zurück, und die Geräusche des Alarms mischten sich in den scheppernden Lärm in der Maschinenhalle.
Lieth sprang links im Blickfeld Kalymels in die Höhe und feuerte einen Schockstrahl auf Cada ab, die das Magazin wechselte. Sie sah
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