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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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richteten sich die Blicke von vielleicht 50 Lemcharoys auf die blinkenden Textzeilen.
    Simulation aus Originalaufnahmen. Geschwindigkeit um Faktor zehn vergrößert; keine Farbkorrektur. Wegen Kapazitätsproblemen Stereo-Wiedergabe pro Quadrant nur 15 Minuten möglich. Dringende Warnung: Größte Gefahr bei Versuch, Rüg zu unterbrechen und zwischenzulanden!
    Rasturi und Kalymel lasen die Erklärung. Einige Atemzüge später baute sich ein unwirklich wirkendes, fast übergenaues und stark farbiges Bild auf. Hingerissen starrten sie darauf.
    »Ich hab es mir nicht so schön, so. gewaltig und so wirklich vorgestellt. Schöner als alle Träume!«, flüsterte Rasturi. Ihre Stimme war rau vor Ergriffenheit. Sie stand im Gras des Versammlungsplatzes und betrachtete Mentack Nutai, den fünften Planeten, dessen Kugel dreidimensional langsam auf dem Bildschirm rotierte. Rötliche Sonnenreflexe auf den Eiskappen, herrlich blaue Meere, gelbe, braune und grüne Kontinente und darüber eine endlose Flut von Wolken in Wirbeln, Ketten und einzelnen Ballungen. Der Terminator nächtlicher Dunkelheit, aus dem sich die Oberfläche hervorschob. Ein Mond driftete vorbei. Das Gespinst projizierte Erklärungen in den unteren Bildrand.
    »Datenräude! Zu spät, Gespinst!«, murmelte Kalymel. Die Ziffern des Chronometers liefen plötzlich viel zu schnell rückwärts; gerade suchte er halb verzweifelt nach einem Gebiet, in dem er gern landen würde, und wusste gleichzeitig, dass es ein sinnloser Versuch war. »Du hast viel zu wenig Informationen. Wenn wir wieder Zehntausend oder mehr sind, denken wir an den Neustart.«
    Das strahlende Bild verblasste und verschwand. An die Stelle des
    Planeten traten wieder die flackernden, zweidimensionalen Echtzeitabbildungen. Quer durch den untersten Teil der Projektion zog sich der Trümmerwall des Asteroidengürtels. Die Bewohner seines Quadranten, die sich versammelt hatten - Kebroids, Normale, Positivmuties, Halbleukors -, warfen einen letzten Blick auf die kapuzenbedeckte Kugel des Legendors und zerstreuten sich. Das rote Auge erlosch.
    »Hast du Angst, Kalymel?«, fragte Rasturi und hängte sich bei ihm ein. Langsam gingen sie zu ihrem Quartier.
    »Nicht vor dem Start. Aber vor dem Flug durch die Lufthülle. Alles hängt von der Stärke der Triebwerke ab.«
    »Wir werden doch rechtzeitig aufgerufen, nicht wahr?«
    Rasturi würde den dritten Sitz in der Steuerkanzel einnehmen. Macaire hatte bei drei Tests bewiesen, dass er als Kopilot einzusetzen war. Den größten Teil ihres wenig umfangreichen Gepäcks, Ausrüstung und eine ausreichende Auswahl an Waffen und Verteidigungsgeräten - niemand wusste, was die Lemcharoys auf dem Zielplaneten erwartete! - hatten sie bereits in der Fähre verstaut, als Kalymel den Weg in den Warteraum und den Hangar mit Pfeilen beklebt und mit Leuchtfarbe markiert hatte.
    »Selbstverständlich, Liebes«, sagte er. »Und vor dem Start gibt es so viel Lärm und Aufregung, dass garantiert niemand verschläft.«
    »Wann?«
    »In weniger als vier Tagen.«
    Stunde um Stunde rechnete Atubur Nutai, verglich, schätzte, beobachtete und testete. Chibis-Nydele versorgte ihn mit Huccar und kleinen Leckerbissen. Ihre liebevolle Fürsorge lenkte ihn von Selbstzweifeln und der Furcht vor Misserfolg ab. Die Knotenrechner des Gespinsts arbeiteten ständig an den Grenzen der Belastbarkeit. Immer wieder endeten Datenströme blind an einem unzuverlässig arbeitenden Knoten. Die Nuklearmeiler lieferten Energie an die Absorber, die den Anflug abbremsten. Im Innenring, dessen Durchmesser fast einen Kilometer betrug, erzeugten die kollidierenden Neutrinos gleißende Energiestrukturen. In langen Abständen prallten winzige Gesteinstrümmer gegen die dicken Schutzflächen vor der Frontfläche der »Hoffnungsstern«; durch die Metallkonstruktion hallten mächtige Gongschläge, und der Schutzschirm vor der kreisförmigen Kanzel des Kommandomoduls flammte in ebensolchen Abständen auf.
    Die LEMCHA OVIR überflog die Bahn des namenlosen achten Planeten. Die Ortungsschirme zeigten schräg unterhalb der abfallenden Kurve die gewaltige Ausdehnung des Gürtels mit seinen Millionen Felsbrocken und Minimonden aus Gestein, Eis und Erz. Die Geschwindigkeit des Schiffs nahm weiter ab, und die Lautsprecher übertrugen, vielleicht zum letzten Mal, knisternd die Stimme des Unsterblichen.
    »Wir haben die Bahn des achten Planeten überflogen und werden in drei Stunden den Asteroidengürtel hinter uns gelassen und

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