Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Planeten entgegen.
    Ein weiterer Teil, vielleicht ein Viertel, brach von der Ringkonstruktion weg und wurde seitlich zur Richtung des Sturzes weggeschleudert. Es folgte, sich langsam über alle Achsen überschlagend, dem Boliden, der inzwischen weit außer Sicht war. Und in dem Augenblick, als über Kalymel die reale Welt mit Schreien, blinkenden Anzeigen und Arbeitsgeräuschen der Triebwerke wieder zusammenschlug, sah er aus dem Augenwinkel einen mächtigen, kantigen Felsbrocken aus Helligkeit und Schatten heranrasen.
    Er traf innerhalb einer einzigen Sekunde den Rest der LEMCHA OVIR, schlug eine 50 Meter tiefe, dreieckige Kerbe und wurde umgelenkt. In einer Explosionswolke aus Trümmerstücken änderte er seine Bahn und jagte durch das All davon, war fast augenblicklich verschwunden.
    Neben der Einschlagstelle wurde ein gewaltiger Block aus dem Gefüge des Schiffs herausgerissen. Kalymel erkannte, was dort vorging. Er brüllte: »Nicht hinsehen! Die Arme vor die Augen!«
    Er beugte sich vor und bedeckte das Visier des Helms mit den Unterarmen. Eine Sekunde später detonierte der davon wirbelnde Nuklearmeiler und überschüttete das All mit einem sternenhellen, lang anhaltenden Lichtblitz, einer titanischen roten und weiß geflammten Feuerkugel, mit Rauch und Dampf, die sich mit zuckender Helligkeit über dem erneut losgerissenen Bruchstück und dem halbierten Kreisring ausbreiteten. Selbst in der Steuerkanzel der Fähre schienen Metall und Kunststoff für lange Augenblicke durchsichtig zu werden.
    Kalymel hatte nicht in den Kern der Explosion geblickt, aber es dauerte einige Sekunden, bis seine Augen wieder zuverlässig arbeiteten und er begriff, was er wahrnahm.
    Er zog die Nase der Fähre bis über den gekrümmten Ausschnitt des Planeten vor dem Fenster herauf, jagte die Bremstriebwerke hoch und verlangsamte merklich den Fall der EDANA. Endlich schienen alle Instrumente seines Pults zuverlässig zu arbeiten. Das kugelförmige, schwarze Ding mit einem Durchmesser kaum unter 100 Metern hatte sich aus den Arche-Fragmenten gelöst und fiel ungebremst auf die Wolkenwirbel zu, von denen die Planetenoberfläche verdeckt wurde. Die schwarze Kugel! Etwa ein Raumschiff? Er verdrängte den Gedanken. Vergiss es! Völlig unwichtig jetzt! Es geht ums Überleben.
    Die Kugel verschwand glimmend, lodernd, flammend und rätselhaft in der Tiefe. Sonnenlicht flutete in die Kabine der Planetenfähre. Die Insassen klappten die dunklen Visiere herunter. Als die Fähre zur Seite kippte, ertönte ein vielstimmiger Schrei.
    »Ruhe! Lasst mich arbeiten!«, brüllte er und spürte, dass er mit dem Schrei Spannung abbaute. Ihm war, als sähe er in den lufterfüllten Resten des Schiffs Körper umher wirbeln, von Teilen der Einrichtung erschlagen und zermalmt, und er empfand es selbst als völlig irreal, dass er an die Bäume dachte, die in der Weltraumkälte und im Vakuum innerhalb weniger Sekunden Herbst, Winter und Baumsterben über sich ergehen lassen mussten. Generationen hatten sie sorgsam gehegt und gepflegt, hatten die Früchte verwertet und waren mit Sauerstoff, buntem Laub und Schnitzholz belohnt worden. Aus. Im Vakuum zu krümeligem Staub gefrier-dehydriert!
    Drei Bruchstücke der OVIR, dachte er. Sie werden ewig durchs All treiben und niemals landen. »Auch nicht als ausgeglühter Schrott«, murmelte er und merkte plötzlich, dass Tränen aus seinen Augen liefen und er den Helm des Raumanzugs noch immer nicht geschlossen hatte. In den Bruchstücken starben die Insassen. Wahrscheinlich waren die Quartiere voller Verwundeter und Toter.
    Zwei weitere Planetenfähren, startbereit, voller Passagiere - was war mit ihnen geschehen? Hatten sie ausschleusen können? Die Lichter auf der Front des Funkgeräts blinkten aufgeregt, aber es ka-men weder Geräusche noch Worte aus den Lautsprechern.
    Eine Fähre, eingehüllt in Düsenflammen, Rauch und Dampf der Triebwerke sah er weit vor sich und unter sich. Der tigroiden Farbgebung nach musste es die LEMCHA PYXAL sein, von Ascelin aus West-Blau gesteuert. Er folgte ihr auf Parallelkurs und hoffte, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Er beugte sich vor, um zu sehen, was mit dem Hauptteil der Arche passierte.
    Die Anzeigen ließen erkennen, dass die Fähren und das Schiff in den Bereich der obersten Luftschicht eintraten. Kleine Bruchstücke und Fetzen, der Anziehungskraft und der eigenen hohen Eintrittsgeschwindigkeit unterworfen, begannen sich zu erhitzen, an den Spitzen zu glühen, und zogen

Weitere Kostenlose Bücher