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PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Selbstverständlich gab es kein Verbot, das eigene Quartier zu verlassen, aber die abgesperrten und verschweißten Bezirke waren tabu. Die Gefahren, dem Schiff zu schaden, waren zu groß - so lernten es die Lemcharoys schon während der ersten Unterrichtsstunden. Dennoch wanderten Gerüchte durch scheinbar undurchdringliche Stahlwände: Da ist etwas, das wir nicht kennen. Kalymel hatte sich langsam und bisher unentdeckt in die Nähe des Laderaums in dem metallenen Irrgarten hineingewagt; er war vielleicht 70-mal an undurchdringlichen Hindernissen gescheitert.
    Jetzt schien er dicht vor seinem Ziel zu sein. Und niemand hatte ihn entdeckt.
    Er setzte die Säge ab. Die Reste der Naht vor ihm rauchten und sonderten Gestank ab. Der Scheinwerferstrahl bewegte sich zittrig auf das Schaltelement zu und beleuchtete das offene Innere. Die Verbindungen und die wenigen beweglichen Teile waren sorgfältig abgeklemmt worden - schon vor Jahren.
    Kalymel legte den Scheinwerfer so auf den Boden, dass dessen Licht sein Arbeitsgebiet beleuchtete. Mit der niedrigsten Untersetzung der Brechstange wuchtete er die Hälften des Schotts auseinander. Erwärmte Luft strömte ins Innere der geräumigen, für kleinere Container und Lasten geeigneten Schleuse.
    »Geschafft!« Kalymel sah zufrieden, dass die Pläne zutreffend gewesen waren: Die obere Hälfte der äußeren Schleusentür bestand aus einer Glasscheibe. Das Spezialglas war überdies verblüffend sauber geblieben. Er hob den Scheinwerfer auf, betrat die leere Schleuse und drückte die Lichtöffnung des Geräts dicht an die Scheibe. Der Strahl verlor sich in der Finsternis und dem Vakuum des geöffneten Laderaums.
    Nach einigen Atemzügen hatten sich seine Augen den veränderten Umständen angepasst. Er sah eine tiefschwarze, lichtlose Metallfläche. Sie krümmte sich nach allen Seiten, wie er herausfand, indem er den Scheinwerfer abschirmte und langsam bewegte; also lag der Schluss nahe, dass.
    »Eine Kugel!« murmelte er. »Eine Kugel in einem Würfel.«
    Der Würfel war der geöffnete, kubische Laderaum. Kalymel erinnerte sich an die Maße: etwas mehr als 108 Meter, das Neunfache von zwölf lang und ebenso breit und »tief«, unmittelbar neben den Tanks im Deck der äußersten Schale der OVIR. Also hotte die riesige Kugel einen Durchmesser von mehr als acht mal zwölf Metern, dachte er. Zwischen den Laderaumwänden und der Kugelrundung glaubte er, farbige Lichtpunkte erkennen zu können. Sterne? Durchaus möglich.
    Er sah nicht, ob und auf welche Weise die Kugel im Laderaum befestigt und gesichert war. Aber ihre Oberfläche war alles andere als glatt. Er erkannte Linien und Vertiefungen und etwas, das wie Reihen großer Nieten aussah. Kleine Glasflächen zeigten sich im wandernden Scheinwerferlicht. Fenster? Oder auch Scheinwerfer? Sein Atem gefror an der Glasplatte vor seinem Gesicht, während er mit Schwäche in den Knien dastand und sich von der Größe seiner Entdeckung überwältigen ließ.
    »Was ist das? Was kann das sein?«, ächzte er. Er zuckte die Schultern. Eine Planetenfähre, von der niemand wissen durfte? Plötzlich fiel ihm siedend heiß sein Zeitlimit ein. Er suchte mit dem Scheinwerfer die Kugeloberfläche ab, so gut es ging, und wurde nicht klüger.
    Ratlos verließ er die Schleuse und wuchtete den Spalt, den er geschaffen hatte, wieder zu. Er klebte das Werkzeug an seinen Körper und robbte durch die Inspektionsröhre zurück in den warmen Bereich, in dem die Luft nicht nach gefrorenen, uralten Geheimnissen roch. Die großen Muttern der Deckplatte zog er fester als sonst an.
    Er war der Einzige an Bord, der sich der geheimnisvollen Kugel genähert hatte. Möglich, dass nicht einmal Atubur Nutai den wahren Inhalt des Laderaums kannte. Möglich, dachte er, aber eher unwahrscheinlich. Als Kalymel den Randbezirk des bewohnten Teils seines Quadranten erreicht hatte, sah er in Gedanken plötzlich eine bessere
    Möglichkeit, sich der schwarzen Kugel zu nähern - er würde den seltsamen Gegenstand mit seiner Fähre ansteuern, schon in kurzer Zeit. Bis dahin verordnete er sich absolutes Schweigen.
    Vier Tage später erschienen ohne jede Ankündigung Buchstaben und Piktogramme auf den großen Bildschirmen der Versammlungsplätze. Zufällig befanden sich Kalymel und Rasturi außerhalb ihrer Wohneinheiten; Kalymel war dabei, das wenige persönliche Gepäck und die letzten Teile der Ausrüstung der ersten Gruppe seiner Fähre zu sichten. Als der Bildschirm aufflammte,

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