PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
die T ransmitterechos.«
»Selbst wenn es hier Wrackteile der Arche gibt...«, überlegte Tormas laut. »Die lemurische Technik einer Sternenarche kommt für den Transfer gewiss nicht infrage. Dafür ist sie viel zu primitiv.«
Primitiv, wiederholte Denetree in Gedanken und dachte an die Welt, in der sie aufgewachsen war, bestimmt von Technik und strengen Regeln. Die Möglichkeiten der Technik, die sie bei
Terranern und Akonen gesehen hatte, liefen für sie fast auf Magie hinaus.
»Denkt daran, was wir auf Mentack Nutai gefunden haben«, sagte der Erste Offizier der LAS-TOOR. Auf eine Reichweite von fünfzehn Metern beschränkte Funksignale übertrugen seine Stimme. »Es könnte sich um eine altakonische Anlage handeln - unsere Transmittertechnik war schon damals sehr hoch entwickelt«, betonte er stolz. »Wenn das der Fall ist, erhebe ich offiziell im Namen meines Volkes Anspruch darauf.«
Denetree stellte sich die Arroganz in Lethirs Gesicht vor. Sie teilte Sharita Cohos Abneigung ihm gegenüber.
Die Kommandantin der PALENQUE ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Demonstrativ überprüfte sie den Kombilader im magnetischen Halfter an ihrer Hüfte. »Vier Kriecher sind verschwunden, zwölf Mtglieder meiner Crew. Außerdem ein Haluter und sein Schiff. Darum geht es. Nicht um irgendwelche Ansprüche.«
Denetree beobachtete, wie Solinas Augen aufleuchteten. »Wenn wir es wirklich mit einer altakonischen Station zu tun haben, bekommen wir vielleicht ganz neue Einblicke in Akons Frühgeschichte.«
Dass Denetree Terraner und Akonen verstand und mit ihnen sprechen konnte, zählte zu den vielen Wundern ihres Universums. Sogenannte Translatoren ermöglichten eine Verständigung über sprachliche Grenzen hinweg. Trotzdem versuchte Denetree, die Sprache dieser Leute zu erlernen, und dabei machte sie gute Fortschritte.
Das Funkgerät übertrug ein Geräusch, das offenbar von Lethir stammte und nach einem leisen Schnaufen klang. Es wies darauf hin, dass er sich nicht um Historisches scherte. Tormas blieb ungerührt, wölbte nur kurz die Brauen.
Die beiden Kriecher flogen so nahe an einem kleineren Asteroiden vorbei, dass Denetree eine Kollision befürchtete und unwillkürlich zurückwich. Solina bemerkte ihre Reaktion und warf ihr einen beruhigenden Blick zu.
»Es ist gleich so weit«, sagte Sharita. Der Zielplanetoid füllte längst das Bugfenster aus, wurde zu einer graubraunen Welt aus Kratern, Schluchten und Schrunden. Nirgends zeigten sich Bauwerke oder dergleichen. »Bisher hat man uns noch nicht entdeckt.«
»Dass kein Transfer erfolgte, bedeutet nicht, dass wir nicht geortet wurden«, gab Echkal cer Lethir zu bedenken.
Sharita schloss den Helm, und Solina und Denetree folgten ihrem Beispiel. Die Indikatoren der verschiedenen Displays im Helmin-nern wiesen auf eine einwandfreie Funktion aller Anzugsysteme hin.
»Kommunikationsreichweite bleibt bei fünfzehn Metern«, sagte Sharita. »Achtung, Bremsmanöver in wenigen Sekunden.«
Denetree beobachtete, wie der Planetoid immer mehr anschwoll und sich kleinere Krater den größeren hinzugesellen schienen. Sie fühlte sich wie im Innern eines Projektils, das sich in einen riesigen Felsbrocken bohren wollte.
Und dann erwachten die Instrumente des Kriechers plötzlich zu neuem Leben.
Eine wahre Lichterflut leuchtete vor Sharita und Solina, und De-netree spürte, wie die künstliche Gravitation ihr wieder Gewicht verlieh. Das Triebwerk summte, und sein Schub fraß das Bewegungsmoment, während Pumpen die Luft absaugten. Alles war genau geplant, zeitlich präzise aufeinander abgestimmt.
Die Luke schwang auf.
Die Leere des Weltraums wartete auf sie.
Sharita hatte die Gurte bereits gelöst und sprang hinaus. Denetree verharrte in der Luke, erschrocken von der Tiefe vor ihr - die Oberfläche des Planetoiden befand sich viel zu weit unten. Solina erschien hinter ihr und gab ihr einen behutsamen Stoß, der sie nach draußen trug.
»Es besteht keine Gefahr«, tönte ihre entschuldigend klingende Stimme aus dem Helmlautsprecher des Funkgeräts.
Denetree wusste, wie die Kontrollen des Raumanzugs funktionierten, und benötigte ihre ganze Disziplin, um sie nicht zu betätigen, das Triebwerksmodul zu aktivieren und den Sturz in die Tiefe abzubremsen. Das wäre ein großer Fehler gewesen. Es kam darauf an, möglichst schnell eine möglichst große Distanz zum Kriecher zu schaffen und dabei keine verräterischen energetischen Emissionen zu verursachen.
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