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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ersten Blick betrachtet schienen die Linien und Furchen im Felsgestein natürlichen Ursprungs zu sein, aber wenn man der Fantasie ein wenig mehr Spielraum gab und bereit war, subtile Bedeutung zu erkennen, so ergab sich ein Zeichen, mit einem kleinen Vorsprung in seinem Mittelpunkt, nicht mehr als ein handtellergroßer Buckel.
    Denetree legte die Hand darauf.
    Und gab einen erschrockenen Schrei von sich, als funkenartige Lichter über Handschuh und Unterarm krochen. Aus einem Reflex heraus riss sie die Hand zurück.
    Der Felsen vor ihr geriet in Bewegung. Ein Teil von ihm neigte sich nach vorn und schwang auf, gab den Weg frei in eine erleuchtete Kammer.
    »Eine Luftschleuse«, sagte Sharita Coho verblüfft. Denetree drehte den Kopf. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass die anderen herangekommen waren. »Wie hast du das angestellt?«
    »Ich...« Denetree wusste nicht, was sie antworten sollte.
    Solina erschien an ihrer Seite und lächelte. »Aus dir wird noch eine ausgezeichnete Historikerin.«
    Die Schleuse war nicht besonders groß, und sie mussten eng zusammenrücken, um alle Platz in ihr zu finden. Solina betrachtete die Schaltelemente an der einen Wand, und ihre Aufmerksamkeit galt insbesondere den Schriftzeichen daneben.
    »Es scheint sich tatsächlich um eine altakonische Station zu handeln«, sagte sie. »Diese Symbole ähneln frühakonischen Schriftzeichen, auf die ich bei mehreren Ausgrabungsstellen gestoßen bin. Sie scheinen noch ein ganzes Stück älter zu sein.« Solina hob die Hand, zögerte und berührte eine Schaltfläche. Das Schleusentor mit der Felsentarnung geriet erneut in Bewegung und klappte zu.
    Dicht an dicht standen eine Terranerin, mehrere Akonen und eine Lemurerin in der kleinen Schleusenkammer. Denetree hörte ein leises Zischen, das schnell lauter wurde und wieder verklang.
    »Normaler Druck«, sagte Sharita. »Und die Luft ist atembar.« Sie öffnete den Helm, dessen molekulares Gedächtnis ihn sofort nach hinten klappte und zu einer Art Kragen des Kampfanzugs werden ließ.
    Das Innenschott glitt mit einem leisen Summen beiseite. Dahinter erstreckte sich ein größerer, nicht ganz so hell erleuchteter Raum mit einer Tür in der gegenüberliegenden Wand.
    Sharita verließ die Schleuse, die rechte Hand dicht am Kombilader im Magnethalfter. Die anderen folgten ihr und öffneten ebenfalls die Helme, um eigene Ressourcen zu sparen. Als sie alle die Schleuse verlassen hatten, schloss sich das Innenschott.
    Coho wollte sich der Tür zuwenden, als plötzlich eine Stimme ertönte. Die von ihr formulierten Worte klangen für Denetree sowohl vertraut als auch fremdartig. Einige schienen aus dem Lemurischen zu stammen, doch mit anderen konnte sie gar nichts anfangen.
    Denetrees Translator übersetzte. »Kontrollsequenz wird eingeleitet.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Lethir.
    Coho trat einen Schritt auf die Tür zu - und erstarrte ebenso wie ihre Begleiter. Denetree konnte sich plötzlich nicht mehr bewegen; etwas hielt sie fest, ein Kraftfeld irgendeiner Art.
    Damit noch nicht genug.
    Ein energetischer Vorhang fiel auf der anderen Seite des Raums von der Decke herab und glitt der Gruppe entgegen.

Deshan Apian - Lemuria 4505 dT(51895 v. Chr.)
     
    Ein dicker Teppich dämpfte Deshan Apians Schritte, als er durch den Turm der Wahrheit wanderte, dabei einmal mehr die Atmosphäre von Erhabenheit, Alter und Wissen genoss. Gab es eine ehrenvollere Aufgabe, als das zu bewahren, was sein Volk gewesen war, und ihm das hinzuzufügen, was Gegenwart und Zukunft brachten? Während er langsam einen Fuß vor den anderen setzte, glitt sein Blick über endlose Regale und Wandfächer, in denen Schriftrollen, Bücher und moderne Datenspeicher lagerten. Wenn Deshan stehen blieb und sich konzentrierte, glaubte er fast, ihre Stimmen zu hören, die aus der Vergangenheit flüsterten und Geschichten erzählten, von Hoffnungen, Wünschen und Schmerz, von Krieg und Leid, von Not und dem Willen, die Zukunft sicherer zu gestalten.
    Er kam an einem dunklen Fenster vorbei, bemerkte darin sein Spiegelbild und blieb nachdenklich stehen. Das Glas und die Nacht dahinter zeigten ihm einen schlanken jungen Mann, der noch nicht einmal dreißig Jahre alt war und schon zu den angesehensten Chronisten in Marroar zählte - seit er von Levian Paronn einen Hauptkontrakt bekommen hatte, erzielte er beträchtliche Verdienste mit seinen Berichten über die Raumfahrt, ein Thema, das in der lemuri-schen Gesellschaft auf großes Interesse

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