PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
setzte sie den Weg entschlossen fort, ging sogar noch schneller und begann schließlich zu laufen. Bis sich der Nebel vor ihr lichtete, bis eine Lücke zwischen träge dahinziehenden Schwaden entstand...
Und das Kastell ragte vor ihr auf, dunkel, wenn auch nicht so düster wie etwas anderes, an das sich die kleine Alahandra vage erinnerte. Im offenen Tor stand sie, die große Alahandra, die Frau, die mehr war, als ihr Erscheinungsbild verriet. Immer richtete sie die gleichen Worte an sie, so wie auch jetzt: »Geh nicht fort. Bleib bei mir. Ich brauche dich. Wir gehören zusammen.« Und die kleine Alahandra nahm die Hand der großen, und Seite an Seite schritten sie durchs Kastell, durch Räume, die ebenso schwiegen wie draußen der Nebel.
Im Saal mit den Hunderten von Säulen, in denen es glitzerte und funkelte, in denen Schlangen aus Licht nach oben und unten krochen, sprach die große Alahandra seltsame Worte, wie so oft.
»Artifizielle Flugobjekte nähern sich, vier kleine und ein größeres«, sagte die Frau mit sanfter, melancholisch klingender Stimme. »Verteidigungsbereitschaft wird hergestellt.«
Sie begann mit einem kuriosen, langsamen Tanz zwischen den Säulen, berührte hier etwas, strich dort über etwas anderes. Das Leuchten veränderte sich, reagierte auf sie, und einmal zeigte sich ein Hauch von Glück in ihrem Gesicht. Doch dann kehrten die Schatten von Trauer und Schmerz zurück, und als die kleine Ala-handra sie sah, fühlte sie eigene Trauer und eigenen Schmerz. Die Frau wusste, dass sie krank war. Sie hatte sich Heilung erhofft durch die kleine Alahandra, aber es gab noch immer viele wunde Stellen in ihr.
»Ich würde dir gern helfen«, sagte das Mädchen. »Anschließend finde ich vielleicht den richtigen Weg durch den Nebel.«
»Fehlfunktionen in den Bereichen Achtzehn und Neunzehn«, erwiderte die Frau und setzte ihren langsamen Tanz durch den Säulenwald fort. »Defensivparameter müssen neu bestimmt werden.«
»Warum sprichst du diese seltsamen Worte? Was bedeuten sie?«
»Sie betreffen meine Subsysteme«, antwortete die Frau. »Normalerweise arbeiten sie vollkommen automatisch, aber es ist viel Zeit vergangen, und dadurch kam es zu Komponentenversagen. Ich muss einen Teil der Kontrolle... übernehmen...«
Beim letzten Wort dehnte sich ihre Stimme, und plötzlich verharrte die Frau, die rechte Hand nach einer Säule ausgestreckt, deren Lichter den Kontakt zu erwarten schienen. Das traurige Gesicht wurde zu einer Fratze, die das Mädchen erschreckend fand, und es versuchte zu fliehen, bevor das Kreischen begann. Bis zur großen Eingangstür des Saals kam die kleine Alahandra, und dann heulte es hinter ihr, so laut, dass sie sich die Hände an die Ohren presste und in der nächsten Ecke niederkauerte.
Nach einer Weile kehrte die Stille zurück, und das Mädchen stand auf, trat langsam zu der Frau, die noch immer wie erstarrt dastand, das Gesicht eine Grimasse. Die Reglosigkeit betraf nicht nur die große Alahandra, sondern auch die Lichtschlangen in den Säulen, das Funkeln und Glitzern. Alles wirkte wie in einem Moment der Zeitlosigkeit gefangen. Die kleine Alahandra wusste, worauf es jetzt ankam, denn sie erlebte dies nicht zum ersten Mal. Sie berührte die Frau, stellte einen Kontakt her, der über das Körperliche hinausging, und schenkte ihr einen Teil der eigenen Kraft.
Die Züge der großen Alahandra glätteten sich, und sie seufzte schwer, als die ausgestreckte Hand die Säule berührte.
»Verteidigungssysteme aktiv«, sagte sie. »Transmitterenergie wird fokussiert.« Und hoffnungsvoll: »Vielleicht kehren die Erbauer zurück.«
»Mich hat niemand erbaut«, sagte das Mädchen und wusste, dass es stimmte. Es war eine der wenigen Gewissheiten in seiner Existenz.
»Die Erbauer sind wichtig«, fuhr die Frau fort. »Ich muss für sie wachen. Und wenn es nicht die Erbauer sind, wenn der alte Feind kommt... Dann muss ich kämpfen.«
Der alte Feind... Bilder der Verwüstung strömten dem Mädchen entgegen, und es schauderte erschrocken.
Kampf... Derartige Vorstellungen blieben der kleinen Alahandra fremd. Ihre ältesten Erinnerungen betrafen Harmonie, verbunden mit dem herrlichen Gefühl des Fliegens, Harmonie und Geborgenheit im Schwarm.
Dann war etwas geschehen. Eine Veränderung, die ihr Dasein neu gestaltete, sie zu einem Teil von etwas Größerem machte. Und auch in diesem Größeren kam es jetzt zu Veränderungen.
»Das sind die Verteidigungssysteme«, sagte die große
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