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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wurde. Darin war vom tragischen Ende einer Familie die Rede. Nur ein Zufall? Vielleicht eine ungenaue Beschreibung?
    Deshan griff in die Hosentasche und holte einen kleinen, zylinderförmigen Datenspeicher hervor, den er immer bei sich trug. Er verband ihn mit der dafür vorgesehenen Anschlussstelle der Anzeigetafel, gab den Code seiner Chronistenautorisierung ein und kopierte alle Daten, die den Unfall vor fast drei Jahrzehnten betrafen.
    Wenig später verließ er das Museum und machte sich auf den Rückweg nach Marroar, fest dazu entschlossen, weitere Nachforschungen anzustellen. Mit ihren speziellen Zephalonkenntnissen konnte ihm Mira vielleicht dabei helfen, mehr herauszufinden.

Roder Roderich
    Leises Stöhnen kam aus kühler Dunkelheit, und für einen irrationalen Moment glaubte sich Roder Roderich auf der anderen Seite der Linie, die das Leben vom Tod trennte. Doch dann zwitscherte es in der Nähe. »Wenn das kein Vogel ist, kann es nur Yülli sein«, brachte er hervor.
    »Ich heiße nicht...«, begann eine verführerische Frauenstimme, doch ein zweites Zwitschern unterbrach sie.
    »Die Blues-Brothers leben also noch«, ächzte Roderich. »Bei mir bin ich nicht ganz so sicher.«
    Der Lichtstrahl einer Lampe strich über ihn hinweg, und als er die Augen traf, explodierte Schmerz in Roderichs Hinterkopf. Er schnitt eine Grimasse, bis das Stechen nachließ.
    »Unmittelbar nach dem Erwachen ist es mir ebenso ergangen«, sagte die Silhouette hinter dem Schein der Lampe. Catchpoles Stimme. »Es wird gleich besser.«
    Roderich wartete einige Sekunden. »Es hat euch also ebenfalls erwischt«, sagte er dann. »Sind auch die anderen hier?«
    »Crews von Kriecher Eins bis Vier zur Stelle«, tönte es sarkastisch aus der Dunkelheit.
    »Ich nehme an, das ist nicht die PALENQUE.« Roderich setzte sich auf und versuchte, erste Eindrücke von der Umgebung zu gewinnen. Der neben ihm stehende Catchpole leuchtete mit der Lampe für ihn. Ihr Licht wanderte über am Boden liegende Männer und Frauen hinweg - die Besatzungen der Kriecher - und erreichte kahle Metallwände ohne irgendwelche Merkmale.
    »Gut erkannt«, sagte Catchpole.
    »Was ist mit den anderen?«
    »Sind noch bewusstlos«, knurrte es in der Dunkelheit, und eine zweite Gestalt näherte sich, ein ganzes Stück kleiner als Catchpole und mit einer Löwenmähne: der Gurrad Grresko. »Ich schlage vor, dass wir sofort etwas unternehmen. Hier riecht es nach Gefahr.«
    Grresko war immer dafür, sofort etwas zu unternehmen, ob es nach Gefahr roch oder nicht.
    »Wir glauben, dass das Transmitterfeld mangelhaft polarisiert war«, zwitscherte Trülhan und neigte den Scheibenkopf kurz von einer Seite zur anderen. »Deshalb habt ihr Menschen beim Retransfer das Bewusstsein verloren.«
    »Ich bin ebenfalls kurz hinüber gewesen«, fauchte Grresko. »Und das hat mir gar nicht gefallen. Deshalb bin ich dafür, dass wir sofort losschlagen.«
    Roderich lächelte. »Immer draufhauen, Kumpel, auch wenn man gar nicht weiß, auf was. Gefällt mir. Klingt gut durchdacht und wohlüberlegt.«
    In Grreskos Katzenaugen blitzte es. »Rieche ich da Spott?«
    Roder Roderich stand langsam auf. »Ich rieche vor allem Schweiß.« Catchpole hatte recht: Der Schmerz ließ tatsächlich schnell nach. »Woher stammt die Lampe?«
    »Aus meiner persönlichen Notfallausrüstung.« Der schon recht alte, väterlich wirkende und glatzköpfige Catchpole klopfte auf die vielen Taschen seines Overalls. »Ich bin immer gern auf alles vorbereitet, Jungchen.«
    »Ich auch«, knurrte Grresko und holte einen kleinen Kombilader unter seinem breiten Gürtel hervor.
    »Nicht übel«, kommentierte Roderich. »Gegen Sharita kannst du damit allerdings nicht anstinken. Größe spielt eben doch eine Rolle.«
    Grresko kniff die Augen zusammen. »Hast du gerade von >stinke< gesprochen?«
    »Reg dich ab, Mieze. Ich... «
    Plötzlich wurde es hell, und eine Stimme erklang. Roderichs Translator reagierte. »Kontrollsequenz wird eingeleitet.«
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums senkte sich ein von Wand zu Wand reichender energetischer Vorhang von der Decke herab und kam näher.
    Und Roder Roderich stellte fest, dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
    Sein Blick reichte an dem Gurrad Grresko vorbei, der dem glühenden Vorhang den Rücken zukehrte und gar nicht sah, was sich ihm näherte, aber ebenso in Reglosigkeit verharrte wie alle anderen, auch Catchpole, die Lampe in der halb gehobenen Hand.
    In völliger Stille kroch

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