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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wichtige Investition ist, von der wir schon heute profitieren und die uns in Zukunft noch größeren Nutzen bringen wird. Aber wenn ihr gestattet, gebe ich das Wort an Levian Paronn weiter, der als Leiter von Impetus zu meinen Mitarbeitern zählt. Ich glaube, er kann euch
    am besten erläutern, warum wir die Raumfahrt brauchen.«
    Als Levian Paronn aufstand und seinerseits zum Podium ging, beugte sich Mira zu Deshan. »War das geplant?«, fragte sie leise.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Chronist.
    Hatan und Gephelos wichen beiseite, und Levian Paronn trat ans Mikrofon. Er wirkte keineswegs überrascht oder verunsichert -wenn dies wirklich nicht abgesprochen war, hatte er sich trotzdem vorbereitet.
    Er sprach lauter und mit mehr Nachdruck als seine beiden Vorredner, als er die Erfolge des Raumfahrtprogramms nannte und detailliert auf den Nutzen für die gesamte lemurische Solidargemein-schaft einging: Satelliten für die Überwachung des Wetters und die Kommunikation; Raumstationen, in denen zahlreiche wissenschaftliche Experimente stattfanden, unter anderem für die Entwicklung neuer Werkstoffe und innovativer Produktionsverfahren; in relativ naher Zukunft eine Mondstation als Beginn der Erschließung außerplanetarer Rohstoffe.
    »All diese Bemühungen bewirken eine dynamische Weiterentwicklung in verschiedenen technologischen Bereichen, was wiederum das Wachstum unseres ökonomischen Potenzials stimuliert und unser aller Leben erleichtert. Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum das Raumfahrtprogramm so wichtig ist.«
    Levian Paronn legte eine Pause ein und ließ seinen Blick über die vielen Personen im Saal schweifen.
    »Unser Überleben«, sagte Paronn, und Deshan stellte fest, dass seine Stimme sich jetzt auf subtile Weise veränderte. Er sprach etwas leiser als vorher, was seine Zuhörer dazu brachte, genauer hinzuhören, und in den Worten erklang ein neuer Ernst. »Die Konos brachten uns einst an den Rand des Nichts - fast wäre unser Volk untergegangen. Eine solche Gefahr darf uns nie wieder drohen, und deshalb müssen wir hinaus ins All, um uns auf anderen Planeten niederzulassen. Nur dann ist gewährleistet, dass wir Lemurer als Spezies überleben. Deshalb ist die Raumfahrt so wichtig. Das ist der größte Nutzen, den sie für uns alle hat. Unser Überleben.«
    Levian Paronn deutete eine Verbeugung an und trat vom Rednerpult zurück.
    Einige Sekunden lang herrschte völlige Stille im Saal. Deshan hatte das Gefühl, dass alle Anwesenden den Atem anhielten.
    Dann hob Darhan Gephelos die Hände und klatschte. Mepha Hatan folgte seinem Beispiel, und die Personen an den Tischen ebenfalls. Alle applaudierten, auch Deshan und Mira.
    »Er ist ein guter Redner«, sagte Mira Lemroth, als sie spätabends nach dem Empfang heimkehrten. Sie gingen zu Fuß durch eine Allee am Rand des zentralen Verdienstbezirks, und der Wind flüsterte in den Baumwipfeln über ihnen.
    »Darhan Gephelos?«
    »Paronn. Er hat zur richtigen Zeit die richtigen Worte gefunden«, sagte Mira »Das Geheimnis jedes guten Rhetorikers. Setzen wir uns?«
    Sie nahmen in einem kleinen Straßenlokal Platz, am Ende der Allee und des Verdienstbezirks. Jenseits davon ragten Hochhäuser auf, und in einem davon wohnten sie mit ihrer Tochter Tamaha. Lichter glühten und funkelten in der angenehm warmen Nacht, und Deshan fühlte sich erneut privilegiert, als er an Torhad und die Menschen dachte, die dort in der Kälte lebten. Der Gedanke erinnerte ihn an etwas.
    Als ein Bediensteter ihre Getränke gebracht hatte, beugte sich Deshan vor und fragte leise: »Hast du Nachforschungen anstellen können?«
    Mira trank einen Schluck. »Ich habe mit künstlicher Intelligenz programmierte Suchprogramme in die Datennetze geschickt«, sagte sie. »Die von ihnen gefundenen digitalen Informationen belegen, dass Trui Paronn und Kaila Rinauro vor fast dreißig Jahren bei einem Verkehrsunfall in Kanrar starben und ihr Sohn überlebte.«
    »Warum hast du das Wort digital betont?«
    »Drei analoge Informationsquellen berichten in diesem Zusammenhang vom Ende einer Familie«, fuhr Mira fort. »Der Artikel eines Haus-Memorials und zwei verschiedene gedruckte Periodika.«
    »Was schließt du daraus?«
    Mira strich ihr langes schwarzes Haar zurück. Das Licht der nahen Laternen ließ ihre großen braunen Augen funkeln. Deshan fühlte sich einmal mehr von ihrer Schönheit betört und dachte: Auch in dieser Hinsicht bin ich privilegiert.
    »Meiner Ansicht nach gibt es

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