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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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keinen Grund, an Levian Paronns Angaben zu zweifeln. Warum bist du so misstrauisch?«
    Er lehnte sich zurück und überlegte. »Ich weiß es nicht«, gestand er schließlich. »Ich bin nicht in dem Sinne misstrauisch. Es ist nur... «
    »Instinkt? Intuition? Eine Ahnung?«
    Deshan hob und senkte die Schultern. »Nehmen wir einmal an, damals kamen nicht nur Trui Paronn und Kaila Rinauro ums Leben, sondern auch ihr Sohn. Wäre es möglich, dass jemand seinen Platz einnimmt? Ohne dass jemand etwas merkt?«
    »Ich wäre versucht, so etwas für unmöglich zu halten. Aber es ist nicht völlig ausgeschlossen. Jemand könnte nachträglich Datenspuren hinterlassen, die einen Lebensweg beschreiben: Studienaufzeichnungen mit Bildern, bestandene Prüfungen, Ausbildung, die ersten Schritte im Berufsleben... «
    »Könnten solche Datenspuren nachträglich geschaffen werden?«
    Mira lächelte kurz. »Auch hier sollte die Antwort eigentlich >nein< lauten. Aber absolute Datensicherheit gibt es nicht, und man sieht digitalen Informatiken nicht an, wie alt sie sind. Wer gut genug mit Zephalonen umgehen kann, dürfte imstande sein, bestehenden Datenbanken das eine oder andere hinzuzufügen, ohne dass jemand etwas merkt. Später sind es dann Daten unter Daten.«
    »Ein falscher Lebenslauf...«, murmelte Deshan.
    »Möglich, aber extrem unwahrscheinlich«, sagte Mira. »Und außerdem: Warum sollte Levian Paronn lügen?«
    »Darauf muss ich dir die gleiche Antwort geben wie vorhin: Ich weiß es nicht.« Deshan kam sich plötzlich wie ein Narr vor; der eigene Argwohn erschien ihm absurd.
    Als sie wenig später Arm in Arm den Heimweg durch die laue Nacht fortsetzten, verschwand das Unbehagen aus Deshan, und er freute sich einfach nur darüber, Mira an seiner Seite zu wissen. Sie würde ihn auf dem Weg durchs Leben begleiten, und das war Grund genug für ihn, glücklich zu sein.

Jorgal
    Jorgal spürte das vage Kribbeln einer neuen Ungewissheit in seinem Körper, aber dieses Problem erschien ihm banal angesichts der Situation, in der sie sich befanden.
    »Hilaila ist tot«, sagte Darfiel leise.
    Der Maschinenflüsterer lag in einer dunklen Ecke des Nebenraums, fern vom Licht, das er derzeit als störend und unangenehm empfand. Ein solches Gefühl ging mit fast allen Ungewissheiten einher.
    »Hilaila...«, murmelte er. »Wie schade.« Seine linke Hand tastete zur Seite und berührte den weichen Hautflaum der schlafenden Memerek.
    »Tortek und Mindahon geht es sehr schlecht«, fuhr Darhel leise fort. Sein Kopf war eine große Kugel über Jorgal. »Die Jüngsten sind erstarrt, alle sieben. Mitten in ihrer amorphen Phase. Ich kann nicht feststellen, ob sie leben oder tot sind.«
    »Singen sie noch?«, fragte Jorgal und versuchte, seine Gedanken zu ordnen - sie waren wie Würmer, die alle in unterschiedliche Richtungen krochen.
    »Die Jüngsten singen nicht«, erwiderte Darhel. »Sie sind keine Maschinen.«
    Nur Maschinen singen, dachte Jorgal, und ein Teil von ihm fand den Gedanken seltsam. Nur Maschinen sind wirklich lebendig.
    »Ich weiß nicht, woran es liegt«, fuhr Darhel fort. »Vielleicht enthält diese Luft etwas, das wir nicht vertragen. Oder der Grund ist unsere genetische Instabilität.«
    »Meinst du die... Ungewissheiten?«, fragte Jorgal. Warum sprach Darhel oft auf diese Weise mit ihm, so als trüge auch er die schwere Last des Wissens?
    »Ja. Unsere Lebenserwartung ist dadurch geringer als die der Normalen.«
    »Hier gibt es keine Normalen.«
    »Zumindest haben wir noch keine gesehen. Ich frage mich, was dies für ein Ort ist. Kein Schiff, glaube ich.«
    Es war ein unheimlicher Ort, fand Jorgal. Auch hier gab es Maschinen, die sangen, aber ihre Lieder klangen seltsam, und es gelang ihm nicht immer, Melodien darin zu erkennen. Außerdem konnte er kaum die Kraft in ihnen nutzen und deshalb fühlte er sich schwach. Er brauchte Maschinengesänge, um die Schwäche aus sich zu vertreiben und mit den Ungewissheiten fertig zu werden.
    Darhel stöhnte leise. »Entschuldige bitte, ich...«, ächzte er, kroch eilig an Jorgal vorbei, lehnte den Kopf an die Wand und seufzte. »Die flexiblen Stützschienen am Hals hätten längst durch neue ersetzt werden sollen«, erklärte er noch immer sehr leise, mit Rücksicht auf Memerek. »Manchmal wird mir der Kopf zu schwer, und dann muss ich ihn abstützen.«
    »Wieso versuchst du nicht einfach, das eine oder andere zu vergessen?«, schlug Jorgal vor. »Dann wiegt dein Wissen weniger, und der Kopf

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