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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wird leichter.«
    Darhel gab ein Geräusch von sich, das der Maschinenflüsterer nicht zu deuten wusste. »Wenn es so einfach wäre...«Er drehte sich vorsichtig, lehnte Rücken und Kopf an die Wand. »Wir müssen diesen Ort verlassen. Wenn wir hierbleiben, sterben wir alle.«
    Jorgal sah durch den halbdunklen Nebenraum zur Tür, die in den heller erleuchteten Hauptraum führte. Er glaubte, Taniras Stimme zu hören, die zu den Jüngsten sprach, erstarrt zwischen Leben und Tod, weder hier noch dort. Welchen Sinn hatte es, Worte an sie zu richten, die sie gar nicht hören konnten?
    Welchen Sinn hatte dies alles?«
    Gefährliche Gedanken, wusste Jorgal, keine harmlosen Würmer wie die anderen, sondern giftige Schlangen, die Hoffnung und Zuversicht fraßen. Schon so manches Kind des Horts war ihnen zum Opfer gefallen.
    »Hast du gehört, Jorgal? Wir müssen fort von hier. Und das schaffen wir nur mit deiner Hilfe.«
    »Er hat recht, Jorgal.«
    Die neben dem Maschinenflüsterer liegende Memerek setzte sich auf.
    »Tut mir leid, dass wir dich geweckt haben«, sagte Darhel.
    »Ich bin schon seit einer ganzen Weile wach«, erwiderte Memerek, und es klang sehr müde.
    Jorgal sah ihr in die großen grünen Augen und stellte fest, dass sich ihr Glanz getrübt hatte. Und in dem weißen Flaum auf ihrer Haut gab es einige kahle Stellen. »Es geht dir nicht gut«, stellte er erschrocken fest.
    »Es geht uns allen schlecht«, sagte Memerek. »Auch dir.«
    »Und deshalb müssen wir fort«, bekräftigte Darhel. »Wenn wir überhaupt noch eine Chance haben wollen.« Er zögerte kurz. »Vielleicht gibt es woanders bessere Lieder«, fügte er dann hinzu.
    Jorgals Kopf enthielt nicht so viel Wissen wie Darhels, aber das bedeutete nicht, dass der Maschinenflüsterer dumm war. »Ich helfe euch auch so. Du brauchst mir nichts zu versprechen.«
    Darhel holte tief Luft. »Wenn erneut das Maschinenwesen kommt, das zu uns gesprochen hat... Du musst versuchen, es unter deine Kontrolle zu bringen.«
    Jorgal zitterte plötzlich am ganzen Leib, und sein drittes Bein zuckte. »Es singt schrecklich«, sagte er. »Sein Lied ist grässlich.«
    »Es ist dir nicht gelungen, die Tür zu öffnen«, erinnerte ihn Darhel.
    Jorgal schloss betrübt die Augen und entsann sich an das leise Lied der Tür. Er hatte versucht, sich damit zu verbinden, war aber ein Missklang in einer Melodie geblieben, die sich ihm nicht erschloss. Was auch immer es mit den Maschinen dieses Ortes auf sich hatte: Ihre Gesänge waren anders.
    »Das Lied des Maschinenwesens tut weh«, sagte er.
    Memerek griff nach seiner Hand. »Ohne Schmerz ist nur der Tod«, erwiderte sie.
    Als sich die Tür öffnete, wusste Jorgal sofort, dass sich etwas verändert hatte. Es erschien nicht das vielgliedrige Metallwesen, das kurz nach ihrer Ankunft zu ihnen gesprochen hatte, sondern eine summende Kugel, aus der Dutzende von unterschiedlich langen, dorn-artigen Erweiterungen ragten. Von unsichtbaren Schwingen getragen schwebte das neue Metallgeschöpf heran, und eine Stimme erklang. Sie hörte sich fast wie die eines Normalen an, sprach aber seltsam - Jorgal verstand kein einziges Wort.
    Der Maschinenflüsterer hockte dicht neben der Tür und fragte sich, was er jetzt unternehmen sollte. Darhel, Memerek und die anderen befanden sich im Nebenraum und warteten darauf, dass er einen Weg in die Freiheit schuf. Die sieben Jüngsten des Horts lagen vor der Rückwand, in ihrer amorphen Erstarrung am Boden festgewachsen.
    Jorgal streckte sein drittes Bein dem Maschinenwesen entgegen und schauderte heftig, denn das Lied der Kugel war noch grässlicher als der Gesang des anderen Metallgeschöpfs. Er vernahm schrille, kreischende Töne, aneinandergereihte Disharmonien, ohne Zusammenhang, ohne die Andeutung einer Melodie, nur Lärm, der Jorgals ästhetisches Empfinden verletzte und seinen inneren Ohren Pein bescherte.
    Die Kugel summte lauter, und ein Finger aus fahlem Licht ging von ihr aus und tastete nach dem ersten Jüngsten. Das amorphe Hortkind löste sich auf.
    Jorgal starrte fassungslos dorthin, wo es gerade noch gelegen hatte.
    »Das Metallwesen ist gekommen, um uns zu töten!«, rief Memerek im Nebenraum. »Jorgal!«
    Das dritte Bein des Maschinenflüsterers berührte die Kugel, und sein Selbst fand sich in einem Sturm aus schrillen Tönen wieder. Der Instinkt wollte ihn veranlassen, den Kontakt sofort zu unterbrechen und sich zurückzuziehen aber etwas in ihm wusste, dass es das Todesurteil für Memerek,

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