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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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existierender Wind bewegte Gewand und Haar.
    »Komm, Jorgal«, sagte die Maschinenmutter. »Komm zu mir.«
    Hinter ihr trat eine kleinere Gestalt hervor, ebenfalls in ein weißes Gewand gekleidet, ebenfalls mit weißem Haar und blauen Augen.
    »Hör nicht auf sie«, sagte die kleinere Gestalt. »Sie ist krank. Ich bin die kleine Alahandra. Ich habe gesehen und gehört. Und ich weiß um die Gefahr.«
    Die Frau neben dem Mädchen schnitt eine Grimasse, öffnete den Mund und kreischte.

Deshan Apian - Lemuria 4560 dT (51840 v. Chr.)
     
    Der Himmel bestand aus summenden Konsolen und Menschen.
    Deshan Apian senkte den Blick rasch wieder, um nicht die Orientierung zu verlieren, und folgte Levian Paronn, der mit forschen Schritten durch die große zylinderförmige Kommandozentrale der AKAN HATA ging, des ersten und fast fertiggestellten Exodus-Schiffes. Das Kontrollmodul gehörte zum vorderen Drittel des dreieinhalb Kilometer langen Schiffes, das sich nicht mehr in der Umlaufbahn über Lemur befand, sondern in einem fast zwanzigtausend Kilometer hohen Orbit um Suen. Viele Bauteile der AKAN HATA und der beiden anderen Schiffe, die derzeit konstruiert wurden, stammten aus Fabriken auf dem Mond - Rohstoffe gab es dort genug. Der mehr als hundert Meter lange Zylinder gehörte zu den rotierenden Elementen, und die Zentrifugalkraft bewirkte an den Innenwänden eine Pseudoschwerkraft von etwa halber Lemurnorm. Deshan war dankbar für das geringe Gewicht, das seinen oft schmerzenden Rücken weniger belastete, aber er verzichtete trotzdem nicht auf seinen Gehstock.
    Unbewusst tastete er nach dem Aktivator unter seinem Hemd, nach jenem Gerät, das ihm relative Unsterblichkeit gewährte. Ein langes Leben mit den Gebrechen des Alters? Manchmal erschien es ihm absurd, aber er war auch neugierig, und oft erinnerte er sich an die Mira, die ihm im Traum erschienen war. Bitte trag den Aktivator, für mich.
    Die Cheftechnikerin Amelga Dalianta kam ihnen entgehen, eine fast einsachtzig große, sehr schlanke Frau mit kastanienbraunem Haar und großen, ebenfalls braunen Augen. Dalianta war jung, etwa fünfunddreißig, und so sanft wie eine Erzieherin, die gelernt hatte, geduldig zu sein. Schon mehrmals hatte sie Deshan mit ihrem technischen Sachverstand beeindruckt.
    »Wir haben alles für eine komplette Systemdiagnose vorbereitet«, wandte sie sich an Levian Paronn und seinen Chronisten, nachdem sie beide begrüßt hatte. »Aber bevor wir damit beginnen... Ich schlage vor, wir sehen uns den Test des Antriebs der HENTECK AVRAM an.« Sie deutete aus einem nahen Fenster, und Deshan sah ein zweites Exodus-Schiff vor dem Hintergrund des Mondes. Es verfügte noch nicht über alle seine Module, aber der Triebwerksteil war komplett. Hier und dort blitzte es im All auf, als kleine Montageschiffe ihre Manövrierdüsen zündeten und sich von dem Koloss entfernten. Ein drittes Exodus-Schiff, die GELMA UATH, wurde in der Umlaufbahn von Lemur gebaut, nicht weit vom Astrolift entfernt.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Deshan, wie sich der junge Mann an der nahen Kommunikationskonsole versteifte und einer Stimme in seinem Kopfhörer zu lauschen schien. Nach einigen Sekunden beugte er sich vor, und Tasten klickten unter seinen Fingern.
    »Beim vierten Planeten Lahmu ist etwas passiert«, sagte er aufgeregt und schaltete die Lautsprecher ein.
    »... ein großes kugelförmiges Objekt, das offenbar künstlichen Ursprungs ist. Ich betone noch einmal: Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um ein natürliches Objekt... «
    »Wer ist das?«, fragte Paronn.
    »Ezlo Quillan, Kommandant der TIRHATO«, sagte der junge Funker. »Das Schiff hat vor wenigen Tagen die Orbitalstation von Lahmu verlassen und mit dem Rückflug nach Lemur begonnen.«
    »Entfernung: noch knapp hunderttausend Kilometer«, tönte es aus den Lautsprechern. Deshan Apian lauschte aufmerksam und wusste, dass er Worte hörte, die vor etwa sieben Minuten ausgesprochen worden waren - so lange brauchten die Funksignale, um die etwa hundertsechsundzwanzig Millionen Kilometer zurückzulegen, die Lahmu derzeit von Lemur trennten. »Wir nehmen eine geringfügige Kursänderung vor, um uns dem Objekt zu nähern.«
    »Die Sendung gilt natürlich nicht uns, sondern den Kontrollstationen des Raumfahrtsolidars von Lemuria«, sagte der Techniker und betätigte Schaltelemente. »Wir haben das Glück, dass wir uns zurzeit fast genau zwischen Lahmu und Lemur befinden. Andernfalls hätten wir die Signale

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