PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
Grau. »Ich sehe nichts. Ich...«
»Jorgal, hör mir gut zu. Dies ist vielleicht unsere einzige Chance. Ich glaube, wir befinden uns hier in einem peripheren Kontrollraum der Station. Die Energieversorgung funktioniert. Hast du gehört? Hier... flüstern die Maschinen nicht, sondern singen laut. Du liegst vor einer Konsole. Bitte versuch, dich mit den hiesigen Systemen zu verbinden. Wir brauchen Wasser und Nahrung. Wir brauchen Hilfe. Allein schaffen wir es nicht. Memerek stirbt... «
Große grüne Augen blickten aus Jorgals Erinnerung. Wie schwach er sich fühlte. Der Körper schien viel schwerer zu sein als sonst, und Ungewissheiten brannten in ihm. Aber die Welt in seinem Innern war noch größer und schöner geworden. Was spielte das Äußere für eine Rolle, wenn das Innere mit solcher Pracht lockte? Aber das
Äußere enthielt auch Memerek.
Er bewegte sein drittes Bein, berührte die Konsole und fühlte sofort die Kraft in ihr. Einen Teil davon nahm er, einen kleinen Teil, mit der er die Schwäche zu besiegen versuchte. Doch diesmal war sie beharrlicher als sonst und widersetzte sich seinen Bemühungen, leistete hartnäckigen Widerstand. Er hörte das Chaoslied, lauter als zuvor, und aus dem komplexen dissonanten Durcheinander lärmten ihm einzelne Maschinengesänge entgegen. Vorsichtig schob er ihre teilweise sehr verzerrten geometrischen Formen beiseite...
»Sicherheitsalarm«, ertönte es in der externen Welt. »Sicherheitsalarm für Sektorkontrolle Vierzehn. Drei fremde Lebensformen. Energetische Manipulation.«
»Jorgal, du solltest dich besser beeilen.« Sorge erklang in Darhels Stimme. »Vielleicht kommen Roboter hierher. Maschinenwesen, die es böse mit uns meinen. Hast du Kontakt mit den Systemen? Kannst du sie irgendwie steuern?«
Jorgal begann damit, krumme Linien zu glätten und den schrillsten Liedern eigene Töne hinzuzufügen, damit sie mehr Harmonie bekamen. Das war viel interessanter, als nach irgendwelchen Dingen zu suchen. Darhels schwerer Kopf enthielt viel Wissen, aber von diesen Dingen verstand er nichts: von der herrlichen, wundervollen, atemberaubenden Ästhetik richtiger Maschinengesänge.
»Jorgal, die Tür öffnet sich, und zwei Roboter schweben herein... «
Er hörte ein Summen aus der externen Welt, achtete aber nicht darauf und bewunderte stattdessen die ersten geometrischen Strukturen, die keine Verzerrungen mehr aufwiesen - ihre akustischen Entsprechungen klangen viel besser als vorher.
Es zischte im Äußeren, und Schmerz durchzuckte ihn, eine Pein, die ihn auch im Inneren erreichte. Sie drohte, den inneren Betrachter und Zuhörer zu zerreißen, und Jorgal reagierte instinktiv, griff nach der Form des ersten Maschinenlieds und klammerte sich daran fest, ritt auf ihrer dissonanten Melodie. Ein Wind schien die beiden glitzernden Kugeln in seiner Nähe zu packen und fortschleudern zu wollen, aber Jorgal griff mit zwei geistigen Händen nach ihnen, während er sich mit der dritten und vierten an dem Lied festhielt.
Ein Sturm toste durchs Innere, und als er sich legte, war das Gefühl der Schwäche und Schwere fort. Jorgals Versuch, das dritte
Bein zu bewegen, schlug fehl, und dann merkte er, dass er gar kein drittes Bein mehr hatte. Es gab kein Äußeres mehr, nur noch das Innere, und darüber freute er sich.
Was ist dies? Wo bin ich?
»Memerek!«, sagte Jorgal, aber er sprach dieses Wort nicht, sondern sang es, ließ es Teil des Maschinengesangs werden.
Wir sind gestorben. Eine zweite Melodie, die von der zweiten Kugel kam. Darhel. Die Roboter haben uns getötet. Und doch leben wir, an diesem Ort, der gar kein Ort ist, zumindest nicht im üblichen Sinne.
»Das wahre Leben findet hier statt«, sang Jorgal. Die Kraft der Maschinen umwogte ihn, und er gab sie an Memerek und Darhel weiter.
Sind wir Energie?, fragte Darhel, und Jorgal überlegte, ob es auch hier möglich war, einen schweren Kopf zu haben. Sind wir ein Teil der Energie, die durch die Systeme der Station fließt?
»Wir sind wir«, sagte Jorgal, seiner Meinung nach die einzige vernünftige Antwort.
Die beiden Kugeln schwollen an und strahlten, und Jorgal nahm ihr Licht in sich auf, fühlte dabei eine angenehme Wärme. Dies war seine Welt, und jetzt hatte er Gesellschaft in ihr.
Und dann stand er im Korridor, der Maschinenmutter gegenüber, die er sein Leben lang gesucht hatte. Nur wenige Meter trennten ihn vor ihr, und sie breitete die Arme für ihn aus, um ihn endlich willkommen zu heißen. Nicht
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