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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Dutzend«, sagte Paronn ungerührt.
    »Einige Dutzend!« Amodt starrte Paronn so an, als hätte er sich einen üblen Scherz erlaubt. »Die Belastungen für unsere Wirtschaft...«
    »Es ist der Preis des Überlebens«, sagte Paronn.
    »Es ist... Wahnsinn!«
    »Diese Meinung hast du mehrmals in der Öffentlichkeit geäußert, ja. Ich nehme an, du hast uns nicht eingeladen, um sie uns gegenüber noch einmal zu wiederholen.«
    »Ich... möchte euch bitten, Vernunft anzunehmen und das Projekt Exodus einzustellen. Wir brauchen alle Ressourcen, um einen globalen Klimawandel zu bewirken und die drohende Eiszeit zu verhindern. Das ist eine sehr konkrete Gefahr!«
    »Du meinst, eine konkretere Gefahr als der Feind, der vor vier Jahren mit einem Kugelschiff eintraf und drei lemurische Raumschiffe zerstörte, bevor es uns Sternensuchern gelang, ihn zu vernichten?«
    »Die Erste ist nach wie vor der Meinung, dass es ihr gelungen wäre, einen friedlichen Kontakt herzustellen. Ihr habt damals gegen ihre ausdrückliche Anweisung gehandelt!«
    »Wenn sich die Erste durchgesetzt hätte, gäbe es inzwischen keine lemurischen Städte mehr.«
    Deshan beobachtete, wie Amodts rechte Hand unter den Schreibtisch tastete, und er hörte ein leises Klicken, wie von einem Schalter.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung, drehte den Kopf und sah, wie der Spiegel zur Seite schwang und sich als Tür erwies. Zwei hochgewachsene Männer betraten das Büro, mit Schusswaffen in den Händen, die sie stumm auf Paronn und Deshan richteten. Ihnen folgte...
    ... die Erste. Sie trug einen streng geschnittenen grünen Hosenanzug - fast die gleiche Farbe wie die ihrer großen Augen - und auf dem haarlosen Kopf eine Art Krone mit kleinen Medienzephalonen, über eine Datenschnur mit einem Flüsterer im Ohr verbunden. In ihrer rechten Hand befand sich ebenfalls eine Schusswaffe.
    Paronn wölbte die Brauen.
    »Es tut mir leid.« Herbon Amodt war ebenfalls aufgestanden, wich an die Wand zurück und schien sich in Luft auflösen zu wollen. »Es tut mir wirklich leid. Aber ihr habt uns keine Wahl gelassen.«
    Deshan begriff plötzlich den Ernst der Situation, und ein kalter Blitz der Angst durchzuckte ihn. Die Erste war ganz offensichtlich bereit, sich über alle Prinzipien des Großen Solidars hinwegzusetzen und mit Gewalt das zu erreichen, was sie mit Argumenten und Intrigen nicht geschafft hatte: Sie wollte Levian Paronn beseitigen.
    Der Zellaktivator auf Deshans Brust schien sein Gewicht plötzlich zu verdreifachen. Irgendwie hielt das Gerät den Alterungsprozess an, und es schützte vor Krankheiten, nicht aber vor den Projektilen einer Schusswaffe. Als Unsterblicher sah sich der Chronist plötzlich mit dem Tod konfrontiert, und die Reaktion bestand aus Entsetzen.
    Die Erste trat näher, wahrte aber einen gewissen Abstand. »Ich bedauere dies sehr, aber ich sehe keine andere Möglichkeit«, sagte sie zu Paronn, und in ihrer Stimme hörte Deshan tiefen Kummer. »Du und deine Sternensucher... Ihr zerstört die lemurische Wirt-schaft. Du hast eine fixe Idee, Paronn, und leider ist es dir gelungen, viele andere mit deiner Besessenheit anzustecken. Du hast den ersten Kontakt mit einer fremden Intelligenz in einen Akt der Gewalt verwandelt, weil du an irgendeinen >Feind< glaubst. Und seit vielen Jahren vergeudest du wertvolle Ressourcen an ein Projekt, das nicht nur Material ins All schickt, sondern auch Menschen, die auf Lemur viel dringender gebraucht werden. Es droht eine neue Eiszeit, Paronn. Die Lemurer müssen wieder an einem Strang ziehen, so wie früher. Du hast unsere Einheit zerstört.«
    Im Gesicht der Ersten entdeckte Deshan fast so etwas wie Verzweiflung. Es verschwand sofort wieder.
    »Uns bleibt tatsächlich keine Wahl«, fügte sie leise hinzu.
    »Ein Mord als einziger Ausweg?«, fragte Paronn.
    »Bist du bereit, das Projekt Exodus aufzugeben? Bist du bereit, in aller Öffentlichkeit deinen Fehler einzugestehen und die Sternensucher aufzufordern, in unsere Gemeinschaft zurückzukehren und mit uns zu versuchen, die Eiszeit zu verhindern? Gib mir dein Wort, Paronn, und unsere Waffen verschwinden.«
    Levian Paronn schüttelte den Kopf. »Der Feind existiert nicht nur in meiner Fantasie. Es gibt ihn. Das Projekt Exodus ist notwendig für das Überleben der Lemurer.« Er gab Deshan ein unauffälliges Zeichen, das ihn aufforderte, näher an ihn heranzutreten.
    Die Erste wirkte traurig. »Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg.«
    Deshan sah...
    ...

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