PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
Gab es einen grässlicheren, dümmeren Unhold als ihn? Ach, hätten sie ihn doch schon als Neugeborenen in den Vertilgerschlund geworfen!
Maffan Perry sah ihn mitleidig an. Er schien zu ahnen, was in Bo-ryk vorging. »Du willst wirklich Buße tun, nicht wahr? Eine Handlung setzen, die anderen nützt. Wenigstens ein Teil der Schande abwaschen, und sei es bloß durch die Bereitschaft, dich in den Dienst einer anderen Sache zu stellen.«
»Ja.«
»Hm... isolierende Raumanzüge müssen wir ohnehin tragen, da wir nicht wissen, was uns auf Gorbas-IV erwartet. Sollten wir einen finden, den wir kurzfristig für dich adaptieren können, nehme ich dich mit. Aber«, setzte Perry fort, bevor Boryk ihm überschwänglich danken konnte, »du musst versprechen, ihn keinesfalls zu öffnen und dich auch sonst strikt an meine Anweisungen zu halten.«
Boryk versprach es hoch und heilig.
Solina Tormas staunte nicht schlecht, als Perry Rhodan mit dem Mutanten im Schlepptau daherkam. Boryk steckte in einem Schutzanzug, der um seinen Körper schlabberte wie die Faltenhaut mancher Hundewelpen, dessen Helm aber zwei Nummern zu klein für ihn wirkte.
»Erklärungen folgen später«, sagte Perry. »Machen wir uns auf zur HALUT.«
Außer dem Residenten, dem Lemurer und ihr selbst bildeten drei
Terraner das aus Freiwilligen zusammengesetzte Einsatzkommando: Hartich van Küspert, der Hyperphysiker, war als Austausch-Geisel auf der LAS-TOOR gewesen und hatte sich dort, trotz einer gewissen Neigung zum weitschweifigen Dozieren, rasch Freunde gemacht. Er war sehr tolerant, Kosmopolit durch und durch, ein kumpelhafter Typ; zugleich eine Koryphäe auf seinem Fachgebiet. Dass er sich statt an einer angesehenen terranischen Universität auf einem schmuddligen Prospektorenraumer herumtrieb, erklärte er damit, dass ihn schon immer die Sterne gereizt hätten. Er wollte sich, wie er es formulierte, »den Sonnenwind um die Nase wehen lassen und weiß Gott nicht in einer tranigen Lehranstalt versauern«. Irgendwann, wenn er sich im fortgeschrittenen Alter nach Ruhe sehnte, konnte er sein Wissen immer noch weitergeben. Beispielsweise, indem er Programme für »lebensnahe« Hypnoschulungen schrieb. Solina mochte den 76-jährigen, kernigen Mann mit dem schütteren Haupthaar; vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil er als »Ter-ra-Nostalgiker« ebenfalls ein Faible für vergangene Epochen besaß.
Isaias Shimon, der Exobiologe, hatte sich schon im Einsatz auf Mentack Nutai bewährt. Er war fünfunddreißig, von normaler Statur, wenngleich mit 180 Zentimetern etwas kleiner als durchschnittliche Akonen, trug dichtes, gelocktes Haar und einen dunkelblonden Schnauzbart. Um seine Herkunft rankte sich ein Geheimnis oder wenigstens eine spektakulär klingende Geschichte. Im Alter von fünf Jahren war er, so viel ließ sich nachweisen, vor einer terranischen Handelsniederlassung in der Großen Magellanschen Wolke als Findelkind hinterlegt worden. Er behauptete, seine Eltern seien bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen, als er wenige Monate alt war; danach sei er von einem unbekannten, spinnenartigen Fremdvolk gerettet und aufgezogen worden. Manche an Bord der beiden inzwischen befreundeten Raumer glaubten Isaias. Andere bezeich-neten seine Story als hanebüchenen Unsinn, mit dem er sich nur wichtig machen wolle, und hänselten ihn als »Spinnen-Tarzan«, »ArachnoMogli« oder »der erstaunliche Spinnenmann«. Shimon, der hart austeilen, aber auch einstecken konnte, nahm das gelassen hin. Jedenfalls gab die Geschichte eine gute Erklärung dafür ab, warum er Exobiologe geworden war. Allerdings hatte er mehrfach die Aus-bildungsstätten gewechselt und sein Studium nie mit einer Promotion abgeschlossen, war überhaupt ein unruhiger Geist, offenbar immer auf der Suche nach etwas, das er vielleicht nie finden würde. Richtig warm mit ihm wurde niemand. Auch Solina stand ihm auf persönlicher Ebene, nun ja, ambivalent gegenüber.
Den Dritten konnte sie schlichtweg nicht leiden. Womit sie keineswegs die Einzige war.
Hayden Norwell, mittelgroß, kräftig, ja ungeschlacht, galt als Choleriker, der gern aus einem Swoon einen Dolan machte. Unter seinen dunklen Augen lag immer ein fahler Schatten, als hätte er zu wenig Schlaf erwischt. Sein glattes schwarzes Haar hing ihm in fettigen Strähnen in den Nacken. Das bleiche, speckige, aufgedunsene Gesicht zeugte nicht gerade von gesundem oder gar sportlichem Lebenswandel. Die rechte seiner buschigen Augenbrauen war nach
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