PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
Abschied von Aykalie gestaltete sich kurz und schmerzlos. Natürlich band ihr Levian Paronn nicht auf die Nase, dass er hoffte, nicht mehr wiederzukehren.
In den letzten Wochen hatten sie sich öfter gesehen als sonst, doch sie waren seltener zusammengewesen. Das lag nicht nur am anderen Mann, oder den sich überschlagenden Ereignissen seit Entdeckung der Sternenarchen. Levian spürte, dass er nun, da die Entscheidung unmittelbar bevorstand, kaum mehr Interesse an anderen Dingen aufzubringen vermochte. Er identifizierte sich auch immer weniger mit der Rolle, die er jahrzehntelang verkörpert hatte. Jedoch zwang er sich, seine Tarnung intakt zu erhalten, mit sämtlichen notwendigen Begleiterscheinungen. Die Disziplin, die er sich über die lange Zeit des Wartens angeeignet hatte, kam ihm dabei zugute. So sehr er sich auch danach sehnte, die stählernen Reifen, die seine Brust und seine Persönlichkeit einengten, endlich sprengen zu dürfen, so sehr fürchtete er, im letzten Moment aus Überschwang einen Fehler zu begehen, der den ganzen genialen Plan doch noch zunichte machte.
Die fünf Schlachtkreuzer von Achab ta Mentecs restlichem Geschwader Richtung Gorbas-System in Bewegung zu setzen, fiel nicht schwer. Immerhin vermissten sie ihr sechstes Schiff. Mechtan von Taklir hatte nichts dagegen einzuwenden; der Takhan war rund um die Uhr damit beschäftigt, Schadensbegrenzung zu betreiben, tourte wieder von einem TriVid-Auftritt zum anderen, nur diesmal als etwas weniger strahlender Held. Levians Nebenbuhler flog natürlich mit nach Gorbas, das war klar gewesen. Wahrscheinlich argwöhnte er, sein Kollege als »Kontaktbeauftragter« wolle sich vor der medialen Schelte drücken und auf dem vermeintlichen Nebenschauplatz Bonuspunkte sammeln, um sich doch noch einen Ratssitz, und vielleicht auch Aykalie, sichern zu können. Sollte er. Wenn es darauf ankam, würde der Karrierist rasch aus dem Weg geräumt sein. Ein
Gutes hatte die Sache: Aykalie musste an ihrer beider Statt bei den Archen bleiben; Levian würde also nicht in die Verlegenheit kommen, notfalls die Hand gegen sie erheben zu müssen.
Sie brachen einige Stunden nach Perry Rhodans kleiner Flotte auf. Absichtlich ließ er dem Terranischen Residenten einen Vorsprung. Er hoffte, dass Rhodan und die übrigen Störfaktoren den Zugang freimachten, quasi die Drecksarbeit erledigten, selbst aber im Konflikt mit den Bestien auf der Strecke blieben. Dass er Icho Tolot, auf den allein es ihm ankam, aus den Augen verlieren würde, brauchte Levian nicht zu fürchten. Die Folie, die er in der Kabine des Hüters deponiert hatte, war mit unsichtbaren Nano-Maschinen präpariert gewesen. Im Zusammenspiel mit dessen Zellaktivator konnte er so den Haluter nahezu punktgenau orten und sich von ihm an sein Ziel führen lassen.
Ja, die Bühne war bereitet. Alle wesentlichen Protagonisten hatten ihre vom Schicksal - und von ihm - vorbestimmten Plätze eingenommen. Gewiss, es würde weitere Opfer geben. Das war leider unvermeidlich. Auch beim Garrabo-Spiel mussten Leichtfiguren fallen, damit der Endsieg errungen werden konnte.
Doch letztlich würden sie auf diese Weise ihren Beitrag zu einem Bravourstück geleistet haben, gegen das sogar die mythischen Heldentaten Veehratos verblassten.
»Ich will den Hellhäutigen sprechen«, brüllte Boryk, so laut er konnte. »Den Blonden, Grauäuigen, hört ihr? Den mit der kleinen Narbe auf der Nase!«
Endlich wurde jemand auf ihn aufmerksam. Schatten erschienen auf der anderen Seite der milchigen Glasscheibe. Getuschel und Gemurmel erklangen, hastige Schritte. Dann verschwand die gläserne Wand, wurde durch ein kaum sichtbares Flimmern ersetzt, und inmitten einiger weiß gekleideter Riesen stand der, nach dem Boryk verlangt hatte.
»Du hast mich rufen lassen«, sagte er. »Mein Name ist Perry Rhodan, du kannst Perry zu mir sagen. Bitte verzeih, aber ich bin sehr in Eile. Wie kann ich dir helfen?«
»Ich will hier raus.«
»Das verstehe ich gut. Doch du solltest einsehen, dass es zu deinem
Besten ist, wenn du dich noch ein wenig in unserer Medo-Station auskurierst. Du bist sehr schwer verletzt worden, hast deinen Unterarm verloren.«
»Der Stumpf ist verheilt.« Boryk zeigte dem Hellhäutigen die Narben. »Auch die übrigen Blessuren.«
Perry drehte sich zu dem Riesen, der neben ihm stand, hob in einer verblüffend menschlichen Gebärde die Augenbrauen.
»Wir stehen vor einem Rätsel«, sagte der Weißgekleidete. Er war deutlich
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