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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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trügerische Sicherheit bot.
    Etwas wie ein schwarzer Egel, größer als PALENQUE, LAS-TOOR und HALUT zusammen, sprang plötzlich aus der grünen Hölle empor, immer höher und höher, erreichte beinahe die Raumlinse; fiel dann doch wieder hinunter, bevor Perry ausweichen musste. Boryk schrie auf und klammerte sich an Solina. Sie wusste nicht recht, wie sie ihn beruhigen sollte; tätschelte ihm unbeholfen die Schulter, summte eine leise Melodie. Schließlich lockerte sich der Griff seiner Hand ein wenig.
    »Wie kann uns dieses Ding trotz des Deflektorschirms wahrnehmen? Und wie kann ein derart massiger Körper so hoch springen?«, wunderte sich Hartich. »Hat das Vieh ein natürliches Ortungs- und Antigravorgan eingebaut, oder was?«
    »Natürlich ist hier gar nichts«, sagte Isaias angewidert, »und möglich fast alles. Vielleicht reagiert es auf Luftbewegungen oder Restemissionen, vielleicht produziert es im Körperinneren Gase, die leichter als Luft sind, vielleicht wird es von einem biologischen Katapult weggeschnellt... Darf ich bei dieser Gelegenheit fragen, Perry, wohin wir eigentlich fliegen, und was wir dort wollen?«
    »Unser erstes Ziel ist der Landeplatz der HALUT. Wenn wir Icho Tolot gefunden haben, sehen wir weiter.«
    Nebelschleier trieben auf sie zu, hüllten sie ein. Rhodan löste das Thermogeschütz der Raumlinse aus. Einer der Schleier glühte auf, wirbelte davon, doch drei andere nahmen seine Stelle ein. Die Tiere -wenn es sich denn um solche handelte - hatten die Form von schmutzig weißen, mehr als einen Kilometer durchmessenden Vielecken, dünn und sich im Sturmwind bauschend wie Segeltücher, an deren Eckzipfeln milchige Schleimbatzen hingen. Perry fluchte leise, schoss erneut, drückte dann die Linse steil nach unten. Ruckelte hin und her, dass sich Solinas Magen zu heben drohte; gab Dauerfeuer, bis endlich die letzte Schleierkreatur abgeschüttelt war. Fing das Beiboot ab, das dem Dschungel schon bedenklich nahe gekommen war.
    Und den Egeln. Der Luftraum war plötzlich voll von ihren nachtschwarzen, zuckenden Leibern. Sieben, acht, neun der Biester sprangen die Raumlinse an. Sie vergingen unter gespenstischen Leuchterscheinungen im Schutzschirm, der regenbogenfarben zu flackern begann. Jetzt schrie nicht nur Boryk. Einzig Perry behielt die Nerven, riss das Schiffchen wieder hoch - mitten hinein in eine Wolke aus Schleiern. Und runter; und rauf, und runter... Obwohl sie kreuzweise angeschnallt waren, wurden sie durchgebeutelt, dass Solina Hören und Sehen verging. Wie Sirenen heulten die Trieb-werke. Immer hin und her pendelten sie zwischen den Segeltieren und den Sprungwürmern, und oben wie unten kamen bei jedem Mal mehr dazu. Solina konnte vor den Fenstern nur noch wirbelndes Schwarz und Schmutzigweiß erkennen, dazwischen grelle Blitze. Es stand zu befürchten, dass auch Perry längst nicht mehr auf Sicht fliegen konnte.
    Der Schirm brach zusammen, baute sich sofort wieder auf, nur um erneut flackernd zu verlöschen. Mit einem Mal begriff Solina, dass sie gegen diese Untiere den Kürzeren ziehen würden. Todesfurcht erfasste sie. Nun war sie es, die sich an Boryk festhielt, als könne ausgerechnet der Zwerg ihr Trost oder gar Schutz bieten.
    Ich will nicht sterben! Nicht hier, nicht jetzt...
    Ein Geräusch erklang, so grauenvoll bestialisch, dass es ihr durch Mark und Bein ging. Boryk brüllte. Sie vernahm seine Stimme nicht nur mit den Ohren, sondern mit jeder Faser ihres Körpers, ja sogar mitten in ihrem Gehirn. Boryk brüllte. Er brüllte, und die Scheusale, die zu Dutzenden außen an ihrem Gefährt klebten, antworteten ihm.
    Dann war die Sicht schlagartig wieder frei. Sie rasten geradewegs auf eine Felswand zu. Im letzten Moment gelang es Perry, die Raumlinse hochkant zu stellen und durch einen schmalen Einschnitt zu steuern, ohne links oder rechts zu touchieren. Der Spalt wurde zu einem engen, gewundenen Canyon, dem Perry mit reduzierter Geschwindigkeit folgte. Von Heulkrämpfen geschüttelt, hing Solina in ihren Sicherheitsgurten. Als sie sich so weit gefangen hatte, dass sie sich umsehen konnte, registrierte sie, dass es den anderen nicht viel besser erging. Erst langsam ließ der Druck auf ihren Kopf nach.
    »Warst du das, Boryk?«, fragte Perry so gleichmütig, als erkundige er sich nach der Uhrzeit.
    »Ja. Es tut mir Leid, ich, ich wollte das nicht, ha-hatte nur solche Angst... «
    »Ganz ruhig, Kleiner. Alles ist gut, und zwar dank dir. Ich war mit meinem Latein am Ende. Diese

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