PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche
verhalten als üblich. »Halt ein, Levian Paronn. Diesen Wahnsinn kann ich nicht dulden.«
»Du wirst müssen.« Mit schnellen Sprüngen war Levian bei der Terranergruppe, schnappte sich den Erstbesten und riss ihn mit sich, setzte ihm den Strahler an die Schläfe.
»Der Feuerleitoffizier der UMBERIA hat Anweisung, jeden auszuschalten, der eine Waffe gegen mich erhebt oder mich sonst wie angreift. Das hier ist nur eine weitere Vorsichtsmaßnahme.« Rückwärts gehend, näherte er sich dem Kontrollsegment. »Es tut mir Leid, dass es so enden muss. Ich habe die Zeit mit dir genossen, Hüter, und wäre lieber in Freundschaft geschieden. Aber egal. Ich kenne dich gut. Du wirst nichts riskieren, denn du ehrst das Leben, kannst den Tod dieses unschuldigen Mannes nicht verantworten. Ich schon. Sein Opfer wäre ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer für die Menschheit.«
»Von der du unzählige Generationen dazu verurteilst, niemals existiert zu haben. Wenn du das Zeitparadoxon herbeiführst, und damit die galaktische Geschichte derart gravierend veränderst, wird es keine Arkoniden geben. Keine Tefroder. Keine Terraner.«
»Die nicht; da hast du Recht, wie fast immer. Aber allerorten Lemurer. Lemurer, die sich über unsere und die benachbarten Ster-neninseln ausbreiten werden, ohne von den Bestien in ihrer Entwicklung gehemmt und brutal zurückgeworfen zu werden. Indem ich durch den Zeittransmitter gehe und die Waffe baue, bevor die ersten von euch die Milchstraße stürmen, verhindere ich unsägliches Leid und bringe all diesen Galaxien Frieden auf immerdar. Den Frieden Lemurias und Veehratos. In dessen Sinn ich handle, wie du weißt, Hüter Tolot, und in seinem persönlichen Auftrag.«
Er erreichte den schwebenden Würfel, überflog kurz die holografische Oberfläche mit den großen Symbolen, fing mit fliegenden Fingern der linken Hand zu programmieren an. Hayden Norwell hielt er nach wie vor im Würgegriff des rechten Arms, den Strahler an die Schläfe des schreckensstarren Prospektors gedrückt.
Solina verstand, verstand jetzt fast alles. Was Paronn immer gewollt hatte, war dieses Gebilde, das er einen Zeittransmitter nannte. Tolot war gerade eben davon in die Vergangenheit abgestrahlt worden, wo - oder besser:
wann - er den lemurischen Wissenschaftler treffen und sich später zum Hüter der Sternenarchen-Bewohner entwickeln würde. Irgendwann, irgendwie würde er, wie es in Paronns Diarium angedeutet worden war, von diesem ausgetrickst werden, mit Müh und Not die LEMCHA OVIR erreichen und im Kälteschlaf überdauern, bis er, zurück im Ichest-System, aus den Trümmern des Wracks steigen und mit der Space-Jet davonfliegen würde. Warum?
Klar - weil er, wie alle Haluter, ein Zeitparadoxon unbedingt vermeiden wollte. Er durfte Perry Rhodan nicht aufklären, damit die Zeitschleife nicht unterbrochen wurde. Damit alles so geschah, wie er es in Erinnerung hatte - da es für ihn bereits geschehen war. Sein »jüngeres Ich« musste vom Residenten zu Hilfe gerufen werden, alle Ereignisse mussten ganz genau so ablaufen, damit Tolot letztlich hierher nach Gorbas-IV gelangte und von sich selbst in das Abstrahlfeld geschubst wurde.
Levian Paronn aber scherte sich einen Dreck um Zeitparadoxa. Er war fest entschlossen, Geschichte zu schreiben, intergalaktische Geschichte.
Siedend heiß fiel Solina ein, dass sie in wenigen Sekunden, wenn Paronn ebenfalls in die Vergangenheit entschwunden war, keine Erinnerung mehr an all das besitzen würde. Möglicherweise existierte sie dann gar nicht, und falls doch, unter völlig anderen Umständen. Ohne Terraner gab es keinen Terranischen Residenten Perry Rhodan, keine PALENQUE, keinen »Geiselaustausch« mit der LAS-TOOR. Es würde auch keine Sternenarchen geben, denn wenn Levian Paronn vor fünf Jahrzehntausenden mithilfe der Waffe von Ichest schon den ersten Ansturm der Bestien zurückschlug, entbehrte das ganze gewaltige Projekt jeglicher Notwendigkeit. Die ganze Galaxis würde Lemuria heißen, und die benachbarten ebenso.
Und war das denn nicht ein erstrebenswerter Ausgang? Verstand sich Solina denn nicht im Grunde ihres Herzens als Lemurerin, so wie alle Akonen? Machte es einen Unterschied, ob in diesem Reich, dem größten und prosperierendsten, das die betroffenen Sternenin-seln je gesehen hätten, die akonische oder die lemurische Flagge wehte?
Nein.
Aber es machte einen Unterschied, ob ein Terraner namens Perry Rhodan geboren wurde oder nicht. Und das hatte wenig
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