PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias
wir in die Vergangenheit reisen, fügte er in Gedanken hinzu.
Es gab keine Sicherheit, dass auf Torbutan tatsächlich eine Zeitmaschine auf sie wartete. Sie hatten nur Indizien, bruchstückhafte Informationen, vage Hinweise... und die Hoffnung auf Erfolg.
»Keine Veränderung«, berichtete Palanker knapp, als Bardon die Zentrale betrat.
Der Kommandant unterdrückte einen erleichterten Seufzer. Offenbar waren sie den Bestienschiffen entkommen. Aber er durfte sich nicht dem Gefühl falscher Sicherheit hingeben. Die Galaxis war ein gefährlicher Ort. Überall bestand das Risiko, auf Einheiten der Bestien zu stoßen, die durch die Tamanien streiften und nach versprengten Schiffen der lemurischen Flotte suchten.
Bis sie das 87. Tamanium erreichten, konnte viel geschehen. Eine Menge Dinge konnten ihre Mission zum Scheitern bringen.
Bardon überließ Palanker weiter das Kommando und ging wieder in den Positronikraum, wo Ruun Lasoth noch immer an dem Computerterminal saß und die verstümmelten Dateien auswertete, die sie in der geheimen Forschungsstation des Suen-Klubs auf Zalmut geborgen hatten. Das raubvogelartige Gesicht des Wissenschaftlers wirkte noch düsterer als zuvor.
»Ich habe die Zalmut-Daten komplett analysiert«, sagte er grußlos wie stets, ohne auf den Angriff den Bestien und die kurze Halbraumphase einzugehen. »Und ich muss gestehen, dass ich inzwischen ernste Zweifel am Sinn unserer Mission habe.«
Bardon zog irritiert die Brauen hoch. Lasoth und Zweifel? Es passte nicht zu dem Mann, der vom Projekt Zeitmaschine geradezu besessen gewesen war und mithilfe seiner Verbindungen zu den Hohen Tamräten und der Flottenführung diese Mission überhaupt erst ermöglicht hatte.
»Was sind das für Zweifel?«, fragte der Kommandant.
»Wenn wir die Zeitmaschine finden, das Zeitexperiment wagen und die Gefahr, die von den Bestien ausgeht, in der Vergangenheit neutralisieren - müssten wir dann die Auswirkungen nicht schon jetzt spüren? Müssten die Bestien nicht längst verschwunden sein?«
Es war eine rhetorische Frage, und Bardon sagte nichts, beschränkte sich nur auf ein knappes Nicken, das Verständnis ausdrückte, und ließ sich am Nachbarterminal nieder.
»Dass sich nichts verändert hat, könnte darauf hindeuten, dass unsere Mission ein Fehlschlag wird«, fuhr Lasoth leise fort. »Dass es keine Zeitmaschine gibt oder wir nicht in der Lage sein werden, die Bestien in der Vergangenheit zu vernichten.«
Bardon versteifte sich. »Ich werde nicht aufgeben«, sagte er gepresst. »Nicht aufgrund irgendwelcher theoretischen Überlegungen.«
»Aus den Zalmut-Dateien geht hervor, dass auch Markam am Sinn eines Zeitexperiments zweifelte«, erklärte Lasoth. »Kennst du die Multiweltentheorie von Levian Paronn?«
»Sicher.« Bardon zuckte mit den Achseln. Er hatte von dem Wissenschaftler gehört. Paronn war zwar gut, zählte aber keineswegs zu den brillantesten Vertretern seiner Zunft. »Wenn ich mich recht erinnere, meint Paronn, dass das Universum nur ein winziger Teil eines unendlich verästelten Multiversums ist. Jede Handlung, jedes Ereignis führt dazu, dass sich das Universum aufspaltet - in eine Welt, in der es das Ereignis gegeben hat, und eine, in der es nicht geschehen ist.«
»Grob formuliert, aber durchaus korrekt«, sagte Lasoth mit seiner typischen Mischung aus Herablassung und Gönnerhaftigkeit. »Stimmt diese Theorie, könnte es in unserem Fall bedeuten, dass unser geplantes Zeitexperiment ebenfalls zu einer Aufspaltung des Universums führt. In eine Welt, in der das Experiment gelingt, und eine, in der es scheitert. Und wir« - er hob zum ersten Mal die Stimme -»leben in dem Teiluniversum, in dem das Experiment misslingen wird. In dem die Bestien noch immer ihr Unwesen treiben.«
Bardon schwieg. Lasoths Zweifel waren ansteckend, aber er durfte sich davon nicht beirren lassen. Er dachte wieder an seine Frau und seine Kinder, an all die Toten von Gunrar II und die zahllosen anderen Opfer des langen Krieges. Das Große Tamanium lag in Trümmern, und nur er konnte dafür sorgen, dass es wie Phönix aus der Asche neu entstand.
»Wir wussten von Anfang an, dass es nicht einfach werden wird«, sagte er schließlich. »Wir hatten nur die Hoffnung, das Geschehene ungeschehen zu machen, und von ihr werden wir uns auch weiter leiten lassen.«
»Aber Hoffnung ist vielleicht zu wenig, um unseren Erfolg zu garantieren«, warnte der Wissenschaftler. Mitgefühl glomm in seinen kalten, dunklen Augen
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