PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias
dem der lemurische Zeittransmitterkomplex verborgen war. Rechts und links stiegen schroffe, kahle Hänge in die Höhe und vor ihm, von fremdartigen Bäumen umgeben, die wie Gitterkonstruktionen aus schwarzem, stachelbesetztem Stahl aussahen, glitzerte im Sternenlicht das Wasser eines Bergsees. Er hatte eine trübblaue Färbung, die möglicherweise von Algen oder gelösten Mineralien stammte.
Das Summen des Detektors wurde lauter und dringlicher. Der Anzugcomputer projizierte an das Helmvisier eine schematische Abbildung des heranrasenden Objektes und blendete die Daten ein, die die integrierten Ortungssysteme gesammelt hatten. Ein Gleiter, schwer bewaffnet, von einem rötlichen Schutzschirm umgeben. Nach den Biowerten mussten sich vier Personen an Bord befinden.
Die Lemurer suchten noch immer nach ihm.
Natürlich. Er hatte nichts anderes erwartet.
Der Haluter rannte los, brach durch das Unterholz des kleinen
Hains und verschwand mit einem Sprung in den Fluten des Sees. Er sank wie ein Stein in die Tiefe und spürte Sekunden später schlammigen Grund unter den Füßen. Mit einem Tastendruck an den Hüftkontrollen aktivierte er die Deflektorfunktion des Anzugs und verhärtete die Molekularstruktur seines Körpers, um seine verräterischen Biowerte zu reduzieren.
Unsichtbar und zur Festigkeit eines Stahlblocks erstarrt, watete er reglos, den Blick nach oben gerichtet, durch die trüben Fluten, über denen die Sterne funkelten. Es dauerte nicht lange, bis ein Schatten das gebrochene, zerfaserte Sternenlicht verdunkelte. Der Gleiter wurde langsamer und schwebte dann bewegungslos über dem See.
Möglicherweise haben sie dich entdeckt, stellte sein Planhirn nüchtern fest. In diesem Fall bleibt dir nichts anderes übrig, als den Gleiter zu zerstören und zu hoffen, dass die Lemurer ihre Entdeckung noch nicht weitergemeldet haben.
Tolot fluchte lautlos.
Er konnte der Einschätzung und Schlussfolgerung des Planhirns nicht widersprechen, auch wenn sich alles in ihm dagegen wehrte, die vier Lemurer an Bord des Gleiters zu töten. Sie waren nicht seine Feinde. Sie hielten ihn irrtümlich für eine Bestie, das war alles. Und nicht nur moralische und ethische Erwägungen sprachen gegen ein gewaltsames Vorgehen, sondern auch die Gefahr eines Zeitparadoxons mit möglicherweise katastrophalen Folgen. Vielleicht waren diese Lemurer die Ahnen von Tefrodern, die später in Andromeda die geschichtliche Entwicklung entscheidend mitprägen würden. Wenn er diese Abstammungslinie auslöschte, konnte dies unabsehbare Konsequenzen für die Gegenwart des Jahres 1327 NGZ haben.
Dies ist nur eine Möglichkeit, erwiderte sein Planhirn mit der ihm eigenen Kühle. Eine andere ist die, dass erst dein Eingreifen in der Vergangenheit die Gegenwart, wie du sie kennst, gestaltet hat. Du kannst es nicht mit Sicherheit wissen. Dir bleibt nur, das zu tun, was nötig ist, um dein Leben zu schützen. Denn wenn du in der Vergangenheit stirbst, wird dies tatsächlich gravierende Auswirkungen auf die Gegenwart haben.
Tolot verzichtete auf eine Erwiderung. Die Argumente des Planhirns waren stichhaltig, aber sie reichten nicht aus, um seine Zweifel zu zerstreuen.
Denk an deine erste Reise in die Vergangenheit, riet das Planhirn, mit der CREST-III. Nichts von dem, was Perry Rhodan und deine anderen Begleiter damals getan haben, hat in irgendeiner Form die Gegenwart beeinflusst.
Aber stimmt das wirklich?, fragte sich Tolot. Vielleicht hatte es doch Veränderungen gegeben, und sie hatten sie nur nicht bemerkt, weil ihre Eingriffe in das Gefüge der Zeit auch jede Erinnerung an die ursprüngliche Realität ausgelöscht hatten.
Das ist denkbar, bestätigte das Planhirn, doch für dein Handeln irrelevant. Du musst überleben. Nur das ist wichtig. Alles andere ist von sekundärer Bedeutung.
Der Gleiter über ihm bewegte sich noch immer nicht von der Stelle. Resignierend fand sich Icho Tolot mit dem Gedanken ab, den Rat des Planhirns zu befolgen und den Gleiter zu zerstören, um sein Leben zu schützen. Er wollte gerade seine Molekularstruktur zurückverwandeln und zum Angriff übergehen, als sich der Schatten über ihm abrupt in Bewegung setzte. Die virtuelle Umgebungsprojektion an der Innenseite seines Helmvisiers zeigte ihm, wie der Gleiter am nördlichen Berghang hinaufflog und hinter dem Gipfel verschwand.
Tolot entspannte sich. Glück gehabt!, dachte er erleichtert.
Dieses Glück wird nicht von Dauer sein, warnte das Planhirn. Die Lemurer werden
Weitere Kostenlose Bücher