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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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erwarteten sie, auf Vertraute zu treffen.«
    »Die Übersetzung ist fehlerhaft«, behauptete Pellew. »Ohnehin lässt ihre Sprache nur noch wenige Gemeinsamkeiten mit dem Le-murischen in unseren Datenspeichern erkennen.«
    »Ich schließe einen Übersetzungsfehler aus«, widersprach Utan. »Das wäre unlogisch, denn sie hätten fliehen können. Wenn ihr
    Schiff über gute Beschleunigungswerte verfügt, wäre ihnen ein Entkommen möglich gewesen. Ich glaube auch, dass sich viel mehr mehr verändert hat, als wir ahnen.«
    »Fünfzig Jahrtausende sind eine lange Zeit«, pflichtete Lissos bei.
    »Für Lemurer - nicht für uns. Sie altern so wahnsinnig schnell. Aber zweifellos ist das auch der Grund für ihre extreme Vermehrungsrate.«
    »Dann ist die Galaxis heute voll von ihnen«, folgerte Utan. »Und sie haben sich auch über Karahol, die Zweite Insel, ausgebreitet.«
    »Die Tamanien der Lemurer nahmen eine schnelle Aufwärtsentwicklung.« In Lissos erwachte immer mehr Wissen über die Vergangenheit. Jeder von ihnen verfügte über diese Informationen. »Zudem konnten sie uns jahrzehntelang widerstehen, bis der Einsatz von Paratronschirmen und Intervallkanonen ihren Untergang herbeiführte.«
    »Das ist falsch!«, sagte Utan. »Sie können niemals völlig verschwunden sein.
    Dann hätte es keine Notwendigkeit gegeben, uns zu erschaffen.« Er rammte Lissos die Faust gegen die Brust. »Warum starrst du mich so an?«
    Lissos schwieg. Er konzentrierte sich auf die Überlegungen seines Planhirns, das ihm die Unstimmigkeit zeigte: Die besiegten Lemurer hatten es geschafft, sich zu neuer Bedeutung aufzuschwingen, und offensichtlich hatten sie die Haluter zu ihren Verbündeten gemacht. Was war geschehen? »Wir greifen an!«, befahl er. »Das lemurische Schiff darf aber nicht völlig zerstört werden.«
    Zwei Intervallkanonen feuerten.
    Deutlich war die Trefferwirkung zu erkennen. Die fokussierten fünfdimensionalen Stoßfelder durchschlugen den gegnerischen Schutzschirm und zertrümmerten in mehreren Salven die untere Schiffshalbkugel.
    Die Lemurer schienen von dem Angriff völlig überrascht zu werden. Sie setzten sich nicht zur Wehr.
    »Kein Notruf«, stellte Pellew ungläubig fest. »Das macht es uns leichter, wenigstens einige von ihnen zu schonen.«
    Lissos fragte sich, wie lange dieser Zustand anhalten würde. Hoffentlich lange genug, bis die uneingeschränkte Schlagkraft aller Ar-senale zur Verfügung stand. Denn falls sich seine Befürchtungen bewahrheiteten, galt es nicht nur, gegen Lemurernachfahren zu kämpfen, sondern auch gegen Haluter.
    Der Gedanke, das Wrack nach Paggosh zu bringen, verglühte mit den Trümmern, die eine heftige Explosion in den Raum schleuderte. Deutlich war das atomare Feuer zu erkennen, das sich im Konglomerat der unteren Schiffshälfte ausbreitete. Die grelle weiße Glut fraß sich rasend schnell vorwärts.
    Zwei kleine Flugkörper verließen das Wrack in Äquatorhöhe. Der geringen Größe nach zu schließen, handelte es sich um Rettungskapseln, in denen ein oder zwei Lemurer Platz fanden.
    »Wir haben die Fahrzeuge in der Ortung und fangen sie mit Traktorstrahlen ein«, erklang es in Lissos' Helmfunk.
    Die knappe Mitteilung war von dem zweiten Raumer gekommen. Flüchtig schaute Lissos sich um, doch konnte er ohne Hilfsmittel nicht einmal die Rettungskapseln ausmachen.
    Augenblicke später schlug er nahezu ungebremst auf dem Wrack auf. Wenige Schritte neben ihm krachte Lev Utan auf den Rumpf. Der Atombrand war hinter dem stählernen Rund ihrer Beobachtung entzogen; allerdings stand ihnen ohnehin nicht mehr viel Zeit zur Verfügung. Möglicherweise sprang die Glut im Schiffsinnern noch schneller als befürchtet von Deck zu Deck über.
    Mit mehreren Schüssen aus den tragbaren Intervallstrahlern brachen sie den Rumpf auf. Die ausströmende Atmosphäre bewies, dass es noch drucksichere Deckabschnitte gab. Ein weißer Hauch schlug sich auf der Außenhülle nieder.
    Lissos stürmte voran. Mit ungestümer Wucht durchschlug er Schotten und Wände, und mehrmals registrierte er explosive Dekompressionen. Doch er achtete kaum darauf. Falls sich Lemurer ohne den Schutz eines Raumanzugs in abgeschlossene Räume gerettet hatten, konnte er sie ohnehin nicht von Bord bringen.
    Utan hatte eine andere Richtung eingeschlagen. Er meldete, dass er einen von vermutlich mehreren Hangars mit Rettungskapseln erreicht hatte. Lediglich zwei Kapseln fehlten.
    Augenblicke später stieß Lissos auf den ersten Toten.

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