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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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unwilligen Handbewegung unterbrach er die Funkverbindung. Tief atmete er ein und hielt den Atem lange an, bevor er ihn rasselnd wieder ausstieß. Die Lippen hatte er fest zusammengepresst, sie bildeten nur noch zwei schmale, blutleere Striche. Dann schlug er sich die Hände vors Gesicht.
    Minutenlang stand er so da. Er registrierte, dass es in der Zentrale der UMBERIA leiser wurde, bis schließlich kein Laut mehr zu hören war. Die meisten Offiziere reagierten verwirrt; sie hatten keine Ahnung, was ihn bewegte.
    Paronn schüttelte sich. Als er endlich wieder aufschaute, waren seine Augen gerötet. In dem Moment wirkte er wie ein Mann, der völlig die Orientierung verloren hatte. Mit beiden Händen massierte er seine Kiefergelenke. Schließlich gab er sich einen merklichen Ruck. »Wir ziehen uns zurück! Es gibt keine Veranlassung, länger im Gorbas-System zu bleiben.«
    »Kurs Drorah?«, fragte der Erste Offizier. »Wir müssen den Regierenden Rat über die Bestien informieren.« Tief atmete er ein. »Es ist... Ich kann das einfach nicht glauben. Aber das kann wohl noch keiner an Bord. Bestien!« Wie einen Fluch stieß er das Wort aus. »Woher kommen sie? Was wollen sie? Wir haben drei Schiffe verloren, weil sie so überraschend zugeschlagen haben. Wären wir gewarnt gewesen... «
    Paronn zögerte nur einen Moment. »Wir sind jetzt gewarnt! Deshalb gehen wir auf Patrouillenflug Richtung Westside.«
    »Kurs auf den Sektor, in dem die ersten Sternenarchen aufgebracht wurden?«, fragte der Ma-Techten überrascht.
    Der Kommandant überging die Frage. »Ich erwarte äußerste Präzision der Funküberwachung und der Ortung! Über alles Außergewöhnliche will ich umgehend informiert werden.«
    »Wir sollen weitere Archen aufspüren?«
    »Nein, das haben wir nicht nötig. Ich erwarte Hinweise auf ein umfassenderes Wirken der Bestien. Sie sind nicht nur im Gor-bas-System.«
    Das schlug ein wie eine Bombe.
    »Woher kommen die Bestien?«
    »Vermutlich aus der Vergangenheit«, sagte der Kommandant schwer. »Aus der Zeit, als unsere Ahnen mit letzter Kraft um ihr Überleben kämpften. Diese schwarzhäutigen Kampfmaschinen kennen keine Gnade, machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Soldaten. Wer ihnen in den Weg kommt, wird umgebracht; es ist, als hätte die Hölle sich aufgetan und diese vierarmigen Mordmaschinen ausgespien. Sie sind die fürchterlichste Heimsuchung, die unsere Galaxis je über sich ergehen lassen musste.«
    Auf der UMBERIA hatte ta Mentec stets als ruhiger und überlegt handelnder Kommandant gegolten. Doch nun hatte er sich in einen Zorn hineingesteigert, der allen fremd war.
    »Das klingt beinahe, als hättest du diese Bestien bereits selbst im Kampf erlebt«, sagte der Erste Offizier.
    »Ich interessiere mich schon immer für die Geschichte des Großen Tamaniums. Das sollten alle, die mehr oder weniger direkt von den Lemurern abstammen. Aber wen kümmern heute noch die eigenen Wurzeln? Terraner und Arkoniden gehen belanglos darüber hinweg, nur wir Akonen haben noch den alten Stolz bewahrt...«
    »Der Große Krieg liegt eine Ewigkeit zurück«, protestierte einer der Offiziere. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Geschehen von einst heute noch eine Bedeutung hat.«
    »Eine Ewigkeit?«, entgegnete Levian Paronn. »Der Krieg hat uns eingeholt! Er ist wieder Gegenwart!«
    »Es tut sich was«, sagte Omer Driscol so behäbig, als ginge ihn das alles herzlich wenig an. Er lümmelte in dem Kontursessel, als hätte er weiß Gott keinen Platz darin; dabei fiel der knapp zwei Meter große Mann keineswegs aus der Norm. Mit einer Hand bediente er die holografische Tastatur über seiner Konsole.
    »Omer Driscol - Sir!«, rief eine gereizte Stimme. Ob Mann oder Frau war nur schwer herauszuhören. »Ich erwarte eine halbwegs anständige Meldung. Irgendwann solltest das sogar du kapiert haben.«
    »Natürlich, Ma'am.«
    Der Ortungsspezialist der PALENQUE dachte dennoch nicht daran, seine verdrehte Haltung aufzugeben. Er hob nur den Kopf und neigte den Oberkörper etwas nach vorn, als könne er sich auf die Weise ein besseres Blickfeld verschaffen.
    »Erst ballert irgendwer auf Nummer vier rum - ich meine unsere Leute und die Bestienraumer, die wir auf dem Schirm hatten -, dann liefern sich die Akonen ein heftiges Gefecht, aber ganz sicher nicht mit unseren ... «
    »Bekannt!«, wehrte die Kommandantin ab. »Die Meldung, Omer!«
    Driscol kratzte sich ausgiebig den Nacken. Seine stoische Ruhe war an Bord des

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