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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Der Mann schwebte inmitten einer Blutwolke unter der Decke eines Ringkor-ridors, sein Helm war halb nach vorn geklappt, doch er hatte es nicht mehr geschafft, ihn zu schließen.
    Lissos rannte in Richtung Zentrale. Die Schwerelosigkeit an Bord des Wracks behinderte ihn nicht, der Mikrogravitator seines Kampfanzugs erzeugte die gewohnten Werte. Bei den lemurischen Schiffen hatte die Zentrale stets im Schiffsmittelpunkt gelegen. Ion ging davon aus, dass sich daran nichts geändert hatte.
    Im schnellen Lauf durchbrach er zwei Wände - und sah den Fremden. Nicht mehr als zwanzig Schritte war der Lemurer von ihm entfernt. Deutlich konnte Lissos erkennen, dass der Mann die Augen aufriss und ihn anstarrte. Er schien etwas zu rufen, aber falls seine Worte nach außen übertragen wurden, blieben sie im Vakuum unhörbar.
    Der Mann machte einen verwirrten Eindruck auf Lissos; ohnehin wirkte er überaus zerbrechlich und reichte ihm nicht einmal bis unter die Brustarme. Einen Moment lang versuchte Lissos, alles gleichzeitig in sich aufzunehmen. Immerhin war sein Gegenüber der erste lebende Lemurer, den er sah. Er fragte sich, ob seine Vorstellung der Wirklichkeit entsprach. Auf gewisse Weise erschien ihm dieses Wesen noch weitaus verletzlicher, als er es den Kriegsberichten aus der fernen Vergangenheit entnommen hatte. Er wunderte sich, dass diese zweiarmigen Kreaturen so lange hatten widerstehen können. Und vor allem, dass sie bis heute überlebt hatten.
    Unschlüssig machte der Lemurer einen Schritt auf ihn zu. Der Mann sagte wieder etwas, dann deutete er mit einer Hand in die Höhe.
    Länger durfte er nicht warten. Lissos riss die Arme zur Seite, eine Faust krachte gegen die Seitenwand, beulte den Stahl ein und fetzte ihn auf. Fast gleichzeitig zuckte der Lemurer zusammen. Seine Hand glitt zur Hüfte und zerrte einen Thermostrahler hoch.
    Lissos warf sich vorwärts, als der Glutstrahl ihn traf und seinen Schädel umloderte. Brüllend stürmte er weiter, dem Lemurer hinterher, der sich gleichzeitig zur Flucht wandte. Zwei, drei weit ausgreifende Sätze auf allen vieren, und er hatte den Mann erreicht und riss ihn mit einer ausholenden Armbewegung an sich. Die Waffe des Lemurers wirbelte davon.
    Lissos hetzte weiter. Im Helmfunk hörte er eine Warnung; Pellew meldete schnell steigende Energiewerte. Augenblicke später eine Explosion, vermutlich die letzte Speicherbank. Das Wrack erzitterte. Dann schoss eine brodelnde Glutwolke heran.
    Lissos stieß sich ab. Allein von der Kraft seiner Sprunggelenke getragen, stieg er in die Höhe und durchbrach die Zwischendecke. Alle vier Arme hatte er schützend um den Lemurer gelegt, und so holte ihn die Feuerwalze ein und jagte über ihn hinweg.
    »Raus aus dem Schiff!«, brüllte Utan. »Das geht nicht mehr lange gut!«
    Lissos konnte nicht erkennen, ob sein Gefangener Schaden genommen hatte. Noch immer hielt er den schmächtigen Körper an sich gedrückt, und er löste seine Umklammerung erst, als er mit einem letzten Sprung das Wrack verließ.
    Viel zu langsam entfernte er sich von dem irrlichternden Glutball. Mittlerweile hatte der Atombrand die Außenhülle erfasst und fraß sich in alle Richtungen weiter. Mehrere sich verdichtende Glutfelder ließen erkennen, dass die deformierte Kugel bald auseinanderbrechen würde.
    Endlich registrierte Lissos, dass ein starker Traktorstrahl nach ihm griff. Gleich darauf wurde er in der Schleuse seines Schiffes abgesetzt.
    Mit einer Hand schob er den Lemurer von sich. Der Mann lebte noch, sein Anzug hatte standgehalten. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er Lissos an. Unbewegt. Nur dazu imstande, ihn anzusehen.
     

7
    Mit einem unbehaglichen Gefühl registrierte Perry Rhodan den verbissenen Blick, mit dem Hayden Norwell erneut in die Richtung schaute, in der er die Space-Jet vermutete.
    »Natürlich ist das eine verdammt dicke Suppe ...«, schimpfte der Prospektor. »Aber wir dürfen die Jet nicht verlieren. Sie ist ein kleines Vermögen wert.«
    »Wie viel ist dir dein Leben wert?«, fragte Solina Tormas.
    Norwell winkte ab. »Frag die, die uns das eingebrockt haben. Bei mir bist du damit an der falschen Adresse.«
    Rhodan hantierte an seinem Kombiarmband. Die holografische Anzeige über seinem linken Handgelenk baute sich zwar auf, doch die Projektion war alles andere als stabil. »Die Störungen sind unverändert intensiv. Die Ortung zeigt allerdings noch einen Zugang in die Station. Drüben bei den Felsen. Bis dahin schaffen wir es

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