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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nicht geboren?«, fragte der Terraner. »Ist es das, weshalb du sie so deutlich wahrnimmst?«
    »Ja. Vielleicht. Ich will zu ihnen.«
    »Wir gehen zu ihnen«, sagte Rhodan. »Aber unter einer Bedingung: Du gibst sofort unsere Freunde frei und wirst nie wieder versuchen, einen von uns zu beeinflussen! Haben wir uns verstanden?«
    Boryk nickte heftig, schwieg aber.
    »Und ab sofort werde ich dich eine Zeit lang tragen«, stellte Perry in einem Tonfall fest, der keinen Widerspruch duldete.
    »Dieses kleine Monstrum...« Norwells Aufbrausen bewies, dass Boryk die mentale Beeinflussung aufgegeben hatte.
    Rhodan stoppte den Prospektor mit einer unmissverständlichen Handbewegung. »Wir gehen nach unten«, sagte er. »Es sei denn, du willst doch hier oben warten.«
    »Worauf? Dass vielleicht einer von euch aus der Bestienstation zurückkommt?«
    »Da unten warten Bestien auf uns. In der Tat«, sagte Tolot. »Und völlig egal, ob geboren oder nicht, sie sind und bleiben Bestien!«
    »Hüter«, schluchzte Boryk. »Ich spüre, dass sie Hüter sind. So wie du, großer Riese.«
    Rhodan nickte stumm. Boryk kannte die Statue des Hüters aus der NEANN-OCIS. Für ihn waren alle sechsgliedrigen, schwarzhäutigen Kolosse mit Hütern gleichzusetzen. Diese Vorstellung war tief in seinem Unterbewusstsein verankert und gehörte zu seinem Weltbild. Sie war schlicht unumstößlich.
     

8
    Die Sterne schwiegen.
    Ihr Licht war kalt und gnadenlos. Milliarden Jahre der Entwicklung lagen hinter ihnen, und sie hatten gesehen, wie Anziehungskräfte aus kosmischer Materie Planeten geformt hatten. Anfangs waren es lebensfeindliche und tote Welten gewesen, aufgeheizt und von kosmischer Strahlung verbrannt.
    Doch in langen Zeiträumen ablaufende chemische Prozesse hatten diese Wüsten verändert und eines Tags erste Organismen entstehen lassen - Einzeller, die sich organisierten und plötzlich spezielle Aufgaben erfüllten. Leben war herangewachsen, so unglaublich vielfältig in seiner Erscheinungsform, dass ein Großteil wohl für alle Zeit unentdeckt und unerforscht bleiben musste.
    Die Sterne schwiegen dazu. Sie interessierte nicht, ob ein Teil dieses Lebens, das sie hervorgebracht hatten, in den Lauf der Evolution eingriff und sich anschickte, die Zeit und die Geschichte zu verändern.
    Das waren gefährliche Experimente ...
    Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigte ein derart verbrecherisches Tun. Wer die Zeit beeinflusste, störte den Kosmos. Wer sie veränderte, machte fest Gefügtes ungeschehen und pervertierte das Universum.
    Wer waren diese Kreaturen, nannten sie sich Okefenokees oder Lemurer oder sonst wie, dass sie sich anmaßten, derart mit der Schöpfung zu spielen? Sie riskierten, dass von einem Atemzug zum nächsten nichts mehr so war, wie es einmal gewesen war.
    Ion Lissos schauderte nicht nur bei diesen Überlegungen, er fror innerlich.
    Ein drohendes Grollen drang aus seinem Rachen. Seit den ersten Zeitexperimenten der Lemurer waren rund fünfundfünfzigtausend lemurische Jahre vergangen; die Berechnungen anhand markanter Sternkonstellationen lagen mittlerweile vor. Damals hatte die Erste Schwingungsmacht reagiert und an die dreihundert Millionen
    Kämpfer in diese Galaxis entsandt, um zu retten, was zu retten war. Der Krieg gegen die Lemurer war von Anfang an ein gerechter Krieg gewesen, eine unglaubliche Materialschlacht.
    Jetzt endlich, davon war Lissos überzeugt, und sein Planhirn widersprach dem nicht, würde die Entscheidung fallen.
    Zeitexperimente waren verheerender als jedes von intelligenten Gehirnen ersonnene Waffensystem. Weil sie lautlos und effektiv töteten und jede Zivilisation auslöschen konnten, einfacher, als zertrete man einen Wurm unter dem Absatz... Schon eine scharfe Klinge, im richtigen Moment geführt, konnte Galaxien umspannende Imperien auslöschen, und dann hatten sie nie existiert.
    »Entsetzlich!« Lissos wölbte sein Stirnauge vor und betrachtete die eben entstandene holografische Wiedergabe des arsenalnahen Weltraums. Noch immer ließ er sich ablenken. Zu begreifen, dass einzelne Völker derart unbekümmert mit dem Leben spielten, fiel ihm schwer. Sie starben lieber, als von ihrem verbrecherischen Tun abzulassen. Noch nach Jahrzehnten des blutigen Krieges waren schwache Zeitverschiebungen in einzelnen Tamanien registriert worden. Das sagten jedenfalls die Speicherdaten aus, auf die jeder neu erweckte Gerechte Zugriff hatte.
    Von welchen Motiven hatten sich die Lemurer leiten

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