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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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lassen?
    Überheblichkeit?
    Dummheit?
    Mordgier?
    Oder einfach nur vom Streben nach Macht? Lissos wusste es nicht und, wenn er es recht bedachte, war die Antwort auch unerheblich. Einzig und allein die Beseitigung dieser Gefahr zählte. Die Erste Schwingungsmacht hatte mit der Entsendung ihrer Truppen richtig gehandelt.
    Die Bildwiedergabe zeigte in farbiger Hervorhebung den nur langsam verwischenden Bereich energetischer Schleier und veränderter Materiedichte. Beides waren eindeutige Spuren, die das Ende des lemurischen Raumschiffs dokumentierten und den Weg nach Paggosh wiesen. Ausschließlich sein Ordinärhirn nahm diese Eindrücke auf; das Planhirn befasst sich noch mit dem Begriff der Ersten Schwingungsmacht. Lissos akzeptierte schließlich, dass er über die eigenen Wurzeln kein weiteres Wissen besaß. Seinem Volk war schon immer die Aufgabe zugekommen, Zeitverbrecher zu bestrafen; auch gegen die Okefenokees hatte es einen Feldzug gegeben.
    Necc Magot meldete sich über Funk.
    »Ich glaube nicht mehr, dass dieses kleine Schiff die Vorhut einer Angriffsflotte war«, stellte der Alte unumwunden fest. »Die Lemurer hätten sich die Chance zu einem schnellen Vernichtungsschlag nicht nehmen lassen.« Grollend fuhr er fort: »Der Bestätigungsimpuls eines weiteren Arsenals ist eingetroffen.«
    »Sind Ausfälle zu erkennen...?«
    »Damit hast du dich nicht zu belasten. Dir obliegen die Kontrolle des Aufzuchtsprogramms und die Analyse der heutigen Lemurer. Vor allem müssen wir in Erfahrung bringen, ob erneut Zeitexperimente stattgefunden haben. Die Lemurer dürfen keine Gelegenheit erhalten, die Vergangenheit zu manipulieren.«
    Das bedeutete den baldigen Angriff, sobald eine ausreichende taktische Stärke hergestellt war. Also Okkupation der wichtigsten Welten, ihre Vernichtung eingeschlossen. Keinesfalls durften die Lemu-rer Gelegenheit für Manipulationen erhalten, mit denen sie die Existenz der Zeitgerechten infrage stellen konnten.
    Lissos schüttelte sich. Es war ein erschreckender Gedanke, nie gelebt zu haben, obwohl sein Leben bisher nicht einmal nach Tagen zählte. Erschaffen worden zu sein und dann... nichts. Noch schneller ausgelöscht als geboren, weil andere es so wollten, Kreaturen, die nicht wussten, was Leben bedeutete und wie es sich anfühlte. Die allein ihrem ungezügelten Wissensdrang folgten und denen es egal war, was sie auf ihrem Weg zerstörten.
    Sie waren grauenvoll. Ein anderes Wort fand Lissos nicht, doch es sagte alles über die lemurischen Verbrecher aus.
    Unzufrieden in seiner Nachdenklichkeit löschte er die Außenbeobachtung und widmete sich wieder den Kontrollen der weitläufigen Geburtshallen und Hangars. Er sah zwar Fortschritte, aber noch kein Leben. Die in den Fels gefrästen Schachtsysteme und Tunnel, die zum überwiegenden Teil natürliche Hohlräume integrierten, wirkten verlassen. Als wäre irgendwann die Zeit stehen geblieben.
    Tausende massiver Tankanlagen, in denen neues Leben heranreifte, bestimmten das Bild. Inmitten der weitgehend naturbelassenen Umgebung wirkten sie wie Fremdkörper. Aufgequollene Blasen auf dem nackten Fels, durch Rohrleitungen miteinander verbunden, in denen Nährflüssigkeit zirkulierte.
    Seit einer kleinen Ewigkeit hatte sich hier nichts verändert. Es gab keine Roboter, die Überwachungsfunktionen ausgeübt hätten, nicht einmal große Rechenanlagen, die steuernd in die vielfältigen Entwicklungsprozesse eingegriffen hätten. Unter dem Aspekt, verräterische Emissionen zu vermeiden, war die Natur sich selbst überlassen worden. Die neue Generation der Zeitgerechten reifte in den Tanks nur wenig anders heran als auf natürliche Weise im Leib eines Elters. Sie waren eingeschlechtlich und konnten die Entstehung eines Kindes durch willentliche Beeinflussung ihrer Körperfunktionen herbeiführen. Während des Krieges gegen die Lemurer hatten nur sehr wenige Zeitgerechte versucht, sich zu reproduzieren. Deshalb, hieß es, war ihre Zahl bald geringer geworden. Aber auch die Lemurer hatten ihre Verluste nicht einmal annähernd ausgleichen können.
    Lissos war gespannt darauf, zu erfahren, welche Zahl die Population der Gegner heute erreicht hatte. Zweifellos ein Vielfaches der Größe von einst.
    Hatten sie alle anderen Völker ihrer Galaxis unterdrückt? Vielleicht sogar mit Zeitmanipulationen ausgelöscht?
    »Wieso?« Lissos brüllte die Frage, seine Fäuste donnerten auf die Kontrollkonsole. Es gab eine Lücke in seinen Informationen, und das gefiel ihm

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