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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Seiten, als erwartete er, jeden Moment angegriffen zu werden. Ein klein wenig senkte er die Waffe, als Sharita Coho und Catchpole zu ihm aufschlossen.
    »Und?«, fragte die Kommandantin knapp.
    Franty deutete mit dem Strahler nach vorn. »Ich hätte nie geglaubt, dass jemand einen Haluter so zurichten kann.«
    Der schwarzhäutige Riese war hinter einer höheren Mauer zusammengebrochen. Was hier einmal gestanden und welchem Zweck es gedient hatte, ließ sich ohne Analyse nicht sagen. Wohl wegen dieser Mauer war der Leichnam von der PALENQUE aus noch nicht entdeckt worden.
    Sharita achtete darauf, dass sie nicht in die Reichweite des Riesen gelangte. Obwohl sie sich einzureden versuchte, dass ein toter Ha-luter keiner Fliege mehr etwas zuleide tat.
    Sie glaubte nicht, dass der reglose Körper wirklich Tolot sein sollte. Ungläubig blickte sie auf die von Wunden übersäte lederartige Haut. Es fiel ihr schwer, Icho Tolot, den sie erst vor Kurzem kennengelernt hatte und den sie ansonsten nur von Holoaufnahmen und aus dem Trivid kannte, wirklich zu identifizieren. Wie für die meisten Menschen sah auch für sie ein Haluter beinahe wie der andere aus.
    Der halbkugelförmige riesenhafte Schädel hing gut zwei Handspannen über dem Felsboden in der Luft. Da der Kopf ohne Halsansatz auf den massigen Schultern saß, konnte er nicht zur Seite kippen. Der dünnlippige Rachen mit dem Raubtiergebiss stand eine Handbreit offen, ein Anblick, der Sharita frösteln ließ. Einige Sekunden lang glaubte sie zu ahnen, was Menschen empfanden, denen ein solcher Gigant feindlich gegenüberstand. Die Haluter waren Kampfmaschinen, unglaublich schnell, wenn sie sich zum Laufen auf die Brustarme niederließen, und selbst modernen Kampfrobotern überlegen. In den banalen Trivid-Serien, die auf vielen Welten der LFT mittlerweile Kultstatus erlangt hatten, mussten Haluter zumeist als Ausputzer in den unglaublichsten Situationen herhalten.
    Alle drei Augen waren weit geöffnet. Sharita schauderte, denn sie hatte plötzlich das Gefühl, dass der Haluter sie anstarrte.
    »Er ist tot«, wiederholte Franty.
    »Und wo sind die anderen, Hartich, Isaias, Hayden, Rhodan ...?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Tolot trug einen roten Kampfanzug«, sagte Catchpole.
    »Siehst du noch einen Gewebefetzen?«, fragte die Kommandantin. Tatsächlich waren von dem Kampfanzug nur noch die Metallversteifungen übrig, und sogar sie wirkten ausgeglüht. Wie die lederartige Hautschicht des Körpers ebenfalls.
    »Ich glaube nicht, dass das Icho Tolot ist.« Sharita zögerte. »Eher schon eine der Bestien, und Tolot hat sie getötet.«
    »Du glaubst...?«
    »Hilf mir, ihn umzudrehen, Teodora. Auf dem Rücken wird der Kampfanzug wohl noch halbwegs erhalten sein.«
    Franty starrte sie ungläubig an. »Du meinst... einfach so ..? Wieder brachte er den Satz nicht zu Ende.
    »War nur Spaß.« Die Kommandantin seufzte. »Ich hoffe, du bringst noch anderes über die Lippen als nur du glaubst und du meinst.«
    »Du hast recht«, begann Franty, aber Sharita achtete nicht darauf, was er sonst noch sagte. Vergeblich versuchte sie sich ins Gedächtnis zurückzurufen, ob der linke Brustarm des Riesen eben schon derart stark angewinkelt gewesen war.
    »Verdammt!«, rief Catchpole. »Was ist das für Gemüse?«
    Zwei dünne Tentakel hatten sich um seinen Stiefel gewunden. Sie zerrissen zwar, als er einen Schritt zur Seite machte, doch das grüne Zeug war überall. Ringsum wucherte es wie ein dichter Teppich empor. Auch auf der Mauer wogte mit einem Mal üppiges Grün.
    »Die Pflanzensporen wachsen erstaunlich schnell«, stellte Sharita fest. Ein rascher Blick zeigte ihr, dass sich rundum bereits eine wogende Grasfläche erstreckte. Sogar unter dem Bestienkörper spross das Grün wie Unkraut hervor.
    Sie stutzte, kniff die Brauen zusammen und wandte sich ruckartig wieder dem vermeintlichen Haluter zu.
    »Genau das bilde ich mir auch ein«, sagte Franty neben ihr, bückte sich und riss ein Büschel der Schlingpflanzen aus, die sich an seinem Unterschenkel emporwanden. Mit einer weit ausholenden Bewegung warf er das zuckende Grün zur Seite. »Seine Faust war geschlossen, als wir kamen«, fuhr er fort und deutete auf den linken Handlungsarm des Riesen. »Inzwischen kannst du alle sechs Finger erkennen.«
    Der Koloss starrte sie an. Sharita glaubte, ihr Herzschlag müsse aussetzen, als sie tatsächlich den stechenden Blick aus zwei der glühend roten Augen auf sich gerichtet sah. Ein unheilvolles

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